Romana Exklusiv 0197
Tür“, erklärte sie und ging voraus in die Halle.
Mit wenigen Schritten hatte er sie eingeholt. „Gibt es am See Boote?“
„Wollten Sie sich nicht die Beine vertreten?“
Adam schmunzelte. „Rudern ist auch eine körperliche Betätigung. Sie könnten sich ausruhen, während ich die Arbeit übernehme.“
„Die Boote sind allesamt Einsitzer.“
„Sie haben soeben meinen romantischen Traum zerstört. Da bin ich nun in historischer Umgebung und in Gesellschaft einer schönen Frau …“
„Und Sie haben eine Tochter, die nicht möchte, dass Sie von ihr abgelenkt werden“, erinnerte Rosalie ihn.
„Ah! Immer in Sorge um die kindlichen Bedürfnisse. Ich schätze, es rührt daher, dass Sie selbst eine Waise waren.“
Er war einfach zu scharfsinnig. Natürlich brauchte er einen messerscharfen Verstand, um seine jeweiligen Ziele zu erreichen, und momentan konzentrierte er sich ganz auf sie und den Wunsch, sie zu erobern. Sie musste ihn irgendwie von sich ablenken, wenn sie Cate helfen wollte.
„Kinder brauchen das Gefühl, dass jemand sie liebt und für sie da ist. Meinen Sie, Ihre Tochter empfindet das, Adam?“
„Zumindest trägt sie meinen Namen“, erwiderte er spöttisch. „Aber bedeutet das auch, dass sie mich mag? Nein. Sie benutzt ihn, weil er ihr Vorteile bietet.“
Seine nüchterne Analyse imponierte ihr. Sie sah ihn herausfordernd an. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“
„Sie meine auch nicht, Rosalie James.“
Wie du mir, so ich dir.
Sie traten in die warme Nachmittagssonne hinaus und schlenderten den Pfad entlang, der zu dem idyllischen See führte. Die weiten Rasenflächen leuchteten in sattem Grün, prachtvolle Rhododendrenbüsche setzten spektakuläre Farbakzente, während Wasserlilien für eine eher exotische Note sorgten. Eine durch und durch englische Gartenlandschaft, dachte Rosalie und wusste, dass Rebel hier bei Hugh eine Heimat gefunden hatte.
Sie selbst fühlte sich völlig entwurzelt. Keine Stadt, kein Land übte einen besonderen Reiz auf sie aus. Menschen ja, aber keine Orte. Sie fragte sich, ob der ständig umherreisende Adam Cazell irgendein Anwesen als sein Heim betrachtete. Cate zufolge besaß er Häuser in London, New York, Hongkong und auf einer Karibikinsel. Letzteres vermutlich aus steuerlichen Gründen.
„Leben Sie hier bei Ihrer Schwester?“, erkundigte er sich.
„Nein. Ich bin nur zu Besuch hier.“
„Wo sind Sie zu Hause?“
Rosalie zuckte die Schultern. „Eigentlich nirgendwo. Es gibt Orte, an denen ich bleiben kann, wann immer ich möchte.“
„Sie müssen doch eine Anschrift haben, unter der Ihre Auftraggeber Sie erreichen können.“
Er versuchte, sie auszuhorchen. Wollte erfahren, wo er sie finden könnte. Rosalie hatte nicht vor, es ihm leichtzumachen, obwohl er natürlich recht hatte. Sie hatte eine Londoner Adresse, ein Apartment in Mayfair, das Joel Faber gehörte, dem Mann ihrer Schwester Tiffany. Joel hatte es allen Familienmitgliedern zur Verfügung gestellt und Rosalie zur Betreuerin der Wohnung ernannt, weil er genau wusste, dass sie den Großteil ihrer Einkünfte spendete.
„Ich habe nicht viele Besitztümer“, meinte sie. „Dafür habe ich keine Verwendung.“
„Wollen Sie mir erzählen, dass Sie alles in einem Koffer aufbewahren?“
„So ungefähr. Ich fliege wahrscheinlich genauso viel um die Welt wie Sie.“
„Dann haben wir etwas gemeinsam.“
„Im Gegensatz zu Ihnen habe ich allerdings keine Tochter, die allein ist.“
„Cate ist aber nicht allein. Sie hat ihre Schule, genau wie Celeste. Ihre Mutter und ihr Stiefvater sind immer in England. Sie kann bei ihnen sein, sie anrufen …“
„Sie haben andere Prioritäten“, unterbrach Rosalie ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Nur weil sie hier sind, bedeutet das nicht, dass sie Zeit für sie haben. Jedenfalls nicht mehr als Sie.“
„Sie beschuldigen mich, meine Tochter zu vernachlässigen?“
„Ich sage Ihnen lediglich, wie es für Cate ist.“
„Sie kennen meine Tochter seit … einer Woche? Ein bisschen vermessen, finden Sie nicht, Rosalie?“
„Mir ist klar, dass Sie das glauben – so ist es leichter, meine Kritik zu ignorieren.“
„Hat sie Ihnen das arme reiche Mädchen vorgespielt?“ Ein gereizter Unterton schwang in seiner Stimme mit.
„Nein, dafür ist Cate zu stolz.“
„Warum greifen Sie mich dann an?“ Er sah sie eindringlich an. „Ist das Ihre beste Art der Verteidigung?“
„Verteidigung wogegen?“
Er blieb stehen.
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