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Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Rolf Torring 125 - Der Unheimliche

Titel: Rolf Torring 125 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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befürchten zu müssen, belauscht zu werden, mit Rolf sprechen.  
      Der Mandschure zeigte uns die Stadt, die nicht viel Sehenswertes bot. Sie war an vielen Stellen ausgesprochen schmutzig. Während der Regenzeit sollte sich, wie man uns sagte, der Schmutzschlamm oft bis zu einer Höhe von zehn Zentimetern und darüber in den Straßen langsam und zähflüssig vorwärts wälzen.  
      Kirin besaß nur eine kleine Polizeistation. Als wir daran vorbeikamen, meinte Rolf:  
      „Kommen Sie doch bitte mit hinein, Herr Ho Jung, ich will gleich die Vorfälle im Gebirge melden."  
      Ho Jung erklärte sich lachend dazu bereit, sein Gesicht umwölkte sich aber, als Rolf unter anderem zu Protokoll gab, was er im Hause Ho Jungs nicht erwähnt hatte, daß sich auf der Insel Gefangene befänden, die Komplicen des „Unheimlichen" wären.  
      Ein jäher Verdacht stieg in mir auf. Jetzt konnte ich verstehen, aus welchem Grunde Rolf mich gebeten hatte zu schweigen.  
      Nach Verlassen der Polizeistation entschuldigte sich Ho Jung, er müsse schnell nach Hause, da er etwas Dringendes zu erledigen vergessen hätte. Lachend verabschiedete sich Rolf von ihm und fragte mich, ob wir in eine kleine Wirtschaft gehen wollten, womit ich gern einverstanden war.  
      „Hast du etwas bemerkt, Hans?" fragte mich Rolf in deutscher Sprache.  
      „Sag mir bloß, wie du es herausbekommen hast, daß Ho Jung — der ,Unheimliche' ist!"  
      Rolf antwortete nicht direkt, sondern sagte mit Bestimmtheit:  
      „Paß auf, wir finden in Ho Jungs Haus unsern Geparden, übrigens müssen wir noch mal zur Polizei, denn es ist anzunehmen, daß der Mandschure jetzt einen Verbündeten zur Insel schickt, um die Gefangenen zu befreien. Die Polizei muß sich deshalb beeilen!"  
      Als wir nach einer halben Stunde wieder auf der Polizei waren, rieten wir dem Beamten, schnell nach dem See aufzubrechen und genügend Leute mitzunehmen. Der Beamte erklärte uns, daß er bereits nach Mukden telegrafiert habe und daß von dort schon ein Aufgebot unterwegs sei, da er selber in Kirin nur über wenige Beamte verfüge.  
      Beruhigt kehrten wir in Ho Jungs Haus zurück.  
      Ho Jung war schon wieder ausgegangen. Seine Nichte sagte uns, er wäre zu einem Bekannten gegangen, der nach ihm geschickt habe. Wir wußten, was der Weg Ho Jungs zu bedeuten hatte, schwiegen aber. Ich sann darüber nach, wo wir Fräulein Jung unterbringen könnten, wenn auch ihr zweiter Onkel verhaftet würde. Eltern besaß das arme Ding nicht mehr.  
      Als wir allein in unseren Zimmern waren, wies Rolf zur Decke. Da bemerkte auch ich, daß oben versteckt ein kleines Mikrofon angebracht war.  
      „Wir wollen es nicht entfernen," schlug Rolf vor, „um Ho Jung nicht wissen zu lassen, daß wir es entdeckt haben."  
      In dem Augenblick betrat Pongo das Zimmer, um uns etwas Wichtiges mitzuteilen:  
      „Pongo hier im Hause Maha gerochen. Maha im Keller versteckt, Keller fest verschlossen."  
      „Das ahnte ich, Pongo," sagte Rolf zu dessen Erstaunen. „Wo befindet sich die Kellertür, damit wir Maha rechtzeitig befreien können?"  
      „Von der Seite des Hauses führt Tür in Keller," berichtete Pongo.  
      Wir hatten es jetzt nicht eilig, sondern wollten abwarten, was Ho Jung gegen uns unternehmen würde, um ihn auf frischer Tat zu ertappen und zu überführen. Daß er selbst zum Drachensee eilen würde, glaubten wir nicht.  
      Kurz vor dem Abendbrot kehrte der Hausherr zurück. Er war etwas zerstreut, bemühte sich aber, ein harmloses Gesicht zu machen.  
      „Heute habe ich etwas Besonderes für Sie," bemerkte Ho Jung lachend. „Ich habe bei meinem Koch Hummer bestellt, den ich preiswert einkaufen konnte."  
      „Herrlich, Ho Jung!" freute sich Rolf. „Haben Sie auch ein Glas Sekt dazu, um dem Hummer die ihm zukommende edle Würze zu geben?"  
      „Sie sind ein Schlemmer," erklärte der Hausherr freundlich. „Sekt habe ich leider nicht im Hause, aber einen alten Portwein im Keller, der Ihnen sicher schmecken wird. In einer Stunde darf ich Sie zu Tisch bitten."  
      Als sich Ho Jung entfernt hatte, deutete Rolf mit den Augen zur Decke nach dem Mikrofon. Ich verstand den Wink und sagte laut:  
      „Herr Jung ist sehr aufmerksam zu uns, Rolf. Nur weil wir seine Nichte hierher brachten, gewährt er uns Gastfreundschaft."  
      „Ich freue mich besonders auf den Hummer, Hans."  
      Vor dem Essen sagten wir Pongo Bescheid, nichts von den

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