Rolf Torring 010 - Die Feuer-Priester
denn in den Feldern sollen auch massenhaft Cobras vorkommen. Na, wie gefallen Ihnen nun die Aussichten?"
„Sehr gut, lieber Hoddge", lachte Rolf. „Zum Tempel müssen wir doch unbedingt zurück, oder wollen Sie etwa die junge Frau in den Händen dieser fanatischen Priester lassen? Na also, da schütteln Sie ganz energisch den Kopf. Und ich bleibe nach wie vor bei meiner Ansicht, daß wir an der Nordspitze landen, denn am Tage werden uns die Tiger schon in Ruhe lassen.
Und vor allen Dingen werden dort sicher keine Wachen stehen, und die Priester werden uns von dieser Seite kaum erwarten, da sie sich auf die Tiger verlassen werden. Sie wissen doch selbst, daß große Raubkatzen im allgemeinen den Menschen aus dem Wege gehen, wenn sie nicht gereizt werden oder plötzlich mit ihnen zusammentreffen." „Das stimmt schon", meinte der Kapitän bedenklich, „aber ich möchte wetten, daß gerade diese Tiger höchst unangenehme Charaktere haben und sicher stets plötzlich auf uns stoßen werden."
„Nun, dann müssen wir sehen, wie wir am besten mit ihnen fertig werden, möglichst ohne unsere Schußwaffen zu gebrauchen!"
„Na, dann gehen Sie aber voran und versuchen Sie, die Bestien mit dem Messer totzustechen. Ich möchte es jedenfalls nicht probieren."
„Oh, es genügt, wenn Pongo mit seinem Speer voran geht", meinte Rolf, „ihm macht es sicher nichts aus, einen Tiger mit dieser furchtbaren Waffe zu erlegen. Sie haben ja gesehen, wie schön er vor der Hütte des .Heiligen' die Bestie erledigte."
„Ja, das war allerdings eine unglaubliche Tat", sagte Hoddge bewundernd, „so etwas hätte ich nie geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Na ja, jetzt erscheint es mir auch leichter möglich, daß wir uns mitten zwischen den Bestien durchschlagen können. Aber wir müssen uns beeilen, wenn wir noch bei Tageslicht hinkommen wollen. Der Weg ist lang, und vor allen Dingen hält das Dickicht auf."
„Trotzdem muß ich erst noch beim ,Heiligen' Station machen", erklärte Rolf, „ich bin überzeugt, daß die Priester ihn beseitigt haben. Und das will ich prüfen. Hoffentlich ist er noch am Leben, denn ich gebrauche ihn ganz dringend." „Nanu, wie wollen Sie denn über den Menam?"
„Mit einem schmalen Floß. Da ich allein hinüber will, sind nur einige Rohre notwendig, die mir Pongo schnell abschlagen wird."
„Na, und wenn noch Priester in der Nähe sind und Sie beobachten?"
„Dann werden sie mich auch wieder abfahren sehen. Natürlich lande ich bald wieder an diesem Ufer und komme schnell herauf."
„Und wenn Sie solchen Giftbolzen bekommen?" „Das wäre allerdings sehr unangenehm. Aber ich werde mich schon vorsehen. Wenn ich den Moskitoschleier herablasse, wird das feine Gewebe auch einen Bolzen auffangen, denn so kräftig wird wohl kein Priester blasen können."
„Na, Ihnen abzuraten hat ja doch keinen Zweck, aber ich werde mit der Büchse aufpassen, und wehe dem Halunken, der es wagen sollte, Sie anzugreifen." „Das ist nett von Ihnen, lieber Hoddge, aber hoffentlich werden Sie keine Ursache haben, mich zu rächen. Nun aber weiter, wir haben uns lange genug hier aufgehalten." Wieder schaffte Pongo mit mächtigen Schlägen Raum durch das verstrickte Dickicht. Dann stieß er einen leisen Ruf aus und deutete frohlockend auf einen ziemlich breiten Wildpfad, der direkt nach Norden führte. Jetzt konnten wir schnell ausschreiten und brauchten kaum zu fürchten, daß irgendein Großwild ausgerechnet jetzt den Pfad benützen würde, denn die wehrhaften Dschungelriesen schliefen jetzt irgendwo im kühlen Dickicht. Endlich kommandierte Rolf Halt. Wir mußten uns ungefähr in der Höhe der Hütte befinden, und Pongo suchte sofort nach starken Bambusrohren, während wir dünne Rotangranken abschnitten.
Hoddge murrte zwar fortwährend, half aber kräftig mit. Aus sechs Rohren banden wir ein Floß zusammen, das einen einzelnen Menschen gut tragen mußte. Dann hieb Pongo einen breiten Pfad quer vom Wildwechsel ab zum Fluß hinunter, den wir in einer Entfernung von ungefähr zwanzig Metern erreichten.
Äußerst vorsichtig spähten wir erst aus den Büschen über den Menam hinüber, und wir waren sehr erfreut, daß wir etwas oberhalb der kleinen Lichtung, auf der die Hütte des Alten stand, herausgekommen waren. Jetzt mußte Rolf gut landen können, da das Floß ja durch die Strömung auf jeden Fall etwas abgetrieben wurde. Still und ruhig lag die Hütte und der Platz vor ihm. Der Alte war nicht zu
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