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Rosas Vermaechtnis

Rosas Vermaechtnis

Titel: Rosas Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Leinweber
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Im danebenliegenden niedrigeren Anbau befanden sich die Eingangstür und ein großes zweiflügeliges, nach oben in einem Halbrund mündendes Tor, das den Weg zum Innenhof mit seinem hinteren Gebäudetrakt freigab, in dem das Geschäft und beide Wohnungen untergebracht waren. Auf dem großen, wild bewachsenen Grundstück mit dem alten Baumbestand mutete das ganze Ensemble in seinem Gesamteindruck so romantisch an, dass die Entscheidung, es zu kaufen und liebevoll zu restaurieren, nahezu zeitgleich gefallen war. Und als das Gutachten über die Bausubstanz ebenfalls positiv ausgefallen war, hatten die beiden Freundinnen ihren Plan in die Tat umgesetzt.
    Innen und außen war aus dem alten Gemäuer nun ein richtiges Schmuckstück geworden. Die Wände des offenen Innenhofes waren weiß getüncht und Naturklinkersteine zu einem Weg verlegt worden, der durch eine mediterran anmutende Pflanzenvielfalt mit knospenden Oleanderbüschen in orange, weiß, rosa und rot sowie zwei mittelgroßen Olivenbäumen zum eigentlichen Haupteingang des Geschäftes führte. Es kam in der Tat ziemlich selten vor, dass Kunden, die dieses Tor einmal durchschritten hatten, unverrichteter Dinge wieder von dannen zogen. Das angenehme Ambiente regte zum Kauf an, was sowohl Alexandras als auch Maries Schönheitssinn zu verdanken war.
    Die Innenausstattung war besonders Maries Geschmack zu verdanken, deren Auge für ausgefallene und harmonische Dekorationen zum Tragen gekommen war.
    Edle Naturmaterialien dominierten, angefangen bei den ersteigerten alten Fliesen für die Fußböden bis hin zu den in frischen Tönen gehaltenen Stoffen, die zu bodenlangen Vorhängen und Tischdecken verarbeitet worden waren. Platz gab es darüber hinaus genug, sodass sowohl Alexandra als auch Marie je eine der beiden großzügigen Wohnungen im angebauten Seitentrakt des Gebäudes bezogen, die durch die teilweise freigelegten Balken und die naturfarbenen Dielenböden eine behagliche Landhausatmosphäre verbreiteten.
    Die reizvolle, waldreiche Landschaft, die den Blick auf das Siebengebirge freigab, war ein äußerst beliebtes Naherholungsziel, das gerade um den Ort Adendorf herum eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Ein besonderes Schmuckstück war die alte Wasserburg der Freiherren von Loe, deren Anfänge auf das Jahr 1337 zurückgingen. Marie und Alexandra hatten die Gegend zum ersten Mal im Rahmen des jährlich stattfindenden Wandertages, der von Bonns größter Zeitung, dem General Anzeiger, organisiert wurde, entdeckt.
    Das romantische Örtchen, in dem wegen der Tongrube vor allem das Töpferhandwerk zu Hause war, zog viele Besucher an, die besonders am Wochenende ihre Wanderungen durch die unberührte Natur mit einem Besuch der zahlreichen Töpferstuben krönten. Seitdem es den Weinhof der beiden Frauen gab, war eine weitere Attraktion dazugekommen, die sich schnell herumgesprochen hatte. Und das Engagement der Freundinnen tat ein Übriges.
    Alexandra ließ jetzt ihren Blick durch den Raum schweifen. Der alte, lange Refektoriumstisch aus dunklem Holz schien sich – in einem malerischen Durcheinander – unter angebrochenen Flaschen, Gläsern und benutzten Tellern zu biegen, die immer noch mit den Resten toskanischer Vorspeisen gefüllt waren. Rote Bruchsteinwände atmeten in ihrem gemauerten Halbrund die Atmosphäre des Vergangenen, in dem sich die modernen, hellen Stühle im ersten Moment als Kontrast ausnahmen, um sich dann jedoch harmonisch mit dem Alten zu verbinden.
    »Frau Lindner, Sie haben doch eben die Geschichte des Gallo Nero, des schwarzen Hahns, des Erkennungszeichens des Chianti Classico, erwähnt!« Die ältere Dame schaute interessiert, während sie herzhaft in eine Scheibe toskanischer Salami biss, sodass ein schwarzes Pfefferkorn sich löste und über den Tisch sprang. Die Wangen der Fragestellerin röteten sich und sie kicherte verlegen.
    Alexandra griff nach ihrem Glas, in dem der rote Chianti funkelte, ließ den Wein kreisen, roch daran und nahm einen genießerischen Schluck. Die anderen folgten ihrem Beispiel.
    »Die schöne Geschichte möchte ich Ihnen nicht vorenthalten«, sagte sie lächelnd. »Also: Vielleicht wissen Sie, dass es im Mittelalter eine starke Konkurrenz zwischen den toskanischen Städten Florenz und Siena gab, in deren weitläufiger Umgebung sich das Anbaugebiet des Chianti Classico befindet. Da damals die Grenzgebiete der Städte nicht eindeutig festgeschrieben waren, beschloss man, dieser Tatsache abzuhelfen

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