Roman
davongekommen zu sein, und ich schätze, dass ich dir deshalb schreibe. Um dir zu danken. Klingt verrückt, oder? Du musst mich für nicht ganz richtig im Kopf halten. Sollte ich dich nicht beschimpfen? Dir Vorhaltungen machen, was für eine Schlampe du doch bist? Aber weißt du, obwohl ich natürlich in letzter Zeit oft ziemlich wütend auf dich war und fand, dass du eine Schlampe bist, hast du mich letztlich doch gerettet. Ich bin jetzt achtunddreißig, und alles, was ich will, ist ein Baby. Die Zeit läuft mir davon. Wenn du die Affäre mit Toby nicht gehabt hättest und wenn ich es nicht herausgefunden hätte, dann würden wir weiter versuchen, ein Baby zu bekommen, und vielleicht hätten wir es beim nächsten Mal nicht verloren.
Doch vielleicht gab es einen Grund, warum wir es verloren haben: weil ich mit Toby nämlich kein Baby haben kann. Er wird sich nie ändern. Und ich bleibe lieber kinderlos und weiß, dass ich die Chance habe, irgendwann mit einem guten Mann ein Kind zu bekommen, als schwanger zu sein und es mit einem Mann zu bekommen, der mir nur das Herz brechen wird.
Er hätte dir auch das Herz gebrochen, Caroline. Ich glaube, das hat er wahrscheinlich sogar. Aber ich habe die Kette durchbrochen. Du hast die Kette durchbrochen. Das Beste, was wir jetzt tun können, ist weiterzuleben und nicht zu erlauben, dass die Geschichte sich wiederholt. Nur wir können unser Liebesleben ändern, nur wir können unsere Geschichte ändern, weil Toby seine niemals ändern wird. Das wollte ich dir nur sagen.
Rachel
Ich sitze mit zitternden Händen da, und Tränen rollen mir über die Wangen. Sie ist so mutig. So mutig und ehrlich. War ich in meinem ganzen Leben jemals so mutig und ehrlich?
Ich falte den Brief wieder zusammen und stecke ihn zurück in den Umschlag. Dann wasche ich mir das Gesicht, erneuere mein Make-up, das völlig verschmiert ist, nehme Waynes Geschenk vom Bett, wo Lexi es liegen gelassen hat, und gehe zur Party.
Der Park pulsiert vor Leben und Lärm. Die Kirmes ist um eine Bühne herum aufgebaut – ein Musikexpress, ein Autoscooter, ein schreckliches Karussell, das einen im Zickzack im Kreis und nach oben und unten wirft. Es gibt Stände mit Burgern und Hot Dogs. Die Luft riecht köstlich nach Zuckerwatte und heißem Fett.
Ich sehe auf die Uhr. Halb zwei. In einer Viertelstunde kommt Wayne, um sich sein Abschiedsgeschenk abzuholen und sich von mir zu verabschieden, und dann war’s das.
»Ich habe etwas für dich«, werde ich ihm sagen. »Es ist nichts Großes – erwarte nicht zu viel –, aber es ist etwas, was dich an diesen Sommer erinnern soll, wenn du es benutzt.«
Dave wollte sich eigentlich einen neuen Mitbewohner für das Boot suchen, als er hörte, dass Wayne weggeht, aber da Wayne seinem Laden am Camden Market auf die Sprünge geholfen hat (und seit, wie ich gerne denke, Lexi dort auf ihre magische Weise gewirkt hat), findet er, dass er für eine Weile genug Geld hat. Deshalb wird er ausziehen und sich irgendwo eine Wohnung mieten. Wie es aussieht, nutzt sich die neue Erfahrung, in einer Hängematte zu schlafen, irgendwann ab.
Ich kann Lexi schon von Weitem quietschen hören. Sie wird vom Musikexpress herumgewirbelt, Jerome an der einen und Carly an der anderen Seite, die Köpfe von den Fliehkräften gegen die Sitze gedrückt, die Augen in purer freudiger Hingabe fest zusammengekniffen. Nach Clarks Verhaftung hat sie Carly die Wahrheit über sich und Clark erzählt. Wie sich herausstellte, hatte Carly in echter Teenager-Manier geglaubt, dass Lexi mit Clark den Sex des Jahrhunderts hatte, dass sie auf dem Kronleuchter geschaukelt hätten! Die Lügen, die wir erzählen, um unseren Stolz zu wahren …
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie jemand, der von Kopf bis Fuß cremefarben gekleidet ist, sich von einer der vielen nebeneinanderliegenden Picknickdecken erhebt und auf mich zukommt. Mein Dad. Er trägt Ledersandalen, einen Leinenanzug und ein rotes T-Shirt, auf dem » TIER « steht, und ich finde, er sieht süß und irgendwie auch ein bisschen lächerlich aus. Er umarmt mich so herzlich, dass der Sekt aus seinem Glas auf den Rasen schwappt.
»Caro. Hallo, Zuckerschnute. Wie geht es dir?«
»Mir geht’s gut, Dad«, erwidere ich und küsse ihn ebenfalls, dann wische ich den Sekt ab, der mir am Kleid heruntertropft. »Schön, dass ihr kommen konntet. Ein perfekter Tag, oder?«
Cassandra winkt mir von der Picknickdecke aus zu – zwei lange, mit Armreifen beschwerte Arme, eine
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