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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Arbeitskleidung
hatte sie auf einer Deponie gefunden. Einen Overall aus reißfestem Papier. Den trug
sie jetzt immer, wenn sie auf Erkundungstour ging. Sie reinigte ihn sehr vorsichtig
mit einer weichen Bürste, weil ihr das weiße Papier gefiel. Wenn man sie von Ferne
sah, konnte man sie für eine Imkerin halten.
    Die Aldi-Tüte erregte
ihr Interesse. Weil es ungewöhnlich war, dass jemand sich die Mühe machte, Müll
in einer Tüte wegzuschmeißen. Die Deponie war keine Tonne. Hier schleuderten die
Leute aus ihren Kofferräumen, was sie nicht mehr sehen konnten und wollten. Feli
Bohnstett streckte ihren Greifer nach der Tüte aus. Sie war schwer und der Greifer
brach ab.
    »Verfluchte Scheiße!«
Feli presste die Hände an die Schläfen. Der Greifer war das Beste, was sie in den
letzten Monaten auf dem Müll gefunden hatte. Verdammt, ausgerechnet … aber warum
war die Tüte so schwer? Feli watete ein Stück weit durch den Schrott. Aufpassen,
Alte, befahl sie sich. Sie hatte keinen Nerv für Wunden. Sie konnte nämlich kein
Blut sehen.
    Als sie nahe genug
herangekommen war, streckte sie die linke Hand aus und griff nach der Tüte. Erwischte
nur einen Zipfel. Die Tüte war verdammt noch mal wirklich schwer. Jetzt gehörst
du mir, dachte Feli. Dass irgendein Ding sie derart narrte! Noch ein Schritt zwischen
alten Autoreifen. Sie rutschte aus, fing sich mit Mühe. Feli war beleibt. Sie hatte
einen enormen Busen und einen ebenso enormen Bauch. Deswegen ging der Overall nicht
ganz zu. Aber das Gleichgewicht würde sie deshalb nicht gleich verlieren. Sie nicht.
    Ihre linke Hand
schnappte zu. Die Tüte an sich gepresst, wankte Feli zurück auf sicheren Grund.
Als sie in den Beutel hineinsah, fluchte sie. Wütend zog sie ein paar Zettel heraus.
    »Himmel, Arsch
und Gewitter!« Wegen einer Blechdose und einem Stapel Papier hatte sie ihren Greifer
geopfert! Gerade wollte Feli Bohnstett der Tüte einen Tritt verpassen und sie zurück
ins Müllnirwana befördern, als sie innehielt.
    Denn die Notizen
erinnerten sie an etwas. An früher. An eine Zeit, als sie einen Garten besessen
und an die Zukunft geglaubt hatte.
    Bevor reichlich
bescheuerte Dinge passiert waren.
    Sie machte es sich
auf dem Rand ihres Bollerwagens bequem und begann zu lesen.
     
     
    9
     
    »Zu Tode gefoltert.« Hardo hockte
sich neben Katinka.
    »Aber nicht hier.«
    »Nein.«
    Katinka schwieg. Die Morgensonne erwärmte das Areal, der Reiher war längst
weg. Eisvögel sah sie auch keine. »Ich fürchte, ich bin in dem Kanadier hier rübergekommen,
den der Mörder zum Transport der Leiche und für seine eigene Flucht genutzt hat.«
    »Dein Freund, der Nebel«, entgegnete Hardo kryptisch.
    »Verdammter Mist.«
    »Die Technik klemmt sich das Boot unter die Pupille. Ich werde meine liebe
Not haben, deinen Ausflug zu erklären. Und du kriegst vermutlich eine Anzeige. Noch
ist hier No-go-Area.«
    »Wenn du englisch
sprichst, klingst du zum Piepen«, erwiderte Katinka.
    Hardo legte ihr
die Hand auf die Schulter und drückte zu. Eine deutliche Warnung. Treib es nicht
auf die Spitze.
    »Max Walters«,
ruderte Katinka zurück. »Bamberger Staranwalt. Ich kenne das Gesicht aus der Zeitung.
Wieso foltert ihn jemand und bringt ihn dann um? Legt ihn kurz vor Eröffnung der
Landesgartenschau hier ab?«
    »Jedenfalls hat
er sämtliche Ohren, Finger und Hände.« Sabine Kerschensteiner, Polizeiobermeisterin,
setzte sich zu ihnen ins Gras. »Feucht hier.«
    »Ich hoffe, die
Damen fangen jetzt nicht an zu spekulieren«, juxte Hardo. »Ich hatte noch kein Frühstück.
Gnade.«
    »Ich auch nicht«,
sagten Katinka und Sabine gleichzeitig.
    »Dann bringen wir’s
hinter uns.« Hardo stand auf. »Halte dich bedeckt, Katinka. Nachrichtensperre. Kann
ich mich drauf verlassen?«
    »Niemand kann ernsthaft
was gegen die Landesgartenschau haben«, brummte Katinka, während sie langsam Richtung
ERBA-Turm gingen. Das verrottete Äußere, ein Überbleibsel der Spinnerei, wirkte
auf sie heute nicht malerisch, sondern bedrohlich. Irgendwie feindlich. Sie dachte
an Emma Theiss’ Behauptung, etwas Dunkles läge über der Stadt. Sie hatte recht.
Der strahlende April konnte darüber nicht hinwegtäuschen.
    »Ich glaube es
auch nicht«, drang Hardos Stimme in ihr Bewusstsein. »So, wie sie Walters zugerichtet
haben, sieht es nach einem Mord im Milieu aus.«
    »Wir nehmen ihn
auseinander. Mandanten, Geschäfte, Geschäfte hinter den Geschäften.« Sabine ballte
die Faust. »Mit seiner Sekretärin

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