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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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liebte, ebensosehr, wie er sie liebte und bewunderte.
    Und jetzt schrie sie »Nie im Leben« und wollte nicht Räuberhauptmann werden wie ihr Vater. Das machte Mattis unglücklich. Irgendwie mußte er sie davon überzeugen, daß sein Gewerbe rechtschaffen und gut war,
    »Versteh doch, Ronjakind, ich nehm doch nur denen was weg, die reich sind«, beteuerte er. Dann dachte er ein bißchen nach. „Und davon geb ich den Armen ab, jawohl, das tu ich.« Da kicherte Glatzen-Per.
    »Und ob das stimmt! Einen ganzen Sack Mehl hast du der armen Witwe mit den acht Kindern geschenkt. Weißt du noch?«
    »Genau«, sagte Mattis. »Genau das hab ich getan!« Er strich sich schmunzelnd seinen schwarzen Bart. Jetzt war er höchst zufrieden mit sich und mit GlatzenPer. Wieder kicherte Glatzen-Per.
    »Mattis, du hast doch ein gutes Gedächtnis, o ja! Mal sehen, das werden wohl an die zehn Jahre her sein, wenn ich's so überschlage. Du gibst den Armen, jaja.
    Alle naselang - so alle zehn Jahre.« Da brüllte Mattis:
    »Wenn du jetzt nicht endlich schlafen gehst, dann kenn ich einen, der dir helfen wird, alle viere von sich zu strecken.« Doch diese Hilfe war nicht nötig. Denn jetzt kam Lovis herein. Glatzen-Per schlurfte ohne jegliches Nachhelfen davon und auch Ronja ging zu Bett. Während Lovis das Wolfslied sang, erlosch das Feuer. Ronja lag da und lauschte ihr, und es bekümmerte sie nicht länger, daß ihr Vater ein Rauberhauptmann war. Was er auch tat, er war ihr Mattis, und sie liebte ihn. '
    Dennoch schlief sie in dieser Nacht unruhig. Sie träumte von den Unterirdischen und ihren Lockgesängen, erinnerte sich am nächsten Morgen aber nicht mehr daran. Nur Birk war ihr in Erinnerung geblieben. Während der folgenden Tage dachte sie manchmal an ihn und fragte sich, wie es ihm dort drüben in seiner Borkafeste wohl erging. Und wie lange es noch dauern würde, bis Mattis Birks Vater mitsamt seinem ganzen Räubergesindel endlich aus ihrer Burg vertrieb. In dieser Sache schmiedete Mattis Tag für Tag neue, gewaltige Pläne, aber keiner taugte so recht.
    »Unbrauchbar«, entschied Glatzen-Per jedesmal, ganz gleich, was Mattis sich ausdachte. »Du mußt listig sein wie eine alte Füchsin, denn mit Gewalt geht's nicht.«
    Listig sein wie eine alte Füchsin, das lag Mattis nicht, doch er tat sein Bestes.
    Und während sie so ihre Pläne schmiedeten, wurde nicht viel aus der Räuberei.
    Auch die Borkaräuber hatten wohl anderes zu tun, denn die Leute, die in diesen Tagen durch die Räuberschlucht mußten, staunten darüber, wie ungeschoren man sie ließ. Keiner verstand, wieso es dort so ruhig war. Wo waren alle Wegelagerer geblieben? Die Landsknechte, die Borka so unerbittlich verfolgt hatten, fanden zwar seine Räuberhöhle, aber sie war öde und leer. Dort hauste kein Borka mehr, und die Landsknechte waren heilfroh, daß sie dem Borkawald endlich den Rücken kehren konnten, dunkel und kalt und feucht, wie es jetzt zur Herbstzeit war. Daß viel tiefer im Wald noch ein Räubernest, die Mattisburg, lag, wußten sie sehr gut, erinnerten sich aber nur ungern daran. Denn einen schlimmeren Ort gab es nirgends, und der Räuberhauptmann, der dort herrschte, war schwerer zu fangen als der Adler in seinem Horst. Ihn ließen sie am besten in Frieden.
    Mattis vertat seine meiste Zeit damit, auszukundschaften, was die Borkaräuber in der Nordburg trieben und wie man ihnen an den Kragen kommen konnte.
    Täg1ich ritt er deshalb auf Spührrunden aus. Mit einigen seiner Männer durchstöberte er den Wald auf der Nordseite, doch von den Eindringlingen war kaum eine Spur zu entdecken. Meistens war es dort still und wie ausgestorben, als gabe es gar keine Borkaräuber. Eine kräftige, lange Strickleiter hatten sie sich jedenfalls geknüpft, so daß sie den Burgfelsen mühelos rauf- und runterklettern konnten. Nur ein einziges Mal sah Mattis sie herabgelassen. Da geriet er ganz außer Rand und Band und stürzte wie ein Verrückter darauf zu, um raufzuklettem, und seine Räuber folgten ihm, wild vor Kampfeslust. Aber sogleich prasselte ein Schauer von Pfeilen aus den Schießscharten der Borkafeste auf sie herab, und Klein-Klipp bekam einen in den Schenkel und mußte zwei Tage im Bett liegen. Die Strickleiter wurde also nur unter strengster Bewachung runtergelassen, soviel war klar.
    Das Herbstdunkel lag nun schwer über der Mattisburg, und den Räubern bekam das Stillsitzen ganz und gar nicht. Sie wurden unstet und ruhelos und lagen sich häufiger als sonst

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