Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Titel: Rolf Torring 125 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
aber Rolf rief nur immer „Komm schnell!"  
      Nach einigen Minuten hörten wir schnelle Ruderschläge und zogen uns etwas vom Ufer zurück. Der Nebel war wieder stärker geworden, so daß wir den Kahn erst sahen, als er drei Schritte von uns entfernt am Ufer anlegte. Der Chinese, der darin saß, fragte laut nach „Ling" und wunderte sich schließlich, daß er keine Antwort bekam. Als er ausstieg, waren wir auch schon bei ihm und hielten ihm die Pistolen unter die Nase. Der Mann knickte fast zusammen, als er uns sah.  
      „Herren, mir nichts tun, ich nichts dafür, muß gehorchen."  
      „Wem mußt du gehorchen?" fragte Rolf sofort.  
      „Ich nicht sagen darf, sonst sterben," jammerte der Chinese, den ich nun als den jüngeren der beiden aus der Blockhütte wiedererkannte.  
      Rolf befahl ihm, den Kahn wieder zu besteigen, und wir folgten ihm sofort. Als der Kahn auf dem See schwamm, gab Rolf mir verstohlen ein Zeichen. Schnell suchte ich in meinen Taschen, fand auch verschiedene Stricke, die wir stets bei uns trugen, und fing nun an, den Chinesen zu fesseln. Als dieser jammern wollte, hielt ihm Rolf die Pistole vor die Augen. Schließlich bekam er noch einen Knebel, und nun konnten wir in aller Ruhe zur Insel fahren. Wir wußten, daß der „Unheimliche" noch nicht dort eingetroffen war, sonst hätte uns dieser Mann nicht sofort geholt und wäre dabei hereingefallen.  
      Wir umrundeten halb die Insel und fanden auch sofort die Grotte. Da wir den Weg kannten, ließen wir den Chinesen im Kahn liegen und entfernten uns durch den Gang. In beiden Blockhütten sahen wir noch Licht schimmern und gingen zuerst auf die zu, worin wir die beiden Chinesen beobachtet hatten.  
      Wirklich saß der ältere noch immer am Tisch und betrachtete mit verzückten Augen die Figur, die er wohl jetzt erworben hatte. Rolf klopfte leise gegen die Scheibe. Sofort erhob sich der Chinese, stellte aber vorher die Figur in einen Schrank und ging zur Tür. Er dachte wohl sicher, daß es sein Kollege sei, und trat ahnungslos ins Freie. Erschrocken fuhr er jedoch zurück, als er sich sofort von zwei Pistolen bedroht sah, und Rolf warnte ihn leise, daß wir beim geringsten Laut sofort schießen würden.  
      Widerstandslos konnten wir den Mann fesseln und ihm einen Knebel geben. Es war ein Hüne von Mann, der sicher bei einem Nahkampf ein sehr gefährlicher Gegner gewesen wäre. Wir schleppten ihn einige Meter fort und ließen ihn dann einfach liegen.  
      „So, nun dieser Fu Jung," meinte Rolf und schritt auf die zweite Hütte zu.  
      Durch die Ritze im Fenster konnten wir wieder hineinschauen und sahen Fu Jung und seine Tochter am Tisch sitzen. Sie mußte ihrem Vater eine Bitte ausgesprochen haben, denn ihre Hand hielt die seine umklammert, und fragend schaute sie zu ihm auf. Endlich, als Fu Jung doch den Kopf schüttelte, stand sie auf und rief ihm etwas zu, worüber der alte Mandschure sehr erbost war. Wir hörten es seiner Stimme an, daß er seiner Tochter drohte.  
      Rolf nickte mir zu, schritt auf die Tür der Hütte zu und riß sie einfach auf. Erschrocken fuhr der Alte herum und blieb wie erstarrt stehen, als er uns beide sah. Er hatte keine Waffen bei sich; wir brauchten deshalb die Pistolen gar nicht zu ziehen.  
      „Guten Abend, Fu Jung!" rief Rolf. „Wir haben Sie schon überall gesucht und hatten Angst, daß Sie dem 'Unheimlichen' in die Hände gefallen sein könnten. Warum schauen Sie uns denn so erschrocken an?"  
      Fu Jung rang wirklich nach Fassung; er konnte ja nicht ahnen, daß wir sein Doppelspiel längst durchschaut hatten, und antwortete etwas stockend:  
      „Ich war gleichfalls in großer Sorge um Sie, als Sie im Gang der Höhle spurlos verschwunden waren. Meine Tochter und ich sind umgekehrt. Dabei trafen wir einen Bekannten, der sich auf der Insel hier niedergelassen hat, ohne daß ich es wußte. Wie blieben deshalb einen Tag hier und wollten morgen die Reise nach Kirin fortsetzen."  
      „Dann können wir hoffentlich wieder zusammen reisen, Fu Jung. Wir müssen allerdings erst nach meinen Begleitern suchen, die auch verschwunden sind. Wissen Sie nicht, wer hier noch auf der Insel wohnt, die wir durch Zufall entdeckten?"  
      „Zwei Freunde von mir, meine Herren. Ich werde sie durch meine Tochter rufen lassen."  
      Der Mandschure gab dem Mädchen einen Wink, wobei seine Augen einen eigentümlich drohenden Ausdruck annahmen. Auch Rolf sah es und meinte laut zu mir:

Weitere Kostenlose Bücher