Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Trab ging es nach Norden, dem Goldgräber-Lager entgegen. Unterwegs wechselten wir dreimal die Gäule, um die einzelnen Tiere nicht unnötig zu ermüden und unsere Geschwindigkeit dadurch nicht zu verringern.
Am späten Nachmittag erreichten wir endlich den Busch, den vorher zwei Polizisten durchsuchten, ehe wir uns weiter in Bewegung setzten. Der breite dicht bewachsene Streifen bot uns genügend Deckung, und von seinem nördlichen Rande aus konnten wir die Siedlung, die ungefähr einen halben Kilometer entfernt, zwischen zwei steilen, scharfgratigen Ausläufern der Berge, lag, gut überblicken.
Wir konnten sehen, daß in dem weiten Lager, das mit seinen zahlreichen, weißen Zelten sehr malerisch wirkte, lebhaftes Treiben herrschte. Und der Leutnant erklärte uns, daß die Nachricht von dem Überfall auf den Lastwagen so alarmierend gewirkt hätte. Er führte uns dann an den östlichen Rand des Busches und zeigte uns noch eine andere Ansiedlung in beinahe derselben Entfernung wie die Zeltstadt.
„Das sind die Wohngebäude und Stallungen Bennets, des Schafbarons, wie er hier genannt wird," erklärte er. „Das ganze Land, das Sie im Umkreis sehen können, gehört ihm. Und er beschäftigt auf seinen Weiden allein ungefähr dreihundert Schwarze als Hirten. Wenn diese sich den Aufständischen anschließen, haben wir einen sehr schweren Stand."
„Nun, im Goldgräberlager werden genügend Männer sein, um selbst dieser Zahl standhalten zu können," meinte Rolf.
„Das schon, wenn nur nicht viele zu den Banditen übergehen werden," sagte Walker. „Ich sehe wenigstens die Lage als sehr ernst an. Und ich würde froh sein, wenn wir die Schwarzen, die den Lastwagen überfallen haben, samt ihren weißen Verbündeten unschädlich gemacht hätten."
Die Zeit des Abendessens war gekommen, und wir gingen in den Busch zurück. Selbstverständlich blieben auf jeder Seite unseres Verstecks Polizisten als Wachtposten zurück. Mit Rücksicht darauf, daß wir kein Feuer in der Dunkelheit machen durften, war das Essen schon so früh angesetzt worden. Die Polizisten hatten völlig trockene Zweige gesammelt, die keinen Rauch entwickelten.
Kurz nachdem wir uns alle gesättigt hatten und die Feuer ausgetreten waren, brach auch die Dunkelheit herein. Wir begaben uns jetzt alle an den Rand des Busches und beobachteten das Goldgräberlager, das nun im Schein vieler elektrischer Lampen erstrahlte.
Ein findiger Unternehmer hatte eine fahrbare Lichtstation errichtet, und durch die bedeutende Abnahme hatte er einen recht hübschen Verdienst. Die Zeiten waren vorbei, in denen Digger abends nur den Schein ihres Lagerfeuers oder Kienfackeln hatten. Jetzt brummte der Motor, der die summende Kraftmaschine antrieb, und wohl jedes Zelt hatte elektrische Beleuchtung.
In einer Beziehung war das sehr vorteilhaft, denn bei einem eventuellen Überfall mangelte es wenigstens nicht am nötigen Licht. Anderseits aber konnten auch die Angreifer im Dunkeln heranschleichen und hatten gegen die Helligkeit des Lagers ein vorzügliches Ziel.
»Wir müssen doch bald zur Fahrstraße," rief Walker plötzlich, »mir fällt eben ein, daß ja heute abend ein Wagen abgeht, der Gold nach Adelaide bringt. Das geschieht einige Male im Monat, doch werden die Abfahrtszeiten dieses Wagens von den verantwortlichen Leuten im Lager nie bekanntgegeben. Nur wir wissen es und decken eine bestimmte Strecke weit den Transport mit sechs Mann. Das übrige Begleitpersonal besteht aus jungen Diggern, die für diesen Dienst vereidigt sind."
"Ah, dann ist es möglich, daß die Banditen diesen Goldtransport abfangen wollen," meinte Rolf. „Durch den Überfall auf den Lastwagen haben sie die Aufmerksamkeit auf die Schwarzen gelenkt und nehmen nun an, daß niemand mit einem so schnellen, nochmaligen Überfall rechnet. Die meisten Goldgräber werden doch glauben, daß die Australneger mit ihrem Raub in ihre Schlupfwinkel zurückgekehrt sind."
Das wird wahrscheinlich der Fall sein," gab Walker zu. »Wenn ich jetzt nur wüßte, wann der Transport abgeht? Er wurde mir bisher stets erst kurze Zeit vor der Abfahrt angesagt."
„Nun, ihr Vertreter, der Sergeant Wilkens, wird doch auch die sechs Mann Begleitung stellen können," meinte Rolf. „Ich halte es unter diesen Umständen, die ein ganz neues Licht in die ganze Sache bringen, für besser, wenn wir hierbleiben und auf den Wagen warten. Eine größere Beute
Weitere Kostenlose Bücher