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Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Titel: Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Spinne gar nicht so geheimnisvoll, wie es im ersten Augenblick den Anschein hat. Nanu, dort kommt ja der Inspektor! So schnell ist er zurückgekommen?"  
      Inspektor Gouldens Gesicht war sehr ernst, als ob etwas Außergewöhnliches geschehen sei.  
      Goulden kam schnell heran. Als er vor uns stand, sagte er:  
      „Wollen Sie mir bitte folgen, meine Herren. Mein Assistent Woodford ist von einer Polizeistreife tot aufgefunden worden. Er liegt ganz in der Nähe. In einer einsamen Gasse, die an der Besitzung meines Nachbarn dort drüben vorbeiführt."  
      „So in der Nähe?" fragte Rolf. „Sonderbar! Ich vermute, wenn ich Ihre Bestürzung richtig deute, daß er ermordet ist."  
      „Ja, auf sehr eigenartige Weise. Ich habe ihn mir angesehen und bin hierher geeilt, um Sie zu bitten, ihn sich auch anzusehen. Ich würde gern Ihre Meinung hören."  
      „Selbstverständlich, Herr Goulden," rief Rolf. »Kommen Sie schnell!"  
      Während wir neben dem Inspektor den Garten eilig durchschritten, fragte Rolf weiter:  
      „Wer ist Ihr Nachbar? Ich habe vorhin über die Mauer geschaut und ein eigenartiges Gebäude erblickt."  
      „Hatten Sie einen besonderen Grund hinüber zuschauen?" fragte der Inspektor hastiger, als es sonst seine Art war. „Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen? Mein Nachbar ist ein Sonderling. Er heißt Galla, Doktor Galla. Vor fünf Jahren kam er aus Nepal und hat das Grundstück mit dem alten Tempel gekauft. Früher muß in dem Tempel ein besonderes Heiligtum gestanden haben. Er soll zu den am meisten besuchten gehört haben, wie mir Professor Cambrian einmal erzählte. Bei einem Einfall feindlicher Stämme vor langer Zeit ist das Götterbild geraubt worden. Seitdem steht der Tempel unbeachtet hier. Da Tempel und Garten verlassen waren, hat Doktor Galla das Grundstück für einen recht niedrigen Preis kaufen können. Den Doktor habe ich nur einmal aus größerer Entfernung gesehen. Er muß vermögend sein, denn er lebt völlig abgeschieden von der Außenwelt, übt keinen Beruf aus und scheint sich privaten Studien zu widmen. Er hat einen alten Inder als Diener und Betreuer bei sich, einen stolzen Bewohner des Nordens, aus dem Vorland des Himalaya. Der alte Inder besorgt den Haushalt. Was der Doktor in dem alten Gebäude treibt, weiß ich nicht. Die Bewohner der Gegend beschäftigen sich lebhaft mit seiner Person. Das geht wohl jedem so, der ein abgesondertes Leben führt, ohne sich um die Außenwelt zu kümmern. Er scheint in vielen Nächten zu arbeiten. Es kann sich nicht nur um Kopfarbeit handeln. Vielleicht probiert er an Erfindungen herum. Man hört dann einen starken Motor laufen. Auch Hammerschläge sind zu vernehmen. Ein paarmal, wenn ich nachts solche Geräusche hörte, habe ich über die Mauer geblickt. Aber ich konnte nichts entdecken. Im Tempel brannte Licht. Doktor Galla hat Milchglasscheiben einsetzen lassen, die einen Einblick verhindern. Ein eigenartiges, blauweißes Licht erstrahlte hinter den Scheiben. Ich hatte keinen Grund nachzuforschen, was mein Nachbar treibt. Er ist — wie wir alle — ein freier Mensch und kann tun und lassen, was er will. Wenn er nichts Ungesetzliches treibt, hat kein Mensch das Recht, in sein Privatleben einzudringen oder Nachforschungen anzustellen."  
      Rolf nickte wiederholt während des Berichtes. Wir waren bei der Erzählung des Inspektors ein gutes Stück vorwärtsgegangen. Rolf sagte nichts auf das, was er eben gehört hatte. Auch ich hatte keinen Grund zu reden.  
      Da fragte der Inspektor wieder und knüpfte an den Anfang seines Berichtes an:  
      „Warum haben Sie über die Mauer geblickt, Herr Torring? War es nur Neugierde? Oder hatten Sie einen besonderen Grund?"  
      „Einen sehr zwingenden Grund," sagte Rolf ernst und gewichtig. „Aber wir sind wohl schon an der Gasse. Ich werde es Ihnen dann erzählen."  
      Zwei Polizisten waren neben der Leiche des Assistenten Woodford postiert. In respektvoller Entfernung standen ein paar Inder, die von einem dritten Polizisten gehindert wurden, näher heranzutreten.  
      Woodford lag auf dem Rücken. Sein Gesicht war der Mauer des Grundstücks zugewandt, das Doktor Galla gehörte. Es sah fast so aus, als wäre er bei dem Versuch, die Mauer zu erklimmen, rückwärts herabgestürzt. Sein Gesicht war verzerrt, als hätte er kurz vor seinem Tode einen großen Schreck erlebt.  
      „Der arme Woodford," murmelte Rolf. „Sieht es nicht so aus, als müßte er etwas

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