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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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sagte er, »den du bei den Hörnern packen und in den Höllenschlund stoßen wolltest, wie war das denn? Das gab wohl einen tüchtigen Rums, möcht ich meinen, so daß es in der ganzen Mattisburg gedröhnt hat?« »Iß du deine Grütze, wenn du sie überhaupt kauen kannst, und überlaß mir die Auerochsen«, sagte Mattis. »Mit denen werd ich schon noch fertig, wenn die Zeit da ist.« Da aber die Zeit noch nicht dazusein schien, machte Ronja sich jetzt davon, hinaus in ihren Wald. Die Tage waren nun schon kürzer. In nur wenigen Stunden würde die Sonne untergehen, aber bis dahin wollte sie noch im Wald und an ihrem Weiher sein. Er lag dort im Sonnengeglitzer und leuchtete wie warmes Gold, Doch Ronja wußte, daß dieses Gold trügerisch und das Wasser eiskalt war. Trotzdem schlüpfte sie geschwind aus ihren Kleidern und warf sich mit einem Kopfsprung hinein. Zuerst schrie sie auf, doch dann lachte sie voll Freude und schwamm und tauchte so lange, bis die Kälte sie aus dem Wasser trieb. Zitternd und fröstelnd fuhr sie wieder in ihren Lederkittel. Doch das allein half nicht, sie mußte sich warm laufen. Und sie rannte los und huschte wie ein Troll zwischen den Bäumen hindurch und über die Steine hinweg, bis die Kälte aus ihrem Körper vertrieben war und ihre Wangen glühten. Aber auch dann noch lief sie weiter, nur um zu spüren, wie leicht es ging. Mit fröhlichen kleinen Schreien schoß sie zwischen ein paar dichten Fichten hindurch, und dort rannte sie geradewegs in Birk hinein. Da flammte der Zorn wieder in ihr auf. Nicht einmal im Wald war sie noch ungestört!
    »Gib acht, Räubertochter«, sagte Birk. »So eilig hast du es ja wohl nicht, oder?«
    »Wie eilig ich es habe, geht dich nichts an«, fauchte sie und stürmte weiter. Doch dann verlangsamte sie ihre Schritte. Ihr kam der Gedanke zurückzuschleichen, um zu sehen, was Birk in ihrem Wald trieb.
    Er hockte vor dem Bau, wo ihre Fuchsfamilie wohnte. Das machte sie nur noch wütender, denn es waren ja ihre Füchse!
    Sie hatte sie schon beobachtet, seit im Frühjahr die Jungen zur Welt gekommen waren. Jetzt waren die Jungen groß, aber noch immer verspielt. Sie sprangen und bissen und balgten sich vor dem Bau, und Birk saß da und schaute zu. Er saß mit dem Rücken zu ihr, dennoch merkte er auf geheimnisvolle Weise, daß sie hinter ihm stand, denn ohne sich umzuwenden, rief er:
    »Was willst du, Räubertochter?«
    »Ich will, daß du meine Jungfüchse in Frieden läßt und aus meinem Wald verschwindest!« Da stand er auf und kam zu ihr.
    »Deine Jungfüchse! Dein Wald! Die Jungfüchse gehören nur sich allein, verstehst du das nicht? Und sie leben im Wald der Füchse. Es ist auch der Wald der Wölfe und der Bären, der Elche und der Wildpferde. Und der Wald des Uhus und des Mäusebussards, der Wildtaube, des Kuckucks und des Habichts. Und der Wald der Schnecken und Spinnen und Ameisen.«
    »Ich kenne alles Getier, das hier im Wald lebt«, sagte Ronja. »Da mußt du nicht erst kommen und mir etwas beibringen wollen!«
    »Dann weißt du also, daß es auch der Wald der Grausedruden und der Graugnomen, der Rumpelwichte und der Dunkeltrolle ist!«
    »Erzähl mir was Neues«, sagte Ronja, »was ich nicht besser weiß als du. Sonst halt lieber den Mund!« »Außerdem aber ist es mein Wald! Und dein Wald, Räubertochter, ja, dein Wald auch! Aber wenn du ihn für dich allein haben willst, dann bist du dümmer, als ich auf den ersten Blick geglaubt habe.«
    Er sah sie zornblitzend an, und seine hellen blauen Augen waren dunkel vor Abscheu. Er mochte sie nicht leiden, das merkte sie, und damit war sie durchaus zufrieden. Sollte er doch von ihr halten, was er wollte, sie wollte jetzt jedenfalls nach Hause, damit er ihr endlich aus den Augen kam, »Ich teile den Wald gern mit Füchsen und Uhus und Spinnen, aber nicht mit dir«, sagte sie und ging. In diesem Augenblick sah sie den Nebel durch den Wald kriechen. Wollig und grau stieg er vom Boden auf und wallte zwischen den Bäumen dahin. Im Nu war die Sonne verschwunden und der Goldglanz fort. Jetzt sah man weder Steig noch Stein. Doch das schreckte sie nicht. Ganz gewiß konnte sie sich sogar im dichtesten Nebel zur Mattisburg zurücktasten, und ganz gewiß würde sie zu Hause sein, ehe Lovis das Wolfslied sang.
    Doch wie war es mit Birk? Vielleicht kannte er sich im Borkawald auf allen Wegen und Pfaden aus, aber mit dem Mattiswald war er noch nicht vertraut. Ja, dann muß er wohl bei den Füchsen bleiben, dachte sie,

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