Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Gorilla tippen — wenn wir uns im Kongo-Gebiet befänden. Aber da wir in Siam sind, kommt es ja leider nicht in Frage. Nun. Herr Torring, was meinen Sie dazu?"
Rolf, der sich über diese Spur gebeugt hatte, richtete sich jetzt empor und sagte zweifelnd:
„Ich möchte es für einen Fußabdruck eines riesigen Menschen halten, wenngleich mir die Sohle zu breit erscheint. Schade, daß die Vorderhand des Abdruckes nicht zu erkennen ist. Und ich glaube nach meinen bisherigen Erfahrungen feststellen zu können, daß diese Spur höchstens eine Stunde alt ist. Die Ränder sind noch sehr frisch, und die schwüle Hitze unter den Baumkronen hätte bei längerer Zeit die Ränder der Fährte längst vertrocknen und rissig werden lassen. Wir müssen uns also sehr vorsehen, denn es kann doch leicht sein, daß irgendein Mitglied dieser Feuer-Sekte in der Nähe ist. Wir wissen ja aus den Mitteilungen des ,Heiligen am Strom', daß diese Priester eine unglaubliche Macht unter der ganzen Bevölkerung besitzen. Das Wesen, mag es nun Mensch oder Tier sein, das diese Spur hinterlassen hat, kann höchstens vor einer Stunde hier entlang geschritten sein." „Da haben Sie völlig recht, Herr Torring", rief Hagerstony, „und es ist sehr leicht möglich, daß wirklich ein Mann diese Spuren eingedrückt hat, der ein Mitglied der Gesellschaft ist. Allerdings müßte es dann ein Mann sein, gegen den unser Pongo ein wahres Waisenkind ist. Und erst vor einer Stunde vorbeigekommen? Hm, dann müßten wir uns eigentlich vorsehen. Ich möchte wenigstens nicht mit einem Wesen zusammentreffen, das eine derartige Schuhgröße besitzt."
„Ja, da könnte es Ihnen allerdings schlecht ergehen", lachte Rolf. „Aber ich glaube doch, daß wir alle zusammen selbst einem derartigen Wesen gewachsen sind."
„Ja, natürlich", rief der Lord, „aber ich wüßte dennoch gern, mit welchem Gegner ich es zu tun hätte. Na, wenn es nicht anders zu machen ist, muß es auch so gehen." „Ob wir lieber tiefer in den Wald eindringen und einen besseren Platz suchen?" schlug ich vor. „Wir werden doch sicher noch eine andere Lichtung finden, auf der wir vielleicht sicherer sind."
„Wir dürfen uns aber nicht zu weit vom Fluß entfernen", warf der Lord ein, „denn es ist doch leicht möglich, daß Ihre Verfolger uns hier aufspüren. Was meinen Sie, Herr Torring?"
2. Kapitel Abenteuer auf dem Weg
„Ich schlage vor, daß wir doch hier übernachten", meinte Rolf nach kurzem Besinnen. „Wir können unbesorgt ein Feuer anzünden, denn vom Fluß aus kann uns niemand sehen. Morgen müssen wir dann den Pfad dort links einschlagen, der meinem Kompaß nach die gewünschte Richtung hat."
Der kleine Lord blickte immer noch mißtrauisch umher. „Gefällt mir eigentlich gar nicht", brummte er, „scheint den vielen Pfaden nach zu urteilen, ein Tummelplatz verschiedener Urwaldbestien zu sein. Mir macht es nichts aus, aber wir müssen auf die gnädige Frau Rücksicht nehmen." „Oh, ich fürchte mich bei Ihnen nicht", rief Frau Ellen eifrig.
„Ich hatte schon daran gedacht, daß Frau von Valentini im Boot bleibt", sagte Rolf, „aber obgleich Pongo ein gutes Mittel gegen die Moskitos hat, fürchte ich doch die schädliche Nachtluft im Rohrdickicht. Hier liegen wir höher und können uns am Feuer wärmen, das gleichzeitig unliebsame Besucher abschrecken wird."
„Na, das ist auch richtig", meinte Hagerstony, „also bleiben wir hier. Jim und John, sucht recht trockenes Holz! Habt ihr den Proviant mitgenommen?" Jim hob nur einen schweren Rucksack, den er abgesetzt hatte, empor, während John einen Ton von sich gab, der wohl ein „Ja" bedeuten sollte, denn der Lord nickte befriedigt.
„Decken sind auch genügend da, wir können uns also ein schönes Lager bereiten. Was meinen Sie, Herr Torring, wenn wir uns den Platz am Fuß des mächtigen Teakbaumes hier links aussuchen? Er ist am weitesten von sämtlichen Wildpfaden entfernt."
„Ja, ich hatte ihn auch schon ins Auge gefaßt. Pongo, besorge, bitte, Zweige. Wir wollen eine kleine Laubhütte bauen. Hans, du kannst inzwischen die Feuerungslöcher graben. Ich möchte noch einmal zum Fluß hinunter, ob ich von unseren Verfolgern etwas bemerken kann." „Da möchte ich mitkommen", meinte Kapitän Hoddge, „vielleicht unterhalten sie sich über ihre Pläne." „Gut, kommen Sie mit. Lord, wollen Sie auch mit?" „Nein, ich werde hier für Ordnung sorgen. Es ist noch viel zu tun, ehe wir ein anständiges Lager haben. Und die
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