Romana Gold Band 13
Ausgerechnet sie, die an den Fingern einer Hand abzählen konnte, wie viele Männer sie schon geküsst hatte! Obwohl Ginger schon fünfundzwanzig war, hatte sie mit Sex nichts im Sinn. Ein unerfreuliches Erlebnis in ihrer Teenagerzeit hatte ihr Interesse am anderen Geschlecht schon früh erlöschen lassen.
Mit zehn Jahren hatte Ginger ihre Eltern bei einem Autounfall verloren und war ins Waisenhaus gekommen. Als sie mit dreizehn begann, sich körperlich zu entwickeln, hatte einer der älteren Jungen im Heim sie zu Boden gestoßen und ihre Brüste betatscht, bis ihre Freundin Eve ihr zu Hilfe gekommen war.
Ginger seufzte und setzte sich auf. Bei dem Gedanken an Eve, die ein paar Monate zuvor überraschend gestorben war, kamen ihr noch immer die Tränen. Sie wischte sich schnell die Augen und ging ins Badezimmer.
Nachdem sie ausgiebig geduscht und dabei über alles nachgedacht hatte, hatte Ginger wieder ihr altes Selbstbewusstsein zurückgewonnen. Sie war fest entschlossen, sich von Alex Statis nicht vergraulen zu lassen. Schließlich hatte Anna sie eingestellt und war zufrieden mit ihr.
Ginger zog sich schlichte dunkel-blaue Shorts und ein weißes Top an und betrat zehn Minuten später Annas Kabine.
„Sie sind ja schon wach!“ Ginger lächelte ihre Chefin an, die bereits munter im Bett saß. „Und der Kaffee schmeckt wieder“, fügte sie vorwurfsvoll hinzu. Übermäßiger Kaffeegenuss gehörte zu Annas Schwächen.
„Ja, Alex hat ihn mir serviert.“
Ginger spürte, wie sie rot wurde. Sie ging hinüber zur Kommode und räumte angestrengt in ihrem Köfferchen mit Massageölen. „Soll ich Ihnen ein Frühstück bestellen, oder möchten Sie lieber erst Ihre Massage?“
„Erst die Massage, aber eine ganz schnelle. Alex hat mich angewiesen, um halb zehn zum Frühstück an Deck zu erscheinen, und da möchte ich nicht zu spät kommen. Angeblich habe ich schon drei Tage seiner kostbaren Zeit verschwendet.“
„Sie?“, fragte Ginger empört. „Das ist doch seine eigene Schuld! Wir haben uns auf der Pallas Corinthian sehr wohl gefühlt. Das hier war schließlich seine Idee.“
„Nicht so ganz. Ich muss Ihnen ein Geständnis machen.“
Ginger fuhr herum.
„Wissen Sie, meine Liebe, wir machen im Juni immer eine kleine Kreuzfahrt. Aber da Alex dieses Jahr in Australien war und nicht wusste, wann er zurückkommen würde, habe ich beschlossen, allein zu reisen. Der arme Junge kam letztes Wochenende in London an und wusste nicht, wo ich war. Deshalb hat er drei Tage lang nach uns gesucht, statt zu arbeiten. Normalerweise wäre ich erst dieses Wochenende auf die Jacht gekommen, zusammen mit Alex und der übrigen Verwandtschaft.“
„Warum fahren wir denn dann jetzt schon?“ Ginger sah durch das Bullauge hinaus auf die blaue See. „Wir hätten doch im Hafen auf die anderen Gäste warten können, und Ihr Sohn hätte Zeit zum Arbeiten gehabt.“
„Dafür bin ich auch verantwortlich. Ich habe darauf bestanden, dass wir gleich ablegen, weil ich Angst hatte, Sie könnten es sich nach ein paar Tagen im Hafen anders überlegen und nach England zurückfahren. Ich weiß, was für ein Ekel mein Sohn sein kann, und ich wollte Sie nicht verlieren. Jetzt müssen Sie bleiben, und ich habe Alex angewiesen, sich mit Ihnen anzufreunden.“
„Sie sind ja eine ganz raffinierte alte Dame“, meinte Ginger kopfschüttelnd.
„Schon, aber schließlich kennen Sie mein Geheimnis. Außerdem kommt niemand mit meiner Frisur und meinem Make-up so gut zurecht wie Sie.“
Eine Stunde später hatte Ginger Anna fertig frisiert und begleitete sie zum Achterdeck, wo Alex sie bereits erwartete.
Schon die prachtvolle Ausstattung der Kabinen hatte Ginger beeindruckt, aber das Deck war noch luxuriöser. Unter einer weißen Markise waren drei in Pastelltönen gehaltene üppige Satinsofas, mehrere Polstersessel, ein großer Tisch und ein paar kleinere Beistelltische gruppiert, dazwischen einige kleine Zierbäumchen. Auf der unbedachten Deckseite war ein kreisrunder Swimmingpool, umgeben von zahlreichen Liegestühlen, Tischen und Sonnenschirmen.
Dass Anna wohlhabend war, wusste Ginger, aber allmählich wurde ihr klar, wie steinreich Alex Statis sein musste. Kein Wunder, dass er befürchtete, seine Mutter könnte sich von einer skrupellosen Begleiterin ausnehmen lassen. Das gab ihm allerdings noch lange kein Recht, sie zu verdächtigen.
Sie vermied es tunlichst, Alex anzusehen, aber zu ihrer Überraschung wurde es doch ein ganz gemütliches
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