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Rolf Torring 073 - Der Würger

Rolf Torring 073 - Der Würger

Titel: Rolf Torring 073 - Der Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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klappte zu.  
      „Sofort herunter!" rief Rolf. „Jetzt folgt bestimmt eine Teufelei. Wir müssen in die Tür, die der Inder hier zuerst geöffnet hat."  
      Rolf hatte die Lampe eingeschaltet und suchte kurze Zeit an der gegenüberliegenden Steinwand. Dann sprang die kleine Tür auf.  
      Trotz meines schnellen Hinabkletterns beobachtete ich ihn und sah, daß er zurück zuckte.  
      Rolf schaltete die Lampe aus. Aus der offenen Tür, hinter der Rolf schon verschwunden war, sah ich undeutlichen Lichtschimmer dringen.  
      Plötzlich dröhnte und polterte es im Schacht, als stürzte der ganze Turm in sich zusammen.  
      Gut, daß die jungen Menschen, Pongo und ich den Raum bereits betreten hatten!  
      Die Inder hatten uns zerschmettern wollen. Durch irgendeine Vorrichtung hatten sie schwere Steinblöcke hinabgeschleudert. Der von Rolf Betäubte hatte dadurch sein verdientes Ende gefunden.  
      Nun erst konnte ich mich umdrehen und verstand den Grund, aus dem Rolf etwas zurückgeprallt war, als er den ersten Blick in den Raum geworfen hatte. Wir befanden uns in einem — Tempel.  
      Die gegenüberliegende Wand des großen Raumes ließ das helle Mondlicht einströmen. Die Steine waren durchbrochen, in mühseliger Arbeit, die vielleicht Jahrzehnte gedauert hatte. Ähnliche steinerne Kunstwerke findet man gelegentlich in Indien. Der harte Stein war so kunstvoll bearbeitet, daß es schien, als sei er aus feinen filigranartigen Bändern zusammengesetzt.  
      Das Mondlicht erhellte durch die zahlreichen Öffnungen den Raum so weit, daß wir mäßig gut sehen konnten.  
      Der Turm, in den wir so tief hinabgestiegen waren, mußte an einer Seite die Steilwand des Felsens begrenzen. Während der Eingang, den wir benutzt hatten, rund zehn Meter höher lag, mußte hier, an der anderen Seite, der Felsen ins Meer abfallen. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, daß das Mondlicht eindringen konnte.  
      Als ich den Blick durch den Raum schweifen ließ, sah ich sofort, daß Rolf und ich doch die richtige Vermutung gehabt hatten. Jetzt war das Geheimnis des ,,Würgers" geklärt!  
      Wir befanden uns in einem geheimen Tempel der furchtbarsten Gottheit Indiens, der Gemahlin Schiwas!  
      Dieser Tempel diente dem blutigen Dienst Kalis, der entsetzlichen Würgerin, der nur Menschenopfer angenehm sind.  
      Wir hatten es geahnt, als wir hörten, daß die Opfer, die man aufgefunden hatte, erdrosselt waren. Die Schlinge ist das Hauptinstrument der Anhänger der finsteren, blutigen Göttin, der schon Hekatomben von Menschen geopfert worden sind.  
      Wohl behauptet man in Europa, daß die Menschenopfer nicht mehr existieren. Aber wer in Europa kennt Indien genau? Die kennen es nicht, die als Europäer in großen Hafen- und Weltstädten Indiens leben, in denen Hotels existieren, die sich denen New Yorks und Berlins an die Seite stellen können. Das europäische Personal der Verwaltungen kennt Indien nicht. Am allerwenigsten der Tourist, der den ausgetretenen Ochsentrott wandert oder fährt.  
      Alle diese Europäer kommen mit Indern kaum oder nur oberflächlich in Berührung. Die europäischen Familien, die in Indien wohnen, haben zwar indisches Hauspersonal, aber mit der Seele der Inder haben sie keine Verbindung. Wollen sie auch nicht haben. Ihre Interessen liegen auf anderen Gebieten.  
      Man muß Indien schon so gründlich und von Seiten, die nicht jeder sieht, kennen lernen, um zu erfahren und zu wissen, was in Indien auch heute noch wirklich lebendig ist!  
      Kein Europäer kann sich vermessen zu behaupten, daß er um die Wunder und Geheimnisse Indiens weiß.  
      Natürlich haben die Menschenopfer für die Gemahlin Schiwas zahlenmäßig nachgelassen, in weiten Landstrichen sicher fast ganz aufgehört. Aber das Erlebnis beweist, daß unter der Oberfläche der Zivilisation, die auch die Inder von den Europäern angenommen haben, der alte Glaube mit seinen Riten doch lebendig bleiben kann.  
      Einen Jahrtausende alten Glauben kann man nicht durch ein Verbot ausrotten. Man kann die Opferung von Menschen verbieten, aber man kann nicht in allen Fällen verhindern, daß die blutigen, grausamen Zeremonien im geheimen doch hier und dort noch immer stattfinden.  
      Das furchterregende, gräßliche Abbild der blutigen Göttin stand in dem Raum in Überlebensgröße auf einem wohl zwei Meter hohen Postament.  
      Das schlangenumwundene Haupt Kalis schien uns zugewandt. Das grausame Gesicht

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