Romana Exklusiv 0197
Da sie eingewilligt hatte, ihn auf diesem Spaziergang zu begleiten, musste sie warten. Es war einfach, die Ausstrahlung dieses Mannes zu ignorieren, solange man neben ihm lief, doch nun wurde sie von der von ihm ausgehenden Energie förmlich erdrückt.
„Das ist Ihrer nicht würdig, Rosalie.“
Sie traute ihren Ohren kaum. „Wie bitte?“
„Wenn Sie sich die Wahrheit auf Ihre Fahnen geschrieben haben, sollten Sie nicht lügen, was Ihre Gefühle für mich betrifft. Es ruiniert Ihre Glaubwürdigkeit.“
Er hatte ihr den Fehdehandschuh zugeworfen. Rosalie reagierte prompt. „Okay. Sie möchten, dass ich meinen Koffer eine Weile bei Ihnen unterstelle. Darauf verzichte ich.“
„Was ich will, können Sie nicht in einen Koffer packen. Mir ist es egal, ob Sie sich anziehen oder nicht.“
Spöttisch zog sie die Brauen hoch. „Kein schmückendes Beiwerk?“
„Unwichtig.“
„Nur die nackte Wahrheit.“
Seine Miene war undurchdringlich. „Das hätte ich gern, aber nicht in dem begrenzten Sinn, der Ihnen vorschwebt.“
Ein Schauer durchrann sie. Er wollte also nicht nur ihren Körper erobern! Sie stellte für ihn eine Herausforderung dar und gab ihm Rätsel auf, und deshalb hatte er sich in den Kopf gesetzt, ihre Motivation zu ergründen. Um ihren Seelenfrieden nicht zu gefährden, dachte sie lieber nicht darüber nach, was sie für ihn empfand.
„Ich habe keine Zeit für Sie, Adam.“
„Nehmen Sie sich frei.“
Das Charisma dieses Mannes zerrte an ihren Nerven. Etwas Ähnliches hatte sie noch nie erlebt. Es war, als würde er sie allein für sich beanspruchen, und ihr Selbsterhaltungstrieb kämpfte dagegen an, sich seinem Willen beugen zu müssen.
„Sie nehmen sich frei – für Ihre Tochter“, rief sie.
„Das tue ich“, erklärte er, den Blick unverwandt auf sie gerichtet. „Ich hole Cate während der Ferien zu mir. Während des Schuljahres schicke ich ihr Postkarten von allen Orten, an denen ich mich gerade aufhalte. Sie kann mich jederzeit auf meinem Handy anrufen.“
„Trotzdem hat sie die erste Woche der Sommerferien hier verbracht.“
„Nicht, weil ich keine Zeit hatte. Es war ihre eigene Entscheidung.“
„Und was verrät Ihnen diese Entscheidung, Adam? Was findet Ihre Tochter wohl bei Celestes Familie, das sie bei Ihnen nicht hat?“
„Sagen Sie es mir.“
Rosalie zögerte. Was Cate betraf, hatte er nicht so viel falsch gemacht, wie sie vermutet hatte. Sie suchte fieberhaft nach den passenden Worten, um ihm das Problem zu verdeutlichen. „Sie reibt es Ihnen doch förmlich unter die Nase, Adam.“
„Was?“
„Festen Boden unter den Füßen. Die Gewissheit, dass sich nichts ändern wird.“
Er machte eine weit ausholende Geste. „Dies ist nicht mein Leben – genauso wenig wie Ihres. Ich kann nicht ändern, wer und was ich bin.“
„Sie sehnt sich nach dem, was Celeste hat: ein Heim, wo sie willkommen ist, eine intakte Familie, in der Kinder als Segen und nicht als Last empfunden werden, die es zu ertragen gilt.“
„Ich habe Cate nie als Bürde betrachtet“, entgegnete er nachdrücklich.
„Und was ist mit Ihren Freundinnen? Cate hat eine endlose Liste aufgezählt. Wenn Ihre Tochter bei Ihnen ist, verbringen Sie dann viel Zeit mit ihr allein, oder kommt sie sich wie das fünfte Rad am Wagen vor?“
„Sie schien nie etwas dagegen zu haben, wenn ich eine Partnerin hatte.“
„Welche Wahl hat sie denn, außer sich anzupassen, wenn sie mit Ihnen zusammen sein möchte?“
„Ich fahre mit ihr, wohin sie will. Wir haben viel Spaß miteinander.“
„Sie unterhalten sie.“
„Was ist daran verkehrt?“ Es fiel ihm sichtlich schwer, seinen Ärger zu verbergen.
„Es ist Augenwischerei, Adam, und lindert nicht die innere Einsamkeit. Die Furcht, nur ein flüchtiger Bestandteil Ihres Lebens zu sein, nagt an Cate. Wenn Sie sich wirklich um sie sorgen, verreisen Sie mit ihr diesmal an einen besonderen Ort – nur sie beide – und lernen Sie sie als Persönlichkeit kennen. Sie ist dreizehn. Sie braucht das Gefühl, dass jemand auch den Menschen liebt, der in ihr steckt.“
„Warum machen Sie sich so viele Gedanken?“, fragte er mürrisch.
„Wer sollte es sonst tun?“
Er schüttelte den Kopf. „Catie geht Sie nichts an.“
„Die Sorge um Kinder geht uns alle an, Adam.“
„Sie ist keine Waise.“
„Sie braucht Hilfe.“
Er runzelte zwar die Stirn, aber er widersprach nicht – was durchaus ein Fortschritt sein konnte. „Wer kennt den Menschen, der in Ihnen
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