ROMANA EXKLUSIV Band 0178
überraschten Blick zu und nahm ihre Hand unter seinen Arm. „In Griechenland ist Mitternacht nicht spät. Bei meiner Mutter essen wir nie vor zehn zu Abend.“
Neben ihnen fuhren zwei Wagen vor. Nachdem sie die Einreiseformalitäten erledigt hatten, verfrachtete Alex Lisa auf den Rücksitz des zweiten Wagens, einer Limousine mit Chauffeur, und nahm neben ihr Platz.
„Du musst berühmt sein, wenn du dich nicht in die Schlange am Schalter einreihen musst.“ Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Er war lässig gekleidet – kurzärmeliges weißes Hemd und Jeans – und wirkte ganz entspannt.
„Nur in meinem Heimatort. Die Insel hat nur fünfundzwanzigtausend Einwohner, und die meisten Leute hier kennen sich. Ich hatte vergessen, dass die Saison am ersten Wochenende im Juli beginnt. Im Juli und August kommen fast eine Million Touristen auf die Insel. Dafür sollte ich dankbar sein.“
„Warum?“ Lisa legte den Kopf zurück und betrachtete Alex fasziniert.
„Weil mein Vater hier Urlaub gemacht und dabei meine Mutter kennengelernt hat. Sie stammt von der Insel. Danach hat er viele Hotels und Apartmenthäuser gebaut.“ Er betrachtete sie argwöhnisch. „Wir bauen gerade einen großen Hotelkomplex auf der anderen Seite der Insel, neben Paradise Beach. Ich dachte, ich könnte ihn dir zeigen, wenn wir hier sind.“
„Ich hätte mir denken können, dass das hier keine Urlaubs-, sondern eine Geschäftsreise ist“, spottete sie.
„Und wer hat seinen Laptop mitgenommen?“
„Das ist die Macht der Gewohnheit“, erwiderte sie lächelnd.
Alex betrachtete sie anerkennend. Das lange blonde Haar fiel ihr offen auf die Schultern. Das schulterfreie cremefarbene Etuikleid betonte ihre vollen Brüste und endete einige Zentimeter über dem Knie. Sie hatte keine Ahnung, wie begehrenswert sie aussah. Er neigte den Kopf und küsste sie flüchtig auf den Mund. „Das auch“, sagte er rau.
Als Lisa eine Stunde später mit Alex auf einem bequemen Sofa auf der Terrasse der Villa saß, seufzte sie glücklich. Selten war sie so entspannt gewesen. Die Nachtluft war mild, am Himmel funkelten Tausende von Sternen, und in der Ferne sah man das hell erleuchtete Ufer und das Meer dahinter.
„Wenn es euch beiden nichts ausmacht, sage ich jetzt Gute Nacht. Ich freue mich sehr, dass ihr hier seid, aber ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“
„Wir auch, Mama.“ Alex stand auf und zog Lisa hoch. Ohne Lisa loszulassen, bückte er sich und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“
„Deine Mutter ist eine reizende Frau. Es wundert mich, dass Leo sie verlassen hat“, bemerkte Lisa leise, während sie der älteren Dame nachblickten.
„Er hat sie nicht verlassen. Sie hat ihn rausgeworfen“, erklärte Alex.
„Das verstehe ich. Nach dem, was du über ihn erzählt hast, ist er ein richtiger Frauenheld.“
„So einfach ist das Leben nicht.“ Er legte ihr auch den anderen Arm um die Taille und faltete die Hände. „Frauen neigen dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen, wie du selbst weißt“, fügte er spöttisch hinzu, doch der Ausdruck in seinen Augen war seltsam nachdenklich. „Heute hätten die Mediziner das Problem meiner Eltern wohl gelöst, aber vor fünfunddreißig Jahren wusste man auf dieser Insel noch nicht, was eine postnatale Depression ist.“
„Wenn deine Mutter krank war, hätte dein Vater erst recht bei ihr bleiben müssen“, erklärte Lisa.
Alex seufzte. „Das dachte ich bis vor einigen Jahren auch. Damals habe ich mich mit meinem Vater wegen seiner dritten Scheidung gestritten, und er hat mir seine Version der Geschichte erzählt. Ich finde sein Verhalten nicht gut, aber er tut mir leid.“
„Ich würde ihn nicht bemitleiden“, sagte sie leise.
„Nein. Du bist ja auch kein Mann – zum Glück.“ Er drückte sie kurz, und ihr Herz klopfte sofort schneller. „Offenbar hat meine Mutter ihn nach meiner Geburt zwei Jahre lang nicht in ihre Nähe gelassen. Er hat sie über alles geliebt und hätte fast den Verstand verloren. Dann war er wegen eines Bauvorhabens in Athen, und in der Zeit hat meine Mutter ihre Depression überwunden. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie allein nach Athen gereist. Als sie in seinem Hotel eingetroffen ist, war er nicht da. Sie hat im Foyer auf ihn gewartet, und schließlich ist er aufgetaucht – betrunken und in Begleitung einer Frau. Er hat beteuert, es wäre das erste Mal, aber meine Mutter hat ihm nicht geglaubt. Sie hat ihm ihren Ehering zurückgegeben
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