Romeo & Julian (German Edition)
bei
so einer Formulierung nur einen Herrn oder nur eine Dame. Und außerdem will
ich
ja auch mitkommen. Die nächste bitte".
"Moment...
Moment... ah ja, das hört sich noch gut an: Zwei Zimmer, 68 m², in Parknähe, zentral,
EBK, abzugeben an Paar".
"Ooops,
wenn die wüssten, um welches Paar es sich bei uns handelt".
So
oder ähnlich lief das in den letzten drei Wochen immer ab, beziehungsweise
immer donnerstags und samstags. Da waren nämlich die Wohnungsanzeigen in der Zeitung
drin.
Wir
haben nämlich beschlossen zusammenzuziehen. Besser gesagt: Julian wollte
sowieso ausziehen und da komme ich doch gleich mit, oder?
Und
deswegen sind wir auch auf der Suche. Ich hätte nie gedacht, dass sich eine
Wohnungssuche so stressig gestalten könnte. Die schönsten Wohnungen sind ja meistens
gleich weg. Ich frage mich immer, wie die anderen Leute das nur machen. Aber
wir kämpfen weiter. Einige Wohnungen haben wir uns auch schon angeschaut.
Schrecklich, ich darf gar nicht mehr dran denken:
"Was
sind Sie denn von Beruf? Denken Sie, dass Sie sich die Wohnung überhaupt
leisten können? Na Sie müssen das ja wissen. Die anderen Mieter sind ja sehr
empfindlich, was Lärm anbelangt. Nein, die Küche bleibt nicht drin. Würden Sie
denn beide hier einziehen? Es gibt aber nur ein Schlafzimmer. Der Mietvertrag
würde dann gleich auf 10 Jahre laufen..."
Ein
anderes Mal wurden wir zu einer sehr schönen Adresse bestellt. Das Haus war
eigentlich gar kein Haus, sondern eher ein kleines Schlösschen mit so Türmen
auf dem Dach. Mitten in der Stadt. Wir sahen uns an: "Boah!"
Als
wir gerade klingeln wollten ging die Tür auf. Ein Ehepaar hatte gerade die
Führung beendet und wurde vom Schlossherrn verabschiedet. Wir waren
jetzt dran, total gespannt. Doch dann kam die Katze aus dem Sack: wir wurden in
eine Art Gruft hinabgeführt. "So, das wäre also die Wohnung, da hinten ist
das Wohnzimmer". Witzig: der Gang zum Wohnzimmer beinhaltete eigentlich so
ziemlich alle übrigen Zimmer. Man lief schnurstracks durch die Diele, geradeaus
weiter durch die Küche, passierte das Esszimmer und landete im Wohnzimmer.
Verlaufen zwecklos.
"Ach
ja, die Waschräume sind im ersten Stock". Danke.
Nach
weiteren fünf oder sechs Besichtigungen hatten wir dann aber doch auch mal
Glück. Wir fuhren zu einer Penthouse-Wohnung in der Nähe des Hauptbahnhofs,
elfter Stock. Ein etwa 22-jähriger öffnete uns die Tür. Er wohnte da mit seinem
Freund. Dass die beiden ebenfalls schwul waren, war nicht zu übersehen. Die
kunstvollen Bilder an der Wand waren eindeutig. Vom Balkon aus hatte man einen
herrlichen Blick auf die Stadt.
"Warum
wollt Ihr hier denn raus", fragte ich.
"Wir
müssen", sagte der Ältere. "Meine Firma hat mich nach Köln
versetzt".
"Na
ja, ich glaube in Köln seid Ihr auch gut aufgehoben", erwiderte Julian.
Am
nächsten Tag rief Julian die beiden Jungs an und sagte, dass wir die Wohnung
nehmen würden.
Die
haben sich dann noch richtig für uns beim Eigentümer eingesetzt, damit diese
Wohnung sozusagen in der Familie bleibt. Der Vertrag war dann reine
Formsache.
Nette
Jungs übrigens, die zwei. Sie wollen uns mal nach Köln einladen.
Knatsch & Tratsch und Calvin
Klein
Ein
heißer Tag im Juni. 30 Grad im Schatten, um elf Uhr. Julian und ich hatten
heute unseren freien Tag. Wir haben uns schon lange vorgenommen nach Straßburg
zu fahren, das Münster anzuschauen und durch Petite France zu bummeln. Dieser
Tag war wie geschaffen dafür. Nach zwei Stunden Fahrt waren wir mitten im
Verkehrsgewühl dieser Stadt. Ein Kreisverkehr jagte den nächsten. In der Nähe
eines botanischen Instituts fanden wir dann schließlich auch einen Parkplatz
der nicht allzu weit vom Zentrum lag. Hier in Straßburg stand die Luft. Kommt
noch dazu, dass es am Oberrhein immer noch ein paar Grad wärmer ist als sonst
irgendwo. Deshalb beschlossen wir auch, nachdem wir die fliegenden Händler
abgeschüttelt hatten, erstmal ins Münster zu gehen.
Aaahh
– einfach herrlich diese Kühle und diese Ruhe. Und dann noch dieser Duft, der
in solchen alten Gebäuden in der Luft liegt. Julian sah das etwas anders:
"Riecht ja wie eingeschlafene Füße hier", war sein knapper Kommentar.
Er
war jedoch ganz begeistert von der gewaltigen Uhr die im Innenraum stand. Sie
zeigt nicht nur die Uhrzeit, sondern auch Tag, Monat, Jahr und die Mondphasen
an. Und bestimmt noch ´ne ganze Menge anderer Dinge. Als wir wieder rauskamen
war die Hitze irgendwie
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