Roman
spanne alle Muskeln an. Mach es nicht auf!
»Es ist perfekt«, findet sie. »Er wird es lieben.«
Dann nimmt sie meine Hände, und ich weiß schon, was sie sagen wird.
»Es ist noch nicht zu spät, weißt du. Du könntest ihn anrufen. Ruf ihn jetzt an. Sag ihm, dass er nicht gehen soll. Ich weiß, dass er auf dich hören wird, Caroline, ich weiß …«
Ich lege meine Arme um sie.
»Alexis Steele, für eine Siebzehnjährige – entschuldige, Achtzehnjährige – bist du eine ganz schöne Romantikerin. Aber es tut mir leid, ich werde ihn nicht anrufen.« Ich zucke mit den Schultern. »Es ist schon gut. Für mich ist alles in Ordnung, weißt du, und Sheffield ist nicht Afrika, oder? Wir können ihn besuchen, du und ich. Ich könnte zu dir nach Doncaster kommen, und dann fahren wir zusammen nach Sheffield und gehen mit ihm aus. Das wird lustig.«
Sie lächelt traurig. »Okay. Ich schätze, du bist eine zweiunddreißigjährige Frau und weißt, was du willst.« Etwas in mir zieht sich zusammen. »Aber du mochtest ihn, oder? Vielleicht hast du ihn sogar mehr als gemocht?«
»Ja«, antworte ich. »Ich mag ihn sehr. Aber weißt du, man kann nicht jeden behalten, Lexi. Ich bin einfach nur froh, ihn getroffen zu haben. Dafür danke ich dir. Wayne Campbell hat sich als gut für uns beide erwiesen, stimmt’s?«
Wieder lächelt sie traurig.
Es ist jetzt zwei Uhr, und in einer halben Stunde treffen wir alle möglichen Leute im Battersea Park und veranstalten ein Geburtstagspicknick für Lexi. Heute ist Kirmes im Park, es wird also ganz besonders lustig werden. Eine große Abschiedsparty, weil sie morgen um diese Zeit schon wieder in Doncaster sein wird. Der Sommer ist vorbei.
Es ertönt ein Geräusch, das wie das Brüllen eines Löwen klingt. Lexis Handy. Sie kniet sich hin und geht dran, dann fängt sie an zu kichern.
»Ha, ha, sehr lustig«, sagt sie. »Ich wette, ich kann es erraten. Was? Auf keinen Fall! Hast du? Okay, okay. Oh, und bring deine Kamera mit«, bittet sie. »Ich möchte ein Bild von uns machen, das wir beide mit nach Hause nehmen können.«
Jerome.
Seit Clark endlich aus ihrem Leben verschwunden ist, hat sie sich mit dem jungen Mann angefreundet, den sie im Zug kennengelernt hat, und ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, als hätte der Kreis sich geschlossen. Wenn die Clark-Sache nie passiert wäre – wenn dieser ganze Sommer nicht gewesen wäre –, vielleicht wäre sie dann aus dem Zug gestiegen und hätte direkt etwas mit ihm angefangen? Es ist natürlich nicht so, als ob sie eine Affäre hätten. Darauf besteht sie. Aber sie erkunden zusammen London, machen kunstvolle Fotos von der Stadt und von sich, gehen auf Märkte und zu Ausstellungen, die viel cooler und kultureller sind, als eine Installation über »Andersartigkeit« von irgendeinem Jergen Rindblatten es jemals sein könnte!
Sie legt auf.
»Jerome, oder?«, necke ich sie, und sie verdreht die Augen.
»Einhundert Prozent platonisch. Vielen Dank.«
Und das ist toll, denke ich, das ist eigentlich perfekt. Sie ist mit jemandem in ihrem Alter befreundet, der sie mag, wie sie ist. So sollte es sein.
Wir legen uns aufs Bett.
»Ich kann nicht glauben, dass du wirklich fährst«, seufze ich. »Was soll ich nur ohne dich tun?«
»Oh, du wirst wieder dein normales Leben führen, ein sauberes Haus haben und keinerlei Spaß! Such dir endlich einen Freund«, fordert sie und stößt mich an.
»Oh, das werde ich, zerbrich dir darüber nicht deinen kleinen Kopf. Ich bin jetzt eine andere. Du wirst schon sehen, in einem Jahr bin ich verheiratet. Es wird eine große Hochzeit mit irgendeinem Adligen in der St. Paul’s Cathedral geben, du wirst meine Brautjungfer und toll in irgendeinem Vintage-Kleid aussehen, und ich trage eins mit einem riesigen Reifrock.«
Sie keucht. »Mein Gott, das haben wir ganz vergessen! Das Brautkleid. Der letzte Punkt auf der Liste!«
Da hat sie recht, wir wollten das Brautkleid verkaufen, es bei eBay einstellen, es an einen Second-Hand-Laden geben oder das verdammte Ding verbrennen. Es riecht ohnehin nach Zigarettenqualm.
Doch in letzter Zeit musste ich viel an Wayne und seine Tattoos denken. Seine Kriegsnarben. Die Geschichten, die sein Leben geprägt haben. Der Arme wird Tracey oder Justine oder Christabel nie loswerden, aber das scheint er auch gar nicht zu wollen. Sie sind ein Teil von ihm, wie das Kleid und die Hochzeit, die nie stattgefunden hat, eigentlich ein Teil von mir sind. Sie gehören zu
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