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Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras

Titel: Rolf Torring 064 - Der Mörder von Madras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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umgaben uns, standen still und blickten uns drohend an.  
      Es waren unsere alten Bekannten aus dem Palast, das begriff ich sofort. Offenbar hatten sie uns am Geruch wiedererkannt und verhielten sich deshalb abwartend.  
      Einige Sekunden standen wir so reglos und blickten uns gegenseitig an. Dann ertönte hinter uns plötzlich die Stimme des Inders:  
      „Ah, meine Herren, das hatte ich allerdings nicht erwartet. Sie scheinen doch gefährlicher zu sein, als ich dachte. Ich hätte nie geglaubt, daß Sie sich überhaupt befreien könnten, und nun noch so schnell? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Ist die Insel etwa von den Engländern entdeckt worden?"  
      Es lag ein so drohender Klang in seiner Frage, daß Rolf sofort rief:  
      „Nein, es ist uns allein gelungen, zu entfliehen."  
      Mein Freund hatte wohl denselben Gedanken wie ich. Wenn die Insel wirklich von den Engländern entdeckt worden wäre, dann hätte dieser geheimnisvolle Inder seine Tiger sofort auf uns gehetzt, denn dann hätte er ja seine Rolle ausgespielt gehabt.  
      Zweifelnd fragte er jetzt:  
      „Ist das auch wahr? Sie haben sich wirklich allein retten können? Wie haben Sie es fertig gebracht, über den See zu kommen? Sie hatten doch keine Werkzeuge, um sich Bäume zu fällen?"  
      „Oh, das war ganz einfach," sagte Rolf lachend, „wir haben einfach die Hütte auseinandergenommen. Die Wände boten uns ganz vorzügliches Material für ein Floß. Wir brauchten nur zwei aufeinanderzubinden, damit konnten wir ungefährdet über den See kommen."  
      „Allerdings," sagte der Inder nach einer Pause, „daran hatte ich nicht gedacht. Sie sind eben keine Mädchen, die man wochenlang dort gefangen halten kann. Es ist ganz gut, daß ich Ihnen die Wahrheit verschwieg. Auf der anderen Seite der Insel, durch den Stacheldraht abgetrennt, befinden sich nämlich die Mädchen und Frauen, die ich bisher fing. In dieser Nacht sind zwei neue hinzugekommen. Wohl befindet sich auch ein Tiger nebst einem Wächter dort, aber jetzt traue ich Ihnen zu, daß Sie auch mit diesen beiden fertig geworden wären. Und hätten Sie die Frauen befreit, wäre mein Geheimnis auch verraten gewesen. Oder nein, nur Sie wissen ja vielleicht, wer ich bin."  
      „Ich weiß es nicht, aber ich vermute es," sagte Rolf ruhig. „Sie sind bestimmt Haider Nega, den Sie erwähnten! Die englischen Behörden werden wohl annehmen, daß Haider Nega irgendwo im Innern des Landes weilt, daß nur sein Palast von irgendeiner Bande benutzt wird, um ihre Schandtaten auszuführen. Und Haider Nega wäre stets unschuldig, könnte stets von neuem sein dunkles Werk fortsetzen."  
      „Ah," klang es im Tone der Überraschung und Wut, „woher wissen Sie das?"  
      „Weil Sie darauf hinwiesen, daß Haider Nega der Schuldige wäre. Wir sollten dadurch eben denken, daß der wahre Täter nur einen anderen bezichtige. Aber ich habe mir die Sache etwas überlegt und bin auf diese Lösung gekommen, die auch die richtige zu sein scheint. Na, sollten wir nochmals freikommen, dann werden wir die Engländer auf Haider Nega aufmerksam machen. Ich möchte wetten, daß irgendwo im Innern des Landes, vielleicht in einem Sommerpalast, ein Verwandter sitzt, der Ihnen sehr ähnlich ist. Und dadurch werden die Behörden getäuscht. Stimmt es?"  
      „Sie sind wirklich mehr als gefährlich," stieß der Inder erstaunt hervor, „ich muß mir doch überlegen, ob ich Sie nicht lieber töte. Selbst von dieser Insel konnten Sie entfliehen, mitten durch die Scharen der Krokodile."  
      „Na, das war aber wirklich nicht schwer," meinte Rolf lachend, „wenn man uns das Material zur Flucht gibt. Aber es war ganz interessant. Schade, daß wir so kurz vor dem Ziel wieder in Ihre Hände gefallen sind."  
      „Ja," rief der Inder befriedigt, „es war eine Erleuchtung, die mir der Erhabene gegeben hat. Ich habe dieses Dickicht nur durchstreift, um vielleicht englische Posten überraschen zu können. Es soll niemand so nahe an die Hütte kommen, die den Gang birgt. Und so mußte ich auf Sie stoßen. Seien Sie froh, daß meine Tiger Sie bereits kannten, einen Fremden hätten sie ohne Warnung überfallen und zerrissen."  
      „Das habe ich mir auch gedacht," gab Rolf mit unerschütterlichem Gleichmut zu. „Na, so ist es mir entschieden angenehmer. Was wollen Sie nun mit uns beginnen, Haider Nega?"  
      Der Inder stieß einen unwilligen Laut aus, dann sagte er scharf:  
     

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