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Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Titel: Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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nachsehen."
    Er nahm Taschenlampe und Pistole in die Hand und kletterte die Leiter hinunter. Wir blickten scharf aus den schmalen Fenstern nach allen Seiten, konnten aber kei-36
    nen Menschen entdecken. Unsere Gegner hatten wohl einen sehr großen Respekt vor unseren Büchsen. Plötzlich kam mir ein Gedanke.
    „Sie sagten doch selbst, Herr Ho-ang," rief ich dem Chinesen zu, „daß fast alle Bewohner hier sehr abergläubisch sind. Vielleicht haben unsere Gegner auch die Stadt aus Furcht vor den Dämonen, die hier hausen sollen, schnell wieder verlassen?"
    „Nein," widersprach Ho-ang, der plötzlich wieder sehr energisch geworden war, „ich habe mir ein anderes Bild zurechtgelegt. Diese Bande, die doch mindestens aus achtzig Mann besteht, wird das Gerücht von den Dämonen selbst aufgebracht haben, um hier ungestört hausen zu können, sonst wären sie nie in die Stadt hineingeritten."
    „Ah, das mag allerdings sein," gab ich zu, „und sie sind in genügender Anzahl, um Karawanen und auch Soldaten verschwinden zu lassen."
    „Ja, nun habe ich auch meine Ruhe wiedergefunden" lachte Ho-ang jetzt, „denn ich muß Ihnen ganz offen gestehen, daß doch noch ein Stück Aberglaube in mir steckt. Seine Erziehung kann man doch nie ganz verleugnen. Jetzt weiß ich, daß wir es mit Menschen zu tun haben, und gegen die kann man sich verteidigen."
    „Bravo," rief ich; „ich sehe unsere Lage auch nicht als so sehr schlimm an. Und wenn Rolf wirklich Wasser finden sollte, dann können mir unsere Belagerer leid tun, dann können sie draußen das Warten lernen."
    „Das können sie," rief Rolf im gleichen Augenblick, seinen Kopf über die Luke im Boden steckend, „so unglaublich es klingt, aber ich habe in einer Ecke des unteren Raumes einen alten Brunnen entdeckt, in dem sich tatsächlich noch Wasser befindet. Sie, Herr Ho-ang, haben ja einen Eimer, mit dem können wir unseren Bedarf bequem herausholen"

    „Das ist ja sehr gut," freute sich der Chinese, „nun können wir ja solange aushalten, wie unsere Konserven reichen."
    „Oh nein," lachte Rolf, „das wollen wir doch nicht tun. Ich denke im Gegenteil, daß wir in einer dunklen Nacht zu entfliehen versuchen Ich glaube kaum, daß unsere Belagerer uns das zutrauen."
    „Na," wandte ich ein, „sie haben doch an unserer Flucht aus der Grotte gesehen, daß wir uns nicht gern halten lassen. Sie werden schon einen ganzen Ring von Wachen um uns geschlossen haben, sodaß ein Herauskommen fast unmöglich ist."
    „Abwarten," meinte Rolf lakonisch, „ich fliehe wenigstens bei erster Gelegenheit, und ich hoffe, nicht allein Aha, schon wieder beginnen die Verhandlungen. Herr Ho-ang, jetzt müssen Sie wieder den Dolmetscher spielen."
    Draußen war die helle, klingende Stimme des feindlichen Anführers erschollen. Als wir hinausblickten, sahen wir ihn mitten auf dem freien Platz vor der Südseite des Gebäudes stehen, ohne Waffen, mit einem weißen Tuch in der Hand. Ho-ang rief ihn an und es entspann sich eine lebhafte Unterredung.
    Endlich drehte der dicke Chinese sich uns zu und sagte:
    „Wir sollen uns ergeben denn lebendig würden wir hier nie herauskommen Wir sollen gerecht verurteilt werden, weil wir fünf von seinen Leuten teils erschossen, teils verwundet haben Unsere Strafe soll aber nicht im Tode, sondern in Arbeit bestehen. Das heißt, wir sollen als eine Art Sklaven hier eine bestimmte Reihe von Jahren leben In zehn Minuten will er unseren Entscheid haben."
    „Dann sagen Sie ihm, bitte, daß ich für meine Person darauf verzichte," rief Rolf sofort, „er soll ruhig versuchen mich hier herauszuholen"

    Natürlich gab ich die gleiche Erklärung ab, und Pongo schüttelte nur grinsend den Kopf. Da atmete Ho-an2 tief auf und sagte:
    „Das ist schön, dann bleibe ich wenigstens nicht allein hier im Haus, denn ich hätte mich auch nie ergeben Also werde ich dem ehrenwerten Räuberführer entsprechenden Bescheid geben."
    Aber der Mann mit dem Schlapphut hatte sich schon hinter das nächste Haus zurückgezogen. Erst nach genau zehn Minuten erklang seine Stimme, und wieder stand er auf dem Platz. Ho-ang rief ihm nur einige Worte zu, da wandte er sich ab und verschwand mit geschmeidigen Bewegungen zwischen den nächsten Häusern
    „So, nun kann es ja losgehen," meinte Rolf, „ich bin neugierig, was sie gegen uns unternehmen wollen."
    Wir waren ziemlich ruhig, kannten wir doch nicht die Heimtücke unserer Gegner. So raffiniert hatten sie uns in eine teuflische Falle gelockt,

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