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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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ansah, dann blickte er zum Fenster hinaus. Ich verstand, was er damit sagen wollte. Unsere Rettung konnte nur durch Pongo geschehen, aber wenn der treue Riese nicht bald kam, war es zu spät.  
      Plötzlich horchte ich auf. Weit entfernt hallten Schüsse durch die Stille der Nacht. Es waren regelrechte Salven, und dann klangen Geräusche auf, als brüllten ganze Kompagnien. Ich wußte sofort, was dieser Lärm bedeutete: Haider Nega und seine Tiger waren mit einer starken Polizeistreife zusammengestoßen.  
      Einige Minuten dauerte das Schießen und Brüllen, dann trat wieder Ruhe ein. Zuletzt waren aber noch Schüsse in regelrechten Salven erklungen, also hatten die Polizisten die Oberhand behalten.  
      Das war auch nicht zu verwundern, denn die Angehörigen der englischen Polizeikorps in den Tropen sind meist ganz vorzügliche Pistolenschützen, die mit ihren schweren Waffen eine ganz vortreffliche Geschicklichkeit entwickeln. Haider Nega mit seinen vier Tigern würde also kaum wiederkommen.  
      Unruhig hatten auch unsere beiden Wächter dem fernen Lärm gelauscht, sie waren sofort ans Fenster getreten, behielten uns aber dabei immer im Auge. Jetzt traten sie wieder auf uns zu und fesselten mit außerordentlicher Behendigkeit unsere Füße.  
      „Massers sitzen bleiben, sonst erstechen!" drohte der eine und schwang seinen Dolch vor unseren Augen.  
      Dann verließen sie ebenfalls in großer Hast das Zimmer. Ich blickte Rolf an und sagte leise:  
      „Ob wir uns befreien? Es müßte doch nicht zu schwer sein."  
      „Probieren können wir es ja", meinte Rolf, „aber es wird uns nicht gelingen. Wenn sie uns wenigstens die Füße nicht an die Hocker gefesselt hätten! Und die Stricke sind neu und sehr fest angezogen. Es ist auch zu gewagt, wenn wir mit den Hockern zusammen rutschen. Kommen sie zurück, ehe wir uns befreien können, dann sind wir unbedingt geliefert. Probieren können wir es ruhig so."  
      „Hoffentlich sind Haider Nega und seine Tiger im Kampf mit den Polizisten gefallen', sagte ich, „dann hatten wir ja nicht mehr viel zu fürchten."  
      „Gesiegt haben die Polizisten, das war ja zu hören" stimmte Rolf bei. „Ob sie aber alle Bestien erledigt und vor allen Dingen den Inder getroffen haben, ist doch fraglich. Er wird wohl kaum auf die Streife geschossen haben, als die Polizisten mit den Tigern zusammengerieten. "  
      „Sie werden sich nicht wenig gewundert haben als plötzlich vier Tiger in den Straßen von Madras waren", meinte ich, „und dem Lärm nach muß es ein sehr schwerer Kampf gewesen sein."  
      „Ja, ohne Verluste wird es kaum abgegangen sein", sagte Rolf ernst. „Das kommt alles auf das Konto dieses Haider Nega, der in seinem Fanatismus gewagt hat, das mächtige England anzugreifen."  
      Ein Geräusch ließ uns zusammenfahren. Ungestüm wurde der Vorhang zur Seite gerissen, und Haider Nega stürmte herein, einen funkelnden Dolch in der Faust.  
      Mit verzerrtem Gesicht sprang er dicht vor Rolf hin, hielt den Dolch stoßbereit und zischte meinem Freund zu:  
      „Ihr habt den Wächter auf der Insel überwältigt, denn es sind seine Pistolen, die ihr getragen habt. Ihr habt auch die englischen Mädchen und Frauen befreit, sonst wären die Polizeistreifen in der Stadt nicht so verstärkt worden, und es wäre nicht ein so eifriges Suchen. Meine Tiger sind mir erschossen worden, daran seid ihr auch schuld! Oh, wie gerne möchte ich euch grausam töten, doch die Zeit drängt. Die Engländer können bald kommen, denn meinen Namen habt ihr den befreiten Mädchen doch auch genannt?"  
      In seiner Frage lag eine bange Angst, er hätte vielleicht viel darum gegeben, wenn dies nicht geschehen wäre. Und Rolf erkannte es auch gleich richtig und fragte dagegen:  
      „Was würde es denn schaden, wenn ich den Namen Haider Nega wirklich genannt hätte? Er sitzt ja in seinem Sommerpalast."  
      Der Inder atmete auf. Das hatte er in seiner begreiflichen Aufregung anscheinend völlig vergessen. Und etwas ruhiger sagte er:  
      „Ja, das stimmt, Haider Nega ist in seinem Sommerpalast, wie selbst die englischen Beamten bezeugen können. Aber nun müßt ihr sterben! Gefangen kann ich euch nicht halten, denn ihr bringt es fertig, selbst aus Stahlkammern zu entfliehen. Den Tiger und den Wächter müßt ihr auf der Insel getötet haben ohne Waffen. Das ist mir unbegreiflich."  
      „Oh, das ist sehr einfach", sagte Rolf lachend, „wir hatten ja

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