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Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong

Titel: Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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noch vor. Eilig und geschwind huschen die bezopften Gestalten mit oder ohne Lasten über die Straße. Sie sind in graue oder schwarze, seidene oder leinene Hosen gekleidet — auch Hosen aus Wachstuch gehören keineswegs zur Seltenheit —, tragen lange, faltenlose Röcke oder kurze, meist gelbgraue Kittel. Der vordere Teil ihres Kopfes ist glatt geschoren. Die zahlreichen Friseure, die zu den Handwerkern in den offenen Läden an der Straße gehören, arbeiten mit eminenter Geschicklichkeit und flechten die den Chinesen im Nacken baumelnden Zöpfe mit flinken Fingern.  
      Nicht zu übersehen sind die einem kaufmännischen oder sogar einem geistigen Beruf nachgehenden Chinesen. Vom Advokaten bis zum Gelehrten scheint alles vertreten zu sein. Man kennt sie sofort heraus. Die meisten sind kurzsichtig und tragen eine Brille, deren Gläser in schmale Goldränder gefaßt sind. Auf die Brille als das Zeichen des Wissens und der Gelehrsamkeit scheinen sie nicht wenig stolz zu sein.  
      Palankinträger rufen den Leuten auf den Straßen und Gassen zu, aus dem Wege zu gehen, da sie mit eiligen Schritten einen gewichtig blickenden, bezopften Herrn zur Stätte seines Geschäfts tragen.  
      Dort stößt ein Geschirrhändler mit seinen an den Enden einer langen, auf den Schultern ruhenden Stange angebrachten Körben gegen einen Mann, der zu einem der vielen Neubauten einen Balken trägt und ihn, sich wendend, ohne Rücksicht auf die Passanten, über die ganze Breite der Straße schwenkt, ehe er auf der Leiter verschwindet, die im Neubau nach oben führt.  
      Aus einer kleinen Wirtschaft dringt uns ein angenehmer Duft entgegen, während der Geruch, der aus dem Rinnstein in der Mitte der steilen Straße aufsteigt, nicht gerade verlockend zu nennen ist.  
      Da es sehr heiß war, vertrauten wir uns zwei Männern an, die uns ihren Palankin geradezu aufdrängten. (Das Wort Palankin stammt aus dem Sanskrit; Parinka bedeutet Lager oder Bett. Das chinesische Wort dafür ist Tschiao Tsu.) Die aus dünnem, leichtem Holz gefertigten Tragstühle werden auf die Erde gestellt, der Passagier setzt sich hinein, die Träger nehmen vorn und hinten zwischen den am Stuhl befestigten elastischen Stangen ihren Platz ein. Man fühlt sich gehoben und wird gleich darauf wie in einem Schiffchen geschaukelt, denn die Träger bewegen sich, wenn sie Fracht haben, grundsätzlich nur im Dauerlauf. Ihre Lungen sind ausgezeichnet und hervorragend durchtrainiert. Ein Europäer würde nicht fünf Minuten durchhalten, was die Palankinträger halbe Stunden lang pausenlos schaffen.  
      Schnell ging es Straße um Straße den Berg hinauf. Der Träger vorn schwitzte tüchtig, seine blaue Leinenjacke feuchtete sich mehr und mehr und war am Ende der „Fahrt" ganz durchnäßt. Nach einer halben Stunde machten die Palankinträger halt und stellten ihre Last ab. Wie Pferde nach einem langen Galopp atmeten die Männer rasch und schwer. Mit einem nicht sehr sauberen Lappen wischten sie sich Gesicht und Hände ab und setzten sich im Schatten auf den Boden.  
      Wir gönnten ihnen die Ruhepause von Herzen und gingen in den Botanischen Garten, der sich, einem Paradies vergleichbar, weithin ausdehnt.  
      Im Garten lernten wir durch Zufall einen alten Herrn kennen, einen Arzt, der aber seine Praxis nicht mehr ausübte und sich auf der dem Hafen von Victoria gegenüberliegenden Halbinsel Kowloon angesiedelt hatte. Er zeigte uns alle Sehenswürdigkeiten des Gartens, in dem er sich gut auskannte, und fragte schließlich, ob wir mit bestimmter Absicht nach Hongkong gekommen wären.  
      Da wir über den Zweck unserer Reise schweigen wollten, erzählte Rolf, daß wir uns auf einer Vergnügungsfahrt befänden. Doktor Blacker, so hieß der alte Herr, wollte es nicht glauben und lud uns auf seine Besitzung ein.  
      Wir nahmen die freundliche Einladung dankend an, zumal wir in der Nähe von Kowloon den Fischer wohnen wußten, dem unser Besuch galt.  
      Nach einer guten Stunde verabschiedeten wir uns von Doktor Blacker, denn wir wollten uns noch weiter den Berg hinauftragen lassen, um von „Victoria Peak" aus den Ausblick über die ganze Insel zu genießen.  
      Als sich Doktor Blacker von Rolf verabschiedete, hielt er sekundenlang die Hand meines Freundes fest und sagte:  
      „Sie werden also bestimmt kommen, meine Herren?"  
      Wir nickten, und der Doktor fuhr fort: „Das freut mich. Ich möchte Ihnen außerdem auf meiner Besitzung etwas zeigen, das

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