Rolf Torring 128 - Old Mutton

Titel: Rolf Torring 128 - Old Mutton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren

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lebendig. Schnell flammte das Feuer auf und erleuchtete den Lagerplatz taghell. Da sahen wir, daß ein Indianer und zwei Weiße einen Menschen aus dem Buschwerk, das uns gegenüberlag, zogen und zum Feuer schleppten. Der Mann konnte sich nicht wehren, da die drei ihn eisern festhielten. Es war Old Fool — also hatte sich der erfahrene Prärieläufer doch überrumpeln lassen.
      Ich befürchtete schon, die Männer würden die ganze Umgebung absuchen, um sich zu überzeugen, ob nicht noch mehr Späher in der Nähe seien. Aber ich sah bald, daß sie sich felsenfest auf den ausgestellten Posten verließen, denn der Boß der Bande, der am Feuer geschlafen hatte, gab dazu keinen Befehl und ließ sich nur Old Fool vorführen.
      „Ah, Old Fool gibt uns die Ehre seines Besuchs! Das ist nett von dir, alter Knabe! Hattest du Sehnsucht nach uns?"
      Herausfordernd baute sich der Anführer der Männer vor Old Fool auf, der darauf gar nicht achtete, sondern erwiderte:
      „Nette Überraschung, Mister Dolber, Sie hier zu treffen! Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mir das Anschleichen ersparen können. Ich wollte nur sehen, wer sich hier breit gemacht hatte. Sie wissen doch, hier taucht immer wieder mal Gesindel auf!"
      Der Weiße betrachtete Old Fool mit Blicken, die deutlich verrieten, daß er ihm nicht über den Weg traute. Unvermittelt fragte er:
      „Wo habt Ihr denn Eure Trine, Old Fool? Sie muß doch in der Nähe sein!"
      „Ist sie auch, Mister Dolber! Aber wollen Sie nicht den Männern sagen, daß sie mich loslassen?! Sie sind doch sicher gut Freund mit ihnen!"
      „Das schon, Old Fool, aber — offen gesagt — ich traue Ihnen nicht recht. Ich habe hier ein Geschäft zu betreiben, bei dem mich Zeugen stören würden. Es ist Ihnen doch recht, daß Sie deshalb kurze Zeit mein Gefangener sind?"
      „Was?!" lachte der alte Prärieläufer auf. „Ich Ihr Gefangener? Ihnen juckt wohl das Fell nach einer kleinen Massage?! Glauben Sie denn, daß ich mich allein herumtreibe?! Da irren Sie aber: das Lager ist vollkommen umzingelt. Ihr Posten liegt längst gefesselt und geknebelt abseits von hier, und im Augenblick sind eine ganze Reihe Gewehrläufe auf Ihr Köpfchen gerichtet, die nur darauf warten, Klick zu sagen. Wollen Sie vorzeitig die Reise in die ewigen Jagdgründe antreten?"
      Erschrocken sah sich der Weiße nach allen Seiten um, ebenso der Indianerhäuptling. Als sie merkten, daß Old Fool sie nur bluffen wollte, lachten sie laut auf:
      „Deine Scherze mußt du dir für Säuglinge aufheben, die vor Schreck vielleicht die Windeln einmal mehr anfeuchten, Old Fool. Fesselt ihn, Männer"
      Old Fool lachte vor sich hin.
      „Sie glauben mir nicht?! Herr Colonel, melden Sie sich bitte! Zeigen Sie den Leuten, daß ich nicht scherze!"
      Hatte uns Old Fool doch bemerkt? Oder bluffte er wirklich nur? Ehe ich zu einem Entschluß kam, rief Rolf laut:
      „Das Lager ist umzingelt. Wer nicht sofort die Hände hochhebt, wird erschossen. Hände hoch!"
      Leise flüsterte er mir zu:
      „Achte auf das, was in unserem Rücken vor sich geht, Hans! Wir wollen nicht überrascht werden!"
      Die Wirkung der Worte Rolfs war verblüffend. Da alle Männer der Gegenseite eng um Old Fool geschart waren und durch das helle Feuer eine prachtvolle Zielscheibe darstellte, hätten sie eigentlich Angst bekommen müssen, aber sie dachten gar nicht daran, die Hände in die Höhe zu recken. So donnerte mein Freund noch einmal „Hände hoch! Oder es wird geschossen!"
      Peng! Ein Schuß peitschte durch die Nacht. In hohem Bogen flog Dolbers Hut durch die Luft. Rolf hatte gut gezielt.
      Im gleichen Augenblick flogen ruckartig zwölf Arme in die Höhe. Old Fool, der sich frei sah, nahm dem einen »Fuchs" seine eigenen Waffen, die der Mann noch in der Hand hielt, ab und richtete zwei Pistolen auf die neben ihm Stehenden.
      »Alle Leute fesseln oder unterhandeln, Herr Colonel?" fragte Old Fool zu Rolf hin.
      „Der Häuptling soll sofort die Posten zurückrufen!" kommandierte Rolf in polizeilich strengem Tonfall.
      Tatsächlich stieß der Häuptling einen lauten Ruf aus, ohne die Arme zu senken. Darauf rief er ein paar Worte in das Dunkel des Waldes hinein, die wir nicht verstanden. Wenig später erschienen von zwei Seiten zwei Indianer, die sich erschrocken ohne weitere Aufforderung zu den andern stellten und die Arme in die Höhe nahmen. Sechs