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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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Dolches, der wie eine blutige Metallzunge aus dem aufgerissenen Mund des Mannes ragte. Nimyn war sein Name gewesen; Laheran hatte ihn flüchtig gekannt. Als Handelsvertreter auf seiner normalen Tour war er entlang der Küste unterwegs nach Ehvenor gewesen, mit einem Sortiment bestens abgerichteter männlicher Sklaven, von denen die meisten nie die Freiheit gekannt hatten. Nimyn wurde von zwei weiteren Sklavenhändlern begleitet, doch sie waren unbehelligt geblieben.
    Schließlich formulierte der Gildemeister das Problem, das ihn Tag und Nacht belastete, zu einer Frage um: »Wirst du ihn aufspüren? Ihn unschädlich machen?«
    »Ja«, sagte Laheran, neigte sich zu einem Rosenbusch und pflückte eine der Blüten, wobei seine Finger, die den Stiel abdrehten, geschickt den Dornen auszuweichen wußten. Er befestigte die Rose mit einer langen silbernen Nadel am Kragen seines Umhangs.
    Er hätte gern einen Spiegel zur Hand gehabt; ihm gefiel sein Aussehen. Zufrieden stellte er sich das Bild vor, das der Spiegel ihm zeigen würde: ein hochgewachsener, schlanker, eleganter junger Mann in Blau und Grau, mit einem Haarschopf in der Farbe von herbstlichem Flachs und einem nur wenige Schattierungen dunkleren, adrett gestutzten kurzen Bart. Ein leichter, karmesinroter loser Mantel - eigentlich mehr ein Umhang -, am Hals von einer silbernen Kordel gehalten, fiel elegant über seine rechte Schulter, der Schnitt von Obergewand und halblangen Hosen wirkte modischer und die Verarbeitung sorgfältiger, als es bei den Mitgliedern der Gilde üblich war.
    Die Hand auf den Schwertknauf gestützt, stellte er sich für einen Moment in Positur. Er wußte, daß er jünger aussah als seine fünfundzwanzig Jahre und wußte auch, daß seine Jugend und seine Keckheit die meisten Leute dazu verführte, ihn entweder zu unter- oder zu überschätzen. Beides kam ihm durchaus gelegen.
    »Ich denke schon«, meinte er endlich. »Welche Hilfsmittel habe ich?«
    »Komm mit«, forderte ihn der Gildemeister auf.
    Nebeneinander traten sie in die dunklen, kühlen Marmorhallen des Gildehauses.
    Die Wände waren fleckenlos sauber, die Bodenfliesen zeigten kaum Spuren des Hin und Her eines geschäftigen Tages, und doch herrschte in den Räumen ein merkwürdiger Geruch, der nichts mit dem alltäglichen Gestank von menschlichem Schweiß, von Schmerz und Angst gemein hatte und sich niemals aus den Fliesen herausscheuern lassen würde. Man peitschte einen Sklaven zu Tode - obwohl dies, in Anbetracht der heutigen Wirtschaftslage, eher ein Luxus vergangener Zeiten war -, und sein Geruch drang nicht nur in die rohe Steinmauer, an die man ihn gekettet hatte, sondern durchzog als untilgbares Vermächtnis das gesamte Gebäude.
    Doch es hing noch etwas in der Luft. Als die beiden Sklavenhändler an einer offenen Tür vorbeigingen, hoben die Schreiber, die in dem Zimmer an der Arbeit saßen, die Köpfe, und ein Ausdruck panischer Furcht huschte über ihre Gesichter.
    Hier befand man sich im Innern des Gildehauses der Sklavenhändler, und vor allen anderen sollte dies der Ort sein, an dem ein Angehöriger der Gilde keinen Grund zur Furcht haben mußte.
    Und doch gab es einen: das Haus stank nach der Angst der Herren und Meister.
    Es war ein irgendwie anderer Geruch als die Angst eines Sklaven.
    Sie alle fürchteten, Karl Cullinane könne über sie kommen und nicht nur draußen, irgendwo in der Fremde. Das wäre nicht so schlimm gewesen. Es war nicht angenehm, doch man konnte damit leben. In diesem Beruf wurde es einem rasch zur Gewohnheit, häufiger über die Schulter zu blicken. Ob bei der Sklavenjagd oder auf der Reise zu den verschiedenen Märkten, selbst im Schlaf mußte man auf das leise Tappen nackter Füße auf Deck horchen, das gedämpfte Flüstern eines aus der Hülle gezogenen Schwertes, das Knacken eines Gewehrhahns.
    Nein, es war nicht nur ein Überfall draußen, außerhalb der schützenden Mauer, den sie neuerdings fürchteten, sondern einer im Gildehaus selbst.
    Laheran folgte Yryn die Treppe hinauf in den Versammlungsraum des Gildemeisters, wo zehn Männer um den großen Eichentisch saßen.
    Keiner von ihnen stand im Rang eines Meisters,
    doch es waren zuverlässige Handlungsreisende, die meisten narbenbedeckt: hartgesotten und kampferfahren, Männer, die sich als Jäger und Abrichter betätigten, nicht nur als Händler.
    Der Gildemeister stellte ihn den Anwesenden vor. Laheran wechselte mit jedem Mann den Händedruck der Gilde, und jeder einzelne umklammerte

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