Romana Exklusiv 0197
zu gelten.
Adam behagte das Ganze gar nicht. Er ermahnte sich insgeheim, dass man sich Respekt verdienen musste und nicht geschenkt bekam, auch nicht als Elternteil. Hatte er sich nicht als Teenager selbst von seinen Eltern zurückgezogen, nachdem er erkannt hatte, dass der Graben zwischen den Generationen unüberwindlich war? Sie hatten nie die geringste Ahnung gehabt, was ihn bewegte. Um des lieben Friedens willen hatte er sich bemüht, ihrem Bild von einem perfekten Sohn zu entsprechen, und hinter ihrem Rücken seine eigenen Ziele verfolgt.
Ein ziemlich ernüchternder Gedanke, wenn er ihn auf seine Tochter übertrug.
Cate lachte leise. „Mit Mum zu reden ist ungefähr so, als würde man sich mit dem Kakadu in der Fernsehwerbung unterhalten.“
„Welcher Fernsehwerbung?“
Sie seufzte. „Natürlich. Du hast ja keine Zeit fernzusehen.“
„Dann erzähl mir davon“, schlug er vor.
„Diese Frau wird von einer Freundin angerufen, die ihr offenbar den neuesten Klatsch mitteilen will, und die Frau hat keine Lust, sich das anzutun. Also legt sie den Hörer neben den Papagei, der auf seiner Stange sitzt. Alle paar Sekunden kräht der Kakadu ‚Ich weiß, ich weiß‘ in den Hörer. Und am Schluss: ‚Ich weiß, Liebes.‘ Es ist einfach super!“
Die Imitation der Papageienstimme klang für Adams Geschmack zu sehr nach Sarah. Er nahm sich vor, mit seiner Exfrau zu sprechen und sie zu warnen, dass sie Cate durch mangelndes Interesse verlieren würde.
„Der Spot ist für eine Schokoladensorte, die die Frau derweil isst“, fügte Cate hinzu. „Ganz schön clever, oder? Süßes ist eben verlockender als irgendein Unsinn, der nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat.“
„Sehr clever.“
Die Botschaft war angekommen. Und außerdem äußerst geschickt verpackt. Adam wusste, dass Sarah sich völlig darauf konzentrierte, die politische Karriere ihres Mannes zu fördern und durch soziales Engagement Wählerstimmen zu fangen. Cate war ein Anhängsel, keine Hauptperson. Genau wie für mich, wie er sich eingestehen musste. Allerdings war sie für ihn ein Anhängsel, um das er sich kümmerte. Und hier ging es allein um den Grad der Fürsorge.
Er fragte sich, ob Cate Rosalie James ihre Unzufriedenheit anvertraut und was Rosalie sonst noch herausgehört hatte. Sein Respekt für sie stieg um etliche Punkte. Es bedurfte zudem einigen Mutes, um ihm die Wahrheit so unverblümt vor Augen zu führen.
Cate sah ihn prüfend an. „Hast du versucht, sie zu ködern?“
„Wen?“
„Rosalie James.“
Der Zynismus in ihrer Frage ließ ihn zusammenzucken. Dabei war absolut nichts Zynisches an den Gefühlen, die diese Frau in ihm weckte, und er hatte keine Lust, Cate davon zu berichten.
„Oder wartet in London jemand auf dich?“, hakte sie nach, als er nicht sofort antwortete.
„Nein. Ich bin momentan mit niemandem zusammen.“
Mit niemandem seit Sacha, deren Anziehungskraft nach dem Opernabend sehr rasch verflogen war. Ähnlich wie bei Tahlia nach der Nacht in Phnom Penh. Nicht dass eine der Frauen irgendeine Schuld traf. In beiden Fällen war es ihm schwergefallen, Rosalie James aus seinen Gedanken zu verbannen.
„Also?“, beharrte Cate. „Du warst mit ihr im Park allein.“
So viel zu seiner Fähigkeit, alles nach seinen Wünschen zu arrangieren. Wie oft mochte Cate ihn beobachtet haben, wenn er versucht hatte, eine Frau „zu ködern“? Fühlte sie sich wie eine unbeteiligte Zuschauerin und nicht wie ein fester Bestandteil seines Lebens?
„Rosalie wollte unter vier Augen mit mir sprechen. Über dich.“ Ihm war klar, dass dies der einzige Grund für sie gewesen war, ihn zu begleiten. Ihr Widerstand gegen seine Absichten war unerschütterlich gewesen. Obwohl er möglicherweise ein paar Punkte bei ihr gesammelt hatte.
„Über mich?“ Cate staunte.
„Hm …“ Er lächelte sie an. „Sie mag dich. Sehr sogar.“
Sie errötete. Adam war nicht sicher, ob vor Freude oder vor Verlegenheit. Rasch wandte sie den Kopf ab und blickte aus dem Fenster.
„Was hat sie gesagt?“
Er wählte die Worte mit Sorgfalt, weil er die neu begründete Vertrautheit zwischen ihnen nicht gefährden wollte. „Dass du sehr klug bist und ich mehr über dich erfahren sollte, statt dich als selbstverständlich hinzunehmen.“ Er ließ ihr Zeit, diese Information zu verarbeiten. „Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Deshalb dachte ich, wir könnten die Ferien auf Tortola verbringen, zusammen ausspannen und tun, wozu wir
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