Romana Exklusiv 0197
und seufzte.
„Gefällt es Ihnen?“
„Ich glaube, ich fange an, mich in dieses Land zu verlieben“, erwiderte sie lächelnd.
„Möchten Sie zu Fuß durch die Straßen laufen?“, fragte Enrico und parkte den Wagen.
„Sie merken auch alles.“ Sie lächelte ihn an und stieg aus.
Langsam wanderten sie umher. Enrico zeigte ihr einen Bleiwurz, der in üppigem Blau blühte, und nannte ihr die Namen von anderen Pflanzen, die sie noch nie gesehen hatte. Er erklärte ihr alles, was sie wissen wollte. Plötzlich erregte ein Schaufenster ihre Aufmerksamkeit, in dem Schmuck aus tiefblauen Steinen ausgestellt war.
„Das sind Lapislazuli, oder?“ Sie war sich nicht sicher.
„Ja, stimmt. Chile ist eines der wenigen Länder, in denen diese Steine vorkommen.“
„Was für ein intensives Blau!“ Sie betrachtete bewundernd die Auslage.
„Haben Sie Hunger?“, fragte er auf einmal.
„Ja, ein bisschen“, gab sie zu.
Er lächelte, sagte jedoch nichts, während er sie an die Hand nahm und über eine belebte Straße führte. Erst vor dem exklusiven Hotel ließ er sie los und hielt ihr die Tür auf.
Lysan entschied sich für ein Fischgericht, denn da der Ort am Meer lag, war der Fisch bestimmt ganz frisch. Enrico bestellte dasselbe. Ich habe mich in der Gesellschaft eines Mannes noch nie so wohl gefühlt, dachte sie und verspürte plötzlich eine eigenartige innere Unruhe.
„Woran denken Sie?“ Er war ziemlich hartnäckig.
„Ach, an nichts Besonderes“, antwortete sie lächelnd.
„Sie sahen so besorgt aus.“ Offenbar gab er sich nicht so leicht zufrieden.
„Nein, bin ich aber nicht“, versicherte sie ihm und fügte hinzu, weil er offenbar immer noch nicht überzeugt war: „Ich genieße meinen Urlaub, während meine Angehörigen zu Hause viel zu tun haben.“
„Aha!“, sagte er nur.
Lysan überlegte, was er damit meinte, brauchte jedoch nicht lange auf die Antwort zu warten, denn seine nächste Frage erklärte, wie er ihre Worte interpretiert hatte.
„Vermissen Sie Ihren Verlobten?“ Seine Miene war ganz ernst.
Nein, überhaupt nicht, hätte Lysan am liebsten wahrheitsgemäß geantwortet, aber das wäre Noel gegenüber unfair gewesen. „Sie dürfen raten“, erwiderte sie deshalb ausweichend.
Enrico ließ das Thema fallen und wurde während des Essens immer schweigsamer. Lysan dachte noch einmal über die Unterhaltung nach, war sich aber keiner Schuld bewusst. Nachdem er bezahlt hatte und sie wieder draußen waren, entschloss sie sich, ihm endlich die Wahrheit zu sagen.
„Ich bin gern mit Ihnen zusammen“, erklärte sie und hoffte, er würde ihr jetzt nicht mehr unterstellen, sie würde Noel vermissen.
Er blieb wie angewurzelt stehen. „Obwohl ich ein mürrischer Langweiler bin?“, fragte er sehr sanft und mit freundlicher Miene.
Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen, als sie ihm in die blauen Augen schaute. „Ein mürrischer Bär, meinen Sie“, korrigierte sie ihn leise.
„Lysan Hadley, Sie sind eine unglaublich faszinierende Frau!“ Zu ihrer Überraschung neigte er den Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, als wollte er sich entschuldigen. „Ich habe gesagt, ein mürrischer Langweiler, und ich meine es auch so.“
Erst als jemand sie anstieß, wurde Lysan bewusst, dass sie mitten auf der Straße standen und anderen den Weg versperrten. Langsam schlenderten sie weiter, bis an den Strand des Pazifischen Ozeans. Sie fühlten sich wohl, waren entspannt und im Einklang mit sich selbst und dem anderen. Enrico wies auf einen Felsen, auf dem eine Pelikanfamilie den herrlichen Tag genoss.
Als sie an der Küste entlangwanderten, rief Lysan plötzlich begeistert: „Ist das nicht ein Seehundbaby dahinten? Sehen Sie es? Wie niedlich!“ Sie drehte sich zu Enrico um und hielt den Atem an, denn in seinem Blick lag etwas Rätselhaftes, das sie sich nicht erklären konnte.
„Ich habe Sie mit meiner Begeisterung irritiert.“ Sie trat einige Schritte zur Seite und kehrte ihm den Rücken zu. Du liebe Zeit, er ist ein erfahrener Mann und sollte verstehen können, dass ich beim Anblick des schönen Tiers etwas überschwänglich reagiert habe, dachte sie. Wahrscheinlich hatte er schon Dutzende von Seehunden gesehen, sie waren für ihn nichts Besonderes mehr.
Sie fühlte sich plötzlich ganz elend und empfand den völlig irrationalen Wunsch, eine gute Fee würde einen Zauber aussprechen und sie nach England zurückversetzen. Doch so schnell, wie sie aufgetaucht war, verschwand diese
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