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Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer

Titel: Rolf Torring 072 - Singha der Todbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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      „Meine Herren, was ist denn hier passiert?" Als hätte seine Stimme den Elefanten erneut gereizt, stieß der Bulle wieder ein wütendes Trompeten aus. Fast im gleichen Augenblick stürmte er aus dem Stall heraus, auf den Inder zu.  
      Da warf sich ihm der Zwerg von der Seite entgegen. Sein Arm schnellte vor, und der wütende Koloß wich schnaubend zurück. Mit scharfer Stimme rief der Zwerg dem Tiere einige Worte zu; da machte der Bulle kehrt, ließ den Rüssel fast auf der Erde schleifen und trottete in den Stall zurück.  
      Der Inder, den ich für einen Fürsten und den Besitzer des Schlosses und der Kampfbahn hielt, hatte sich zur Flucht gewandt, als der Elefant auf ihn anstürmte. Jetzt schien er sich seiner Schwäche zu schämen, denn er ging mit energischen Schritten auf den Zwerg zu, rief ihm ein paar Worte zu und gab ihm mit einem kurzen, vergoldeten Stab, den er in der Hand trug, einen kräftigen Schlag über den verunstalteten Rücken.  
      Demütig und tief verbeugte sich der Zwerg, aber als er hinter seinen Herrn trat, sah ich seine Augen funkeln. Der Fürst hatte sich anscheinend einen erbitterten Feind geschaffen. Ich muß ehrlich sagen: es war eine so unbedachte, unbeherrschte Handlung, wie ich sie von einem Asiaten nie erwartet hätte. Der Inder wandte sich wieder an uns und wiederholte seine Frage.  
      Rolf gab ihm mit knappen Worten die äußeren Tatsachen unseres Erlebnisses bekannt und erwähnte, daß wir an den Polizeichef James Wood empfohlen wären.  
      „Aber, bitte, meine Herren," rief der Inder sofort, „kommen Sie doch herunter! Sie können unbesorgt sein, Singha ist harmlos, solange Garha (dabei deutete er auf den Zwerg) bei uns ist. Garha betreut und beherrscht meine Tiere."  
      Wir hätten in den Stall hinabklettern müssen, um den Erdboden ohne große Luftsprünge zu erreichen. Aber es schien mir fraglich, ob der große Elefant uns da ganz unbehelligt gelassen hätte, denn der Zwerg Garha stand ja draußen in der Arena. Doch schon kamen auf ein Kommando des Inders zwei Diener mit einer aus Bambusstöcken gefertigten Leiter gelaufen, die sie am Stallgebäude aufstellten.  
      Wir kletterten hinunter und traten auf den Inder zu. Der verbeugte sich höflich und sagte:  
      „Ich bin Fürst Ramga. Ich freue mich, die Herren Torring, Warren und Ihren treuen Pongo kennenzulernen. In den Zeitungen habe ich von Ihren Taten gelesen, meine Herren, und beim Anblick des schwarzen Riesen ist es nicht schwer zu erraten, wer Sie sind. Darf ich Sie bitten, meine Gäste zu sein? Ich erfuhr zufällig, daß Polizeichef Wood plötzlich für einige Tage verreisen mußte. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen mein Haus bis zu seiner Rückkehr zur Verfügung stellen dürfte."  
      „Wood ist verreist? Das ist unangenehm," meinte Rolf. „Unter diesen Umständen nehmen wir Ihre liebenswürdige Einladung sehr gern an, Hoheit."  
      Fürst Ramga gab uns freundlich die Hand. Das Mondlicht zauberte auf seinem Gesicht einen eigenartigen Zug hervor, einen Zug, als lächele er zugleich einladend und gefährlich. Ich konnte mich täuschen. Es lag gar kein Grund dazu vor, daß Ramga feindlich gegen uns gesinnt sein sollte, denn wir sahen uns zum ersten Mal im Leben.  
      Während wir über die weite Arena der kleinen Pforte am östlichen Rand zuschritten, blickte ich oft zurück. Meine Befürchtungen, daß der Bullelefant Singha noch einen Angriff auf uns wagen würde, waren grundlos. Der Zwerg Garha stand dicht vor dem Tor des Elefantenstalles. Er mußte eine seltsame Gewalt über die Tiere des Fürsten ausüben, denn der Elefant verhielt sich ganz ruhig.  
      Fürst Ramga ließ uns den Vortritt. Als wir die Pforte durchschritten hatten, sahen wir uns auf einem großen Hof, an dessen nördlicher Seite sich das Schloß aus weißem Marmor erhob.  
      Beim Anblick des wunderbar ausgeführten Baues konnte ich ein leises Mißtrauen gegen den Fürsten nicht unterdrücken. Seine Vorfahren mußten eine ungeheure Macht gehabt haben. Nur ein Volk, das despotisch regiert wird, kann solche Bauten ausführen. Jetzt war der Fürst Untertan der Briten in einem Lande, über das seine Vorfahren geherrscht hatten.  
      Ich warf verstohlen einen Blick auf Rolf. Er sah sich gerade aufmerksam die Front des Schlosses an und schritt so weit voraus, daß ich ihm nichts zuflüstern konnte.  
      Längs der hohen, breiten Marmortreppe, die in den Palast führte, standen Inder in gleichen,

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