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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Außenmauer sind wir wirklich sicher!"  
      Ein zweiter, dröhnender Anprall des Riesen gegen den Stützpfeiler trieb uns zur größten Eile. Nicht nur der Mittelpfeiler, sondern auch die Balken, auf denen wir lagen, hatten bei dem Anprall verdächtig geknackt. Gleichzeitig wirbelten aus den Bohrlöchern Wolken von Holzstaub auf, die zum Husten und Niesen reizten.  
      Die Steinplatten ließen sich leicht entfernen, wenn wir uns mit dem Rücken kräftig dagegen stemmten. Polternd fielen sie in die Arena hinab. Durch die entstandenen Lücken krochen wir schleunigst auf das Dach des Stalles.  
      Es war höchste Zeit! Der Bulle führte den dritten Stoß gegen den Pfeiler. Diesmal folgte der schweren Erschütterung ein lautes Brechen und Knacken.  
      Der Teil des Daches, an dem wir uns befanden, senkte sich. Einige Steinplatten rutschten neben uns hinab. Unter Getöse brach die Hälfte der Dachbalken in den Stall hinunter, auch die, auf denen wir eben noch gelegen hatten.  
      Wir saßen sicher auf dem breiten Mauerrand und hielten uns nur die Hand vors Gesicht, um vor den aufsteigenden Staubwolken etwas geschützt zu sein.  
      Zwischen den Trümmern raste der Bulle umher. Deutlich hörten wir, daß er die einzelnen Balken packte und zur Seite warf. Er suchte uns offensichtlich. Seine Wut schien sich immer noch zu steigern, wie sich aus dem ärgerlichen Schnauben und Pusten erkennen ließ.  
      Endlich trat er ins Freie. Jetzt, im hellen Mondlicht, konnten wir erst sehen, welch prächtiges Exemplar das Tier war. Seine langen, schlanken Stoßzähne ragten gut anderthalb Meter aus dem Kopf heraus. Nur selten sieht man Tiere mit so großen, tadellosen Zähnen.  
      Der wilde Lärm, der durch das Trompeten des Elefantenbullen und das Zusammenbrechen des Dachstuhls entstanden war, lockte endlich Leute herbei. Auf der gegenüberliegenden Seite der Arena wurde eine schmale Tür geöffnet. Heller Fackelschein fiel herein. Menschenstimmen ertönten. Dann betraten mehrere Inder die Kampfbahn.  
     
     
     
      2. Kapitel  
      Garha, der Zwerg  
     
      Die Leute kamen ganz sorglos heran, sie dachten wohl, daß der Gewittersturm Verwüstungen angerichtet hätte. Um so größer war ihr Erschrecken, als plötzlich der Elefantenbulle mit schrillem Trompetenton auf sie losstürmte.  
      Schreiend sprangen sie zurück, aber der Bulle hatte sie schon erreicht. Er packte den ersten, den er fassen konnte. Der Unglückliche stieß vor Angst und Schmerz einen markerschütternden Schrei aus, flog hoch durch die Luft und fiel dröhnend zu Boden. Der rasende Bulle stürzte sich auf ihn, um ihn zu einer formlosen Masse zu zerstampfen.  
      »Der arme Mensch!" sagte Rolf leise. „Wie leicht hätte es uns auch so ergehen können. Ich bin gespannt, was sie jetzt unternehmen werden."  
      Hinter dem Palisadenzaun wurde der Fackelschein heller, die Stimmen wurden erregter. Dann übertönte eine scharfe Kommandostimme den Lärm.  
      Sofort trat Stille ein. Die helle Stimme rief einige Worte. Gleich darauf wurde die schmale Tür wiederum geöffnet. Der Elefant stürzte darauf zu, aber — blieb, wie von einer unsichtbaren Macht gestoppt, stehen und trat unruhig hin und her. Er machte mit einem Male einen ängstlichen, ja verlegenen Eindruck.  
      In der Tür war eine winzige Menschengestalt aufgetaucht: ein Zwerg, der ruhig auf den Bullen zuschritt. Ich sah keine Waffe in seiner Hand. Als er den rechten Arm gebieterisch gegen den Elefanten ausstreckte, machte der Bulle gehorsam kehrt und trabte eilig in den halb zerstörten Stall zurück. Ohne uns weiter zu beachten, schritt er vorsichtig über die Trümmer hinweg und in seine Box hinein.  
      Der Zwerg war ihm gefolgt. Er machte seiner Gestalt nach bestimmt keinen sympathischen Eindruck. Brust und Rücken waren weit ausgebuchtet. Der Kopf war bedeutend größer als der eines normalen Menschen, auf dem kleinen Rumpf wirkte er doppelt groß.  
      Er blieb vor dem Stall stehen und blickte zum Dache hinauf. Als er uns sah, schüttelte er verwundert den großen Kopf und rief seinen Leuten ein paar Worte zu.  
      Ein hochgewachsener Inder in reicher, weißer Kleidung betrat die Arena, gefolgt von anderen Indern, offenbar seinen Dienern, denn sie hielten sich in respektvoller Entfernung.  
      Der Zwerg rief dem Herankommenden einige Worte zu und deutete zu uns hinauf. Der reich gekleidete Inder blieb verwundert stehen, dann fragte er in fast akzentfreiem Englisch:

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