Romana Exklusiv 0197
Familie der möglichen Braut beleidigen.
Zumindest haben sie nach all diesen Jahren Verwendung für mich, murmelte er bitter. Er wusste allerdings noch nicht, ob er sich auf dieses Angebot einlassen würde …
Sein Bruder hatte gemeint, Adnan brauche Rayhan. War Cami ein Königreich wert?
Cami umklammerte das Steuer ihres Pick-ups fest mit den Händen, um bei den vielen Schlaglöchern nicht vom Weg abzukommen. Als sie sich dem Ranchtor näherte, verlangsamte sie das Tempo und öffnete es mit dem elektronischen Türöffner. Ray verabschiedete sich mit Lichthupe und setzte seine Fahrt nach Double Eagle fort.
Nachdem sie das Tor wieder hinter sich geschlossen hatte, parkte Cami den Pick-up in der Auffahrt.
Die Beziehung zu Ray entwickelte sich für ihren Geschmack etwas zu schnell. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn als Person mochte, obwohl sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte.
Die Art und Weise, wie er sie in den Armen gehalten und getröstet hatte, war einzigartig gewesen. Sie hatte sich sicher und behütet gefühlt. Und sie begehrte ihn mehr als jemals einen Mann zuvor.
Vorsichtig stieg sie aus. Sie schloss die Türen so leise wie möglich, um den leichten Schlaf ihres Vaters nicht zu stören.
Cami wurde schwer ums Herz, als sie an ihren Vater dachte. Ihre Mutter kannte Cami nur von Fotos. Ihr Dad war ihr als Kind Vater und Mutter gewesen. Er hatte alles für sie getan, hatte ihr Erbe verwaltet, so lange sie sich erinnern konnte, selbst vom Krankenhausbett aus nach diesem schrecklichen Verkehrsunfall. Und seit er an den Rollstuhl gefesselt war, hatte er sich weitgehend von allem gesellschaftlichen Treiben zurückgezogen und widmete sich allein seiner Tochter.
Vorsichtig zog Cami ihre Cowboystiefel aus und schlich sich in ihr Zimmer. Ihr Vater würde ihre Beziehung zu Scheich Rayhan sicherlich nicht befürworten. Abgesehen von der mangelnden Kommunikation zwischen den beiden, würde ihr Vater Ray sicher auch für zu alt für sie halten. Und dessen Herkunft aus einer fremden Kultur würde er wohl auch nicht gutheißen.
Und sie würde ihm das nicht vorwerfen können.
Entschlossen marschierte Cami ins Badezimmer, um sich abzuschminken. Sie würde Ray beim Frühstück am nächsten Morgen sagen, dass sie sein schmeichelhaftes Angebot nicht annehmen konnte.
„Ich bin viel zu jung für so etwas“, murmelte sie, während sie in die Küche ging, um sich ein Glas Wasser zu holen.
Doch später, als sie versuchte, Schlaf zu finden, holten sie ihre Gefühle wieder ein. Wie gut sie sich in seinen Armen gefühlt hatte, wie sehr sie seine Küsse genossen hatte.
War Ray der Mann, den sie wollte? Der sie wollte? Sie hatte noch mit keinem Mann geschlafen; war Ray es wert, ihre Jungfräulichkeit aufzugeben?
Sie dachte an die geheimnisvolle Atmosphäre, die ihn umgab – einen Scheich aus einem Land wie Tausendundeiner Nacht. Ob das überhaupt stimmte, was er ihr erzählt hatte über seine Heimat?
Cami seufzte und beschloss aufzustehen, da sie sowieso keinen Schlaf finden konnte. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, startete ihren Laptop und ging ins Internet.
Zu ihrem Erstaunen fand sie die notwendigen Informationen auf Anhieb. Der Name der Herrscherfamilie von Adnan lautete Malik al-Rashad. Ihr Wappen war ein doppelköpfiger Adler, der Adnans Rolle als Wüstenstaat und als Volk von Seefahrern gerecht wurde. Drei Brüder hatten die Macht unter sich aufgeteilt. Einer war König, ein zweiter Großwesir, der dritte Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Ein vierter Bruder lebte laut Internetauskunft auf einer Ranch in Texas.
Er hat mir also die Wahrheit erzählt, dachte Cami. Aber das macht keinen Unterschied, sagte sie sich, während sie wieder ins Bett ging. Ray war viel zu erfahren, außerdem will er mehr von mir, als ich im Moment zu geben bereit bin.
Freundlich, aber bestimmt, werde ich ihm klarmachen, dass ich mich nicht weiter auf ihn einlassen werde, beschloss sie. Cami war nicht bereit, den allerletzten Schritt zu tun, zumindest jetzt nicht. Scheich hin oder her.
Am Sonntagmorgen ging es in Pete’s Diner wie immer ziemlich hektisch zu. Alle Hocker an der Theke waren besetzt. Kellnerinnen in altmodischen pinkfarbenen Uniformen aus Polyester, über denen sie gestärkte weiße Schürzen trugen, eilten ständig in die Küche und wieder zurück, sie trugen dampfende Kaffeekannen oder waren bepackt mit Tellern mit Pfannkuchen, Rührei oder Würstchen.
Ray saß in der zweitletzten Nische und
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