Rosen und das Leben nach dem Tod u Rosen und zwei Leben
letzten Widerstände in ihm brechen. Ich sah zu ihm auf und begann ihn zu stimulieren. Langsam, sachte. Sein Geschlecht wuchs unter meinen Berührungen und sein Gesicht veränderte sich in Flehen.
Flehen, dass ich endlich diese Tortur an seinem Körper, an seinem Geist zu einem Ende bringen sollte. Ein Ende, das ihn von all den bösen Geistern befreien sollte, die ihn in den letzten Wochen und Monaten befallen hatten. Er bettelte stumm darum, dass ich ihn zum Höhepunkt brachte und er Erlösung erlangen konnte.
Und ich gab ihm, wonach er verlangte. Seine Nerven waren so angespannt, dass er sich bereits nach kurzer Zeit in meine Hände ergoss. Sein Kommen war ein einziger langer Seufzer. Ich hatte sein Gesicht die ganze Zeit über im Blick. Wollte ich doch nicht eine Regung verpassen. Musste ich mir doch einprägen, wie er lustvoll litt. Und als er dann kam, glitzerte es feucht unter Maske und Tränen der Erleichterung suchten sich ihren Weg über sein Gesicht.
Ich löste so schnell wie möglich die Fesseln an seinen Armen und seinem Oberschenkel, als sich plötzlich helfende Hände an der Konstruktion über Russel zu schaffen machten. Ich war so in unser Tun vertieft, dass ich nicht bemerkt hatte, dass Mr. Smith den Raum betreten hatte. Vorsichtig löste er den Knoten, der Russel noch hielt.
Sanft glitt mir der Mann in die Arme, während Mr. Smith die Knoten an seinen Armen löste. Russel und ich sanken zu Boden. Sein Kopf lag an meiner Schulter und als er spürte, dass er sich wieder bewegen konnte, schlang er seine Arme um mich. Mr. Smith sah auf uns herab, nickte und seine Lippen formten tonlos die Worte „gut gemacht“. Russel drängte sich gegen mich und nun war es an mir, Tränen der Erleichterung auf den Weg zu schicken. Ich strich ihm über das Haar, küsste ihn und hielt ihn wie einen Verletzten.
Mr. Smith legte eine Decke über uns und zeigte mir, dass er warten würde. Ich lächelte müde. Was auch immer mit Russel geschehen war: Es war gut.
Wir ruhten uns aus. Wobei ich nicht sagen konnte, wer von uns beiden diese Ruhe nötiger hatte. In meinem früheren Leben hätte ich gesagt, dass ich vollkommen von den Socken war. Jetzt schien mir der Ausdruck unpassend, obwohl absolut zutreffend. Ich war erschöpft. Glücklich und erschöpft. Bei Russel wusste ich es nicht genau. Sicher: Die Reise war sehr anstrengend für ihn. Doch was er empfunden hatte, darüber war ich mir nicht im Klaren. Würde er es mir erzählen? Heute? Morgen? Irgendwann?
Er klammerte sich an mir fest; wie ein Ertrinkender hielt er sich an mir fest, während ich nicht mehr tun konnte, als ihn zu halten und zu stützen. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als er endlich den Kopf hob, mir eine Hand in den Nacken legte und mich zu sich herunterzog. Sachte küssten wir uns. „Lass uns schlafen gehen“, sagte er leise. Kaum hatte er ausgesprochen, da stand Mr. Smith wieder neben uns und half uns, dass wir uns voneinander befreien konnten. Langsam wurde mir dieser Butler unheimlich. Russel sah den Mann mit trübem Blick an, dann lächelte er kurz und schwach, um das Ganze mit einem wortlosen Nicken zu krönen.
***
Ich saß mit einem Buch vor der Nase im Garten meiner kleinen Zuflucht unten im Süden. Meine Füße lagen auf dem zweiten Stuhl, der vor einem Bistrotisch stand, und der auf seinen Nutzer wartete. Dieser Nutzer hatte sich jedoch dazu entschieden, das Meer zu erobern. Jeden Abend konnte ich das Salz auf seiner Haut riechen und schmecken. Jede Nacht hatte ich das Meer neben mir liegen. In dem Buch, das ich gerade las, erzählte Hemingway von seiner Jagd nach dem Schwertfisch. Wie er mit dem Tier kämpfte, wie er das Leben spürte, obwohl ein anderes Lebewesen es verlassen wollte. Doch das Andere, das gab nicht kampflos auf.
Ich las wieder, genoss die Worte, die mich in eine andere Welt führten. Die mich und meine Fantasie berührten. Die mich entführten, wenn die reale Welt über mir zusammenbrechen wollte, wie eine Welle ausgelöst durch einen Tsunami. In den letzten Wochen und Monaten waren diese emotionalen Tsunamis beinahe an der Tagesordnung. Es war nicht leicht mit ihm. Es war nicht leicht mit mir und es war sicherlich nicht einfach meine Geister aus der Vergangenheit zu verjagen.
Manch ein Geist verscheuchte sich jedoch von ganz allein. Da gab es diese Stunden, in denen man warten musste. Auf einen Kaffee, auf ein Sandwich, auf was auch immer. In dieser Zeit pflegte ich aufzuräumen. Meine Gedanken,
Weitere Kostenlose Bücher