Rolf Torring 058 ~ Australische Wilde
nicht wissen, wer sie sind."
„Dann wollen wir in einem großen Bogen an den Busch heranreiten," schlug ich vor, „so können sie uns nicht beobachten und einen eventuellen Hinterhalt legen."
„Natürlich, das müssen wir machen," stimmte Rolf bei. Er hatte wieder den Rand des Busches durchs Glas beobachtet und fuhr fort: „Ich konnte bisher noch keinen Menschen da drüben entdecken. Also vorwärts, schlagen wir einen großen Bogen nach Westen."
Wir setzten unsere prächtigen Gäule in Galopp und ritten direkt nach Westen, bis wir die Stelle des Busches, wo die Rauchwolke lagerte, nicht mehr sehen konnten. Dann schwenkten wir nach Norden und stießen nach einer guten Viertelstunde an den Rand des langgestreckten Buschwaldes.
Jetzt ging es an dessen Rand zurück nach Osten. Zehn Minuten waren wir auf dem weichen Boden, der nach dem Regen wunderbar elastisch war, am Rand des Busches entlang galoppiert, da hob Rolf den Arm. Sofort zügelten wir unsere Tiere.
Deutlich rochen wir jetzt den Rauch, doch mischte sich merkwürdigerweise in den Geruch feuchten Holzes auch ein solcher von gebratenem Speck. Also hatte Rolf wohl doch recht, wenn er hier das Lagerfeuer der entkommenen Banditen vermutete.
Natürlich waren wir ihnen an Zahl derartig unterlegen, daß wir an Kampf nicht denken durften. Wir mußten uns darauf beschränken, die Männer an dem vermuteten Lagerfeuer zu beobachten, ihre Stärke festzustellen und dann schnellstens Leutnant Walker mit seinen Leuten zurückzuholen.
Leise sagte Rolf jetzt:
„Auf jeden Fall muß einer von uns bei den Pferden zurückbleiben. Es ist ja leicht möglich, daß wir unerwartet mit den Banditen zusammentreffen und durch ihre Überzahl überwältigt werden. Dann muß der Zurückgebliebene schnellstens Leutnant Walker mit den Polizisten zu Hilfe rufen. Wir wollen losen, wer hier bleibt"
Im stillen befürchtete Ich, daß ich zurückbleiben mußte, aber diesmal entschied das Los gegen unseren Pongo. Das war mir sehr lieb, denn wenn wir wirklich in die Patsche geraten sollten, war Pongo der geeignete Mann, uns herauszuholen.
Auch Pongo schien ganz zufrieden zu sein, daß er zurückbleiben konnte. Er schien schon zu ahnen, daß ihm vielleicht die wichtigste Aufgabe zufallen würde. Es war ja schon manchmal so gewesen.
Wir stiegen ab und führten die Pferde in den Busch.
An einer versteckten Stelle wurden sie festgebunden, Pongo suchte sich ebenfalls ein Versteck, und zwar so, daß er die Tiere gut beobachten konnte, dann schlichen wir dem verräterischen Rauch zu.
Lautlos und behutsam, wie das wilde Leben in der Wildnis es uns gelehrt hatte, wanden wir uns zwischen den Büschen hindurch. Der Rauch wurde immer stärker, aber vergeblich lauschten wir auf menschliche Stimmen. Wenn die vermuteten Banditen wirklich hier lagerten, würden sie sich nicht so ruhig verhalten, falls sie uns bereits gesehen hatten und jetzt zu unserem Empfang bereit waren.
Gerade als ich das dachte, blieb Rolf stehen und flüsterte:
„Hans, wenn sie uns beobachtet haben und jetzt auf uns lauern, erwarten sie uns natürlich von dieser Seite. Wir wollen deshalb einen großen Bogen schlagen und uns von der anderen Seite heranschleichen."
Dieser Gedanke war gut. Sofort drangen wir nach links tiefer in den Busch ein. Sehr angenehm war, daß wir uns, im Gegenteil zu den Urwäldern Afrikas, Indiens und Südamerikas, keinen Weg zu bahnen brauchten. Die Büsche standen so weit auseinander, daß wir bequem hindurch schlüpfen konnten.
Allerdings war dadurch die Gefahr einer Entdeckung größer, denn beim Passieren von Lichtungen auf kleinen freien Stellen konnten wir von versteckten Spähern gesehen werden.
Deshalb waren wir beim Überqueren solcher Blößen vorsichtig, lauschten erst, ob ein versteckter Späher sich vielleicht durch ein Geräusch verriet, und sprangen erst dann schnell über die freie Fläche hinter den nächsten schützenden Busch.
So gelangten wir in weitem Bogen nach Osten und schlichen jetzt auf die Rauchwolke zurück. Als wir wieder so dicht heran waren, daß wir jeden Augenblick auf das Feuer stoßen konnten, blieben wir stehen.
Aber wir hörten kein Sprechen, kein Lachen, wie es bei einer Versammlung mehrerer Männer der Fall gewesen wäre. Entweder war das ein Zeichen großer Gefahr, oder wir hatten uns insofern getäuscht, als die vermuteten Banditen sich gar
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