Das dunkle Labyrinth: Roman
Buch
Mord, Selbstmord oder ein Unfall? Inspector William Monk von der Londoner Wasserpolizei muss hilflos zusehen, wie ein Mann und eine Frau von einer Brücke in die Themse stürzen und ertrinken. Der ehemalige Privatdetektiv Monk hadert noch mit seiner neuen Rolle als Polizist, und er weiß, dass er diesen Fall lösen muss, will er den Respekt seiner Mannschaft gewinnen. Bei den Leichen handelt es sich um Mary Havilland und Toby Argyll. Marys Vater James Havilland arbeitete als Ingenieur bei Londons ehrgeizigem Großprojekt, der Erneuerung der Kanalisation, die von der Argyll Construction Company durchgeführt wird. Havilland hatte die Überzeugung vertreten, dass bei den schnell vorangetriebenen Arbeiten die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen völlig außer Acht gelassen wurden. Seine Warnungen vor einer sich anbahnenden Katastrophe blieben jedoch ungehört. Als James Havilland wenig später erschossen aufgefunden wurde, behauptete Alan Argyll, Tobys Bruder und Chef der Firma, Havilland habe sich in eine fixe Idee verrannt und sich aus Verzweiflung umgebracht. Mary hat diese Version nie geglaubt, für sie handelte es sich eindeutig um Mord. Und nichts war ihr wichtiger, als ihren Vater zu rehabilitieren. Nun ist auch sie tot. Monk glaubt nicht an einen Zufall und schon bald verfolgt er eine heiße Spur; aber ausgerechnet, als er zusammen mit Superintendent Runcorn und Staatsanwalt Rathbone in das Kanalsystem hinabsteigt, scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen Havillands zu bestätigen …
Autorin
Die Engländerin Anne Perry verbrachte einen Teil ihrer Jugend in Neuseeland und auf den Bahamas. Schon früh begann sie zu schreiben. Mittlerweile begeistert sie mit ihren Helden, dem Ermittler William Monk sowie dem Detektivgespann Thomas und Charlotte Pitt, ein Millionenpublikum.
Von Anne Perry außerdem bei Goldmann lieferbar
Die William-Monk-Romane:
Im Schatten der Gerechtigkeit (45748) · In feinen Kreisen (45957)
In den Fängen der Macht (45112) · Tod eines Fremden (46088)
Schwarze Themse (46199)
Außerdem:
Der Racheschwur. Roman (45683)
Die Originalausgabe erschien 2006
unter dem Titel »Dark Assassin«
bei Ballantine Books, New York
Timothy Webb gewidmet,
mit verspätetem Dank für
deine Freundschaft und Hilfe.
1
Monk sah in der Ferne die Waterloo Bridge, als er sich im Bug des Polizeiboots etwas bequemer hinsetzte. Gestohlene Schiffsladungen, Unfälle und vermisste Boote, das waren die Aufgaben der vier Männer, die auf der Themse Patrouille fuhren: er selbst als ranghöchster Beamter und seine Leute, die in der typischen Formation der Wasserpolizei zu dritt die vier Ruder bedienten. Monk saß starr in seinem schweren Uniformmantel da. Es war Januar und bitterkalt. Der Wind wühlte das Wasser auf und drang durch die Haut wie ein Messer mit scharfer Klinge, doch Monk wollte nicht, dass jemand ihn vor Kälte zittern sah.
Es war fünf Wochen her, dass er die Stellung als Leiter dieser Abteilung der Wasserpolizei angenommen hatte, eine Entscheidung, die er schon jetzt zutiefst bereute. Und mit jedem durchfrorenen Tag in nassen Kleidern wurde es schlimmer, während der Winter sich zu Anfang dieses Jahres 1864 gnadenlos über London und seiner viel befahrenen Wasserstraße festsetzte.
Das Boot schaukelte im Kielwasser eines Verbandes von Barken, die mit der hereinströmenden Flut flussaufwärts fuhren. Orme, der im Heck saß, hielt das Boot gekonnt ruhig. Er war ein Mann von durchschnittlicher Größe, aber ungewöhnlicher Geschmeidigkeit und Kraft, und bediente das Ruder mit äußerstem Geschick. Vielleicht hatte er im Laufe der Dienstjahre auf dem Wasser gelernt, wie leicht ruckartige Bewegungen zum Kentern führen konnten.
Sie ruderten näher an die Brücke heran. In dem grauen Nachmittagslicht, kurz bevor die Lampen angezündet wurden, konnten sie bereits den Verkehr dort oben sehen: die dunklen Schatten der Hansoms und größeren vierrädrigen Kutschen. Noch waren sie freilich zu weit entfernt, um das Klappern von Pferdehufen über den Geräuschen des Wassers zu hören. Auf einem Fußweg standen dicht vor dem Geländer ein Mann und eine Frau einander gegenüber. Sie schienen in ein Gespräch vertieft. Monk dachte träge, dass es ihnen wohl ein dringendes Anliegen sein musste – was immer sie sich auch zu sagen hatten, wenn es an einem derart düsteren und ungesicherten Ort wie diesem ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Der Wind zerrte wütend an den Röcken der Frau. In
Weitere Kostenlose Bücher