Rolf Torring 128 - Old Mutton
beleidigend wirkte. „Aber ich bin ganz froh, daß ihr mir helfen wollt, boys. Euer black friend (schwarzer Freund) sieht nicht aus, als ob er mit einem Streichholz umzuwerfen wäre."
Pongo strahlte.
„Den Dolber werden wir schon kriegen!" fuhr Old Fool fort, ehe einer von uns etwas sagen konnte.
„Dolber — sagten Sie eben, Old Fool?!" fragte Rolf sofort. „Wir haben den Namen schon einmal gehört. Ein Dolber soll in Kansas City Geschäfte machen."
„Geschäfte?!" lachte Old Fool, und jetzt war das Lachen etwas bitter und grimmig. „Er raubt wie ein Fuchs, der Kerl! In Kansas City wohnt Dolbers Vater, ein übler Wucherer, der schon manchem Unerfahrenen und Gutgläubigen die Schlinge um das weiße Hälslein gelegt hat. Sein Sohn stromert mehr in Gottes freier Natur herum — aber ich werde ihm den Schrot schon auf den Pelz brennen, daß er meint, Ostern und Pfingsten fielen auf den Himmelfahrtstag!"
„Wie haben Sie sich denn die Befreiung Ihres Freundes gedacht, Old Fool?" wollte Rolf wissen.
„Nur mit List!" erwiderte der Alte prompt. „Wir reiten zum Arkansas. Irgendwo östlich von hier in der Nähe des Wassers sollen die Füchse ihren Bau haben. Wir müssen uns nachts an sie heranschleichen."
„Und was macht der Häuptling der Indianer bei den weißen Gaunern?" fragte ich. „Man sagte uns, daß die Roten in diesem Gebiet schon seit langen Jahren völlig friedlich dahinlebten."
„Wölfe gibt es überall — oder schwarze Schafe, wenn ihr das lieber hört, boys. Die Prärie ist weit — und Washington ist fern."
„Soll das heißen, daß die Zeiten noch nicht tot sind, in denen man bei Sonnenaufgang noch nicht wußte, ob man bei Sonnenuntergang seinen Skalp noch besaß?" fragte Rolf.
„Das ist übertrieben!" lächelte Old Fool. „Aber eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus, und Skalp oder money, der Unterschied ist nicht groß. So oder so kann man reich und berühmt oder berüchtigt werden. "
Mir wurde nicht ganz klar, was Old Fool alles damit andeuten wollte, aber ich fragte nicht weiter, um mich nicht noch einmal als Greenhorn ansprechen zu lassen. Der Alte kannte die Prärie seit Jahren, wahrscheinlich seit Jahrzehnten, er wußte Bescheid.
„Wie kommt es denn, daß sich der Häuptling der Upsarokas mit Dolber verbündet hat?"
„Boys, das weiß ich nicht! Old Fool ist nicht allwissend. Vermutlich will er etwas von ihm und glaubt, er wird es erreichten, wenn er ihm bei einer anderen Sache unter die Arme greift."
„Wie heißt denn der Häuptling der Upsarokas?" fragte ich.
„Malhobo! Er ist reich. In seinem Wigwam hängen echte Teppiche. Und in Kansas City hat er eine Acht-Zimmer-Wohnung gemietet."
Old Fools Pferd war an seinen Herrn herangetreten und strich ihm mit den Lippen übers schüttere Haar.
„Trine mahnt zum Aufbruch!" lächelte Old Fool. „Es wird ihr zu langweilig hier, boys!"
„Ein herrliches Tier" stellte ich bewundernd fest.
„Lebte vor Jahren noch frei in der Prärie," erzählte der Alte. „Old Fool hat es mit dem Lasso selber gefangen. Sind gute Freunde geworden, die Trine und ich. Können uns aufeinander verlassen. Keiner hat den andern noch enttäuscht!"
Als hätte das Pferd jedes Wort verstanden, wieherte es hell auf. Old Fool fuhr fort:
„Trine ist klug, sehr klug, klüger als wir Adamsnachkommen, Weiß genau, wann sie schnell, wann langsam laufen muß, erkennt jede Gefahr eine Nasenlänge eher als ich. Trine findet Wasser, wo andere verdursten, saftiges Gras, wo andere vor Hunger fast sterben. Old Fool ohne Trine — nee, ist unmöglich!"
Wir freuten uns über das menschlich-kameradschaftliche Verhältnis, das zwischen Old Fool und seiner Trine herrschte.
„Haben Sie beobachtet," fuhr der Alte fort, „wie Trine eure Mustangs beschnuppert hat? Wollte sehen, ob die Reiter anständige Menschen sind, mit denen Old Fool verkehren darf. Ein Tier gewöhnt sich erst nach langer Zeit ganz an seinen Herrn. Man muß mit ihm in Gefahren zusammenwachsen. Dann sind Tier und Mensch bald unzertrennlich."
Old Fool mahnte zum Weiterreiten.
Wir hatten unseren Tieren die Sättel nicht abgenommen, da wir keine lange Rast beabsichtigt hatten. Old Fools Trine war bald gesattelt. Unser neuer Kamerad schwang sich hinauf und trabte los, es uns überlassend, ob wir ihm folgen würden oder nicht.
Wir ritten
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