Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Fell verpackt", berichtete der Riese offenbar widerwillig, „durch Rohr zum Fluß geschwommen. Sechs Boote dort, voll Feinde. Pongo erstes umstürzen, dann schreien und zweites umstürzen. Alle Feinde schreien, schnell fortfahren."
„Donnerwetter, das hört sich ja sehr einfach an, aber eine solche Leistung kannst auch nur du vollbringen. Herrgott, man sollte es nicht für möglich halten. Was ist aus den Priestern geworden, die ins Wasser gestürzt sind?" Pongo zuckte die Achseln.
„Pongo nicht wissen. Alle vom Fluß schnell fort." Natürlich, sie sind schnell abgetrieben und sicher eine Beute der Krokodile geworden", meinte der Lord. „Na, besser, als wenn sie uns hier gefangen hätten." Wir hatten unwillkürlich lauter gesprochen und plötzlich traten die Valentinis ans Feuer.
„Was gibt es, meine Herren?" fragte Frau Ellen. „Ist Neues passiert? O Gott, was ist das?" Sie hatte den unförmigen Körper des Bären entdeckt. „Das war ein sehr unangenehmer Besuch, den der Lord und Pongo erledigt haben. Und außerdem hat Pongo unsere Freunde, die Feuer-Priester, die draußen auf dem Fluß schon lauerten, so gründlich vertrieben, daß wir wohl jetzt Ruhe vor ihnen haben werden." „Das habe ich nicht recht verstanden", schmollte die junge Frau, „bitte erzählen Sie ausführlich." Als Rolf mit seinem Bericht zu Ende war, trat Frau Ellen auf Pongo zu und legte ihm die Hand auf die nackte Schulter.
„Pongo, du bist ein guter, braver Mensch", sagte sie leise, „ich bin dir sehr dankbar."
Und dann mußten wir alle lachen, denn der schwarze Riese machte ein so unglückliches Gesicht, als hätte er soeben furchtbare Schelte bekommen.
Kaum war der Morgen hereingebrochen, da hatte der dicke John schon Tee bereitet - das Wasser hatte er sogar in der Dunkelheit noch aus dem Fluß geholt —, und auf das fast befehlende Zureden des Lords mußten wir ein sehr reichhaltiges und kräftiges Morgenmahl einnehmen. Dann brachen wir auf, in froher Stimmung, denn wir hatten ja jetzt kaum mehr eine Gefahr zu befürchten —, wenn sie uns nicht in Gestalt wehrhafter Dschungelbewohner entgegentrat.
Als wir unsere Marschordnung einnahmen - Pongo ging voran, Rolf, Hagerstony und ich machten den Schluß, klagte Frau Ellen, daß ihr Mann das gelbe Gewand der Priester noch tragen müsse, das so unangenehme Erinnerungen erweckte.
„Ja, das ist schade", meinte der Lord, „auf meiner Yacht, die vor Paknam, der Hafenstadt Bangkoks, ankert, habe ich natürlich genügend Ersatzanzüge. Jetzt muß er schon so mitmarschieren, bis wir Burma erreicht haben. Dort können wir sofort einen Anzug kaufen." So mußte Valentini im gelben Gewand, mit gelbem Kopftuch zwischen uns schreiten -, und wir ahnten noch nicht, daß dieses Gewand unsere Rettung werden sollte. Pongo hatte wohl vom Lord die Weisung erhalten, auf Frau Ellen Rücksicht zu nehmen, denn er schlug ein sehr langsames Tempo ein. Ich dachte schon nach wenigen Stunden mit Schaudern daran, daß wir vielleicht noch tagelang in der drückenden Gluthitze laufen müßten, die unter dem dichten Blätterdach des Waldes herrschte. Um Mittag wurde Halt gemacht, ein kurzer, kalter Imbiß genommen, etwas lauwarmer Tee aus den Trinkflaschen getrunken, und der Lord schlug dann vor, zu lagern, bis die größte Tageshitze vorbei wäre. Aber er wurde überstimmt. Kälter wurde es unter dem Blätterdach doch nicht, wenn auch draußen die Sonne an Kraft verloren hätte. Und wir befanden uns immer noch auf dem engen Wildpfad, der wohl viele Windungen aufwies, aber doch in der Richtung führte, die wir innehalten mußten.
Und es war unbedingt notwendig, daß wir vor Einbruch der Dunkelheit irgendeine Lichtung erreichten, auf der wir lagern konnten. Denn eine nächtliche Begegnung mit einem Großwild auf diesem schmalen Pfad wollten wir doch nicht riskieren. Außerdem erklärte Frau Ellen, daß sie sich gar nicht müde fühlte, sondern nur den Wunsch hätte, bald aus dem Wald heraus zu sein.
„Na, dann wollen wir weiter wandern", meinte Hagerstony lakonisch, gab Pongo einen Wink, und unser Zug setzte sich wieder in Bewegung.
Nach einer halben Stunde hörten wir plötzlich einen eigenartigen, schnarchenden Laut, der durch den Wald dröhnte. Pongo hob die Hand, und sofort blieben wir stehen. „Donnerwetter, was ist denn das?" flüsterte der Lord, „da schnarcht wohl ein Riese?"
Pongo drehte sich jetzt um, lachte vergnügt und flüsterte: „Monuhu."
Ein Nashorn also, denn Pongo gebrauchte meist
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