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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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herumirrte, was aß Ronja? Wohl nur Wurzeln und grüne Blätter, falls sie überhaupt welche fand. Aber auch das ging ihn nichts an. Sie konnte da herumirren, bis sie zugrunde ging. Denn das schien sie ja zu wollen, weil sie nicht kam. Die Stunden vergingen, und sie waren seltsam leer ohne Ronja. Wenn sie nicht da war, wußte er nicht, was er tun sollte. Und der nagende Schmerz in der Brust wurde immer schlimmer.
    Er sah den Nebel über dem Fluß aufsteigen. Da mußte er an damals vor langer Zeit denken, als er mit den Unterirdischen um Ronja gekämpft hatte. Darüber hatte er hinterher nie mit ihr gesprochen, und vielleicht wußte sie gar nicht, daß sie zu denen gehörte, die sich von den Unterirdischen verlocken ließen. So widerborstig war sie damals zu ihm gewesen. Sogar in die Backe gebissen hatte sie ihn, und er hatte heute noch eine kleine Narbe davon. Aber gern gehabt hatte er Ronja trotzdem. Ja, gleich auf den ersten Blick hatte er sie gern gehabt. Doch das wußte sie nicht. Auch das hatte er ihr nie gesagt. Und jetzt war es zu spät.
    Von nun an würde er allein in der Grotte leben müssen. Zusammen mit seinem Messer.
    Wie hatte sie etwas so Grausames sagen können? Er würde das Messer gern in den Fluß werfen, wenn er dafür nur Ronja zurückbekäme, das wußte er jetzt.
    Nebel über dem Fluß gab es abends oft. Deshalb brauchte man sich nicht zu ängstigen. Aber wer kann sicher sein, dachte er, daß der Nebel nicht gerade heute abend steigt und sich im ganzen Wald ausbreitet? Vielleicht kamen die Unterirdischen wieder herauf aus ihren dunklen Tiefen. Wer würde Ronja dann vor ihren Locktönen schützen? Doch auch das ging ihn nicht länger etwas an.
    Mochte es damit sein, wie es wollte, jetzt hielt er es nicht länger aus. Er mußte in den Wald, er mußte Ronja suchen.
    Er lief, bis er keuchte. Auf allen Pfaden und Plätzen, wo er glaubte, daß sie sein könne, suchte er sie. Er rief ihren Namen, bis ihm die eigene Stimme angst machte, bis er fürchtete, neugierige Grausedruden herbeizulocken. Sollen die Wilddruden dich doch holen, das hatte er ihr nachgerufen. Daran dachte er jetzt voll Scham. Vielleicht hatten sie es auch getan, weil er sie nirgends finden konnte. Oder war sie gar zur Mattisburg zurückgelaufen? Womöglich lag sie schon vor Mattis auf den Knien und flehte und bat, daß sie wieder heimkommen und sein Kind sein durfte. Nie im Leben würde sie darum bitten und betteln, in die Bärenhöhle zurückzukehren, nein, es war Mattis, nach dem sie sich sehnte, das wußte er. Auch wenn sie es nicht hatte zeigen wollen. Jetzt war sie wohl froh, jetzt hatte sie ja endlich einen Grund gefunden, die Bärenhöhle und den, der ihr Bruder sein wollte, zu verlassen. Es lohnte nicht, länger zu suchen. Er gab es auf. Jetzt mußte er heim zu seiner Grotte und der Einsamkeit, wie bitter es auch war.
    Der Frühlingsabend war schön wie ein Wunderwerk Gottes aber Birk merkte es nicht. Er nahm die Düfte des Abends nicht wahr und hörte nicht den Vogelgesang, er sah nicht die Gräser und Blumen, er spürte nur, wie die Traurigkeit in ihm schmerzte.
    Da hörte er in der Ferne ein Pferd in Todesangst wiehern. Er lief in die Richtung, und je näher er kam, desto wilder wurden die Schreie. Und dann sah er das Pferd auf einer kleinen Waldwiese zwischen den Fichten. Es war eine Stute, und sie blutete heftig aus einer Reißwunde in der Brust. Sie fürchtete sich zwar vor Birk, das sah er, aber sie floh nicht, sondern wieherte nur noch ängstlicher, als riefe sie in ihrer Not um Hilfe und Schutz.
    »Du Arme«, sagte Birk, »wer hat dich so übel zugerichtet?« Im selben Augenblick sah er Ronja. Sie kam zwischen den Fichten hervorgestürzt und lief ihm entgegen, das Gesicht naß von Tränen.
    »Hast du den Bären gesehen?« schrie sie. »O Birk, er hat ihr Fohlen gerissen, er hat es getötet!«
    Sie weinte verzweifelt, aber Birk fühlte nur die wildeste Freude. Ronja lebte, sie war nicht vom Bären gerissen worden, und weder Mattis noch die Wilddruden hatten sie ihm genommen, welch ein Glück!
    Ronja stand neben der Stute und sah, wie sie blutete. Da hörte sie Lovis' Stimme in sich und wußte, was sie zu tun hatte. Sie rief Birk zu:
    »Hol das Weißmoos, sonst verblutet sie!« Aber was ist mit dir? Du kannst nicht hierbleiben, wo der Bär noch in der Nähe ist.«
    »Lauf!« schrie Ronja. »Ich muß bei der Stute bleiben, sie braucht Trost. Und Weißmoos! Aber schnell!« Und Birk lief. Während er fort war, hielt Ronja

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