Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras
die Messer. Und selbst ein so kleines Werkzeug ist in der richtigen Hand etwas wert. Ich werde Ihnen die Sache schnell erzählen."
Und so ruhig, als befände er sich in einem Vortragssaal, begann Rolf die Geschichte unserer Flucht zu erzählen. Und dabei stand neben ihm der Inder, in dessen Hand unser Tod lauerte.
Ich verstand natürlich sofort Rolfs Absicht. Er wollte Zeit gewinnen, denn irgendwie mußte die Kunde von der Befreiung der Mädchen schon in die Stadt gelangt sein, sonst wären nicht so plötzlich die Polizeistreifen verstärkt worden. Dann war jetzt auch Pongo auf der Suche nach uns, und nun hieß es vor allen Dingen, Zeit gewinnen.
Deshalb schmückte er die Erzählung geschickt mit allen möglichen Nebensächlichkeiten aus, die wohl die Spannung des Inders erregten, ihm unbewußt aber die Erzählung bedeutend verlängerten.
Aber endlich mußte Rolf doch zum Schluß kommen, nachdem er noch ausführlich die gefährliche Fahrt mit den Befreiten über den See geschildert hatte.
Haider Nega schüttelte den Kopf, als Rolf geendet hatte, doch schien er sich wieder auf seine eigene Lage zu besinnen.
„Ah, jetzt müßt ihr sterben", zischte der Inder in unsinniger Wut. Seine Armmuskeln traten dick hervor, und langsam holte er mit dem Dolch zum furchtbaren Stoß aus, seine Augen waren dabei fest auf Rolfs Hals geheftet. Dorthin wollte er also den tödlichen Stoß führen!
Mir traten vor Entsetzen die Augen aus den Höhlen. Sollte ich so wehrlos zusehen, wie mein Freund getötet wurde? Doch da bewegte sich plötzlich der Vorhang hinter Haider Nega. Der Inder hatte das leise Geräusch gehört, denn er blickte schnell hin, den dolchbewehrten Arm immer noch erhoben.
Da fuhr ein Blitz zwischen dem Vorhang heraus und traf den Hals Haider Negas, der Riese wankte hin und her, bis er zusammenbrach.
Da schnellte der riesige Körper Pongos in das Zimmer, der freudestrahlend ausrief:
„Oh, Massers gesund sein, nun alles gut". Dann befreite er uns von den Fesseln.
Wir schüttelten ihm dankbar die Hände, was er mit äußerst verlegenem Gesicht quittierte.
Dann wurde die Tür aufgerissen, und an der Spitze mehrerer Polizisten stürmte Sir Hastings herein.
Wir erfuhren nun, daß Maud Hastings von der Polizeistation aus ihren Vater, der von ihrem Verschwinden noch gar nichts geahnt, angerufen hatte. Und Pongo war mit dem Gepard Maha unserer Spur nachgegangen und gerade noch zur rechten Zeit in den alten Palast eingedrungen.
Band 65 „Eine Blutrache."
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