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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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habe ich schon gesprochen. Sie steht unter Schock,
viel ist momentan aus ihr nicht rauszuholen.«
    »Ein Mord mit einer
verdammt abschreckenden Wirkung«, überlegte Katinka laut. Ihr war flau im Magen.
Was sie gesehen hatte, genügte ihr. Holzsplitter unter jedem einzelnen Fingernagel.
Gebrochene Nase. Geplatzte Lippen. Brandwunden.
    »Soweit ich weiß,
hat Walters nicht gerade für die sympathischen unter unseren Zeitgenossen gearbeitet«,
sagte Sabine.
    »Was meinst du
damit?«
    »Er mischte bei
richtig dicken Insolvenzen mit. Soll dabei mächtig getrickst haben.«
    »Gerüchte!«, knurrte
Hardo.
    Katinka zuckte
die Achseln. »Das machen Anwälte so. Walters ist dabei wohl jemandem in die Quere
gekommen. Oder jemand war mit der Dienstleistung nicht zufrieden.«
    »Letzteres, schätze
ich«, sagte Sabine.
    »Warum?«
    »Sein Tod ist zelebriert
worden. Soll sich vermutlich rumsprechen. Schaut her, so brutal können wir sein.«
    »Deshalb: Nachrichtensperre.
24 Stunden!« Hardo räusperte sich.
    »Vielleicht hat
er für die Falschen gearbeitet«, schlug Katinka vor. »Sich auf die verkehrte Seite
geschlagen und ist damit jemandem auf die Zehen getreten.«
    »Wir brauchen seine
Handydaten, Bewegungsprofile, E-Mails.« Hardo strich sich über die Glatze. »Kerschen-steiner,
fahren Sie Katinka heim?«
    »Fahr mich zu meinem
Fahrrad«, bat Katinka und hob die Hand, als Hardo protestieren wollte. »Ich kann
gut auf mich alleine aufpassen.«
    Hardo nickte resigniert
und küsste sie kurz auf die Wange. Mehr war nicht drin. Nicht hier, nicht jetzt.
    »Was ist mit dem
Haus in der Concordiastraße?«, erkundigte sich Sabine, als sie im Streifenwagen
saßen und die Gaustadter Hauptstraße entlang fuhren. »Hast du es jetzt endlich gekauft?«
    »Die Eigentümerin
wurde die Treppe in ihrer Villa runtergestoßen und liegt mit Gipsarm im Krankenhaus.«
    »Du machst Witze.«
    »Mache ich nicht.«
Katinka setzte Sabine rasch ins Bild. »Nach dem heutigen Morgen bin ich allerdings
umso mehr überzeugt, dass sich was ändern muss. Bieg hier ab! Irgendwo da unten
auf dem Radweg habe ich meinen Drahtesel stehen gelassen.«
    Sabine blinkte.
»Was meinst du mit ›ändern‹?«
    »So genau weiß
ich es selber nicht«, erwiderte Katinka. »Was Produktives, Starkes, Sauberes machen.
Ohne Kriminelle.«
    »Die Kriminellen
sind unser Job.«
    »Du meinst, wir
müssen ihnen dankbar sein, weil sie unser Gehalt bezahlen?« Katinka lachte überspannt.
»Weißt du, ich brauche einfach etwas Zusätzliches. Ich mag meine Arbeit. Aber ich
mag auch dieses alte Gemäuer. Habe mich in das Haus verguckt.« Oder in ein Bild
von dem Haus, das ich in meinem Kopf mit mir herumtrage, fügte sie im Stillen hinzu.
    »Wir sollten bei
Gelegenheit einen Kaffee trinken«, schlug Sabine vor. »Und ausführlich quatschen.«
    Katinka sah sie
von der Seite an. Langes, blondes Haar, die klassische Modelfigur. Auf dem harten
Karriereweg der bayerischen Polizei.
    »Und du? Bist du
zufrieden?«
    »Der Job ernährt
mich.« Sabine lachte. »Statt Kaffee zu trinken, könnten wir natürlich auch joggen
gehen.«
    »Ich rufe dich
an.«
    »Ich fürchte, ich
rufe dich früher an!« Sie trat auf die Bremse. Der Streifenwagen kam zum Stehen.
»Wegen …« Ihre Hand wies in die Richtung der ERBA-Insel. »Wir kriegen eine Soko,
sagt der Chef. Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob für mich da ein Platz
frei ist.«
    »Kopf hoch!« Katinka
kletterte aus dem Streifenwagen und ging zu ihrem Fahrrad. »Und melde dich, wenn
es was Neues gibt!«
    »Tschau!«
    Das Rad lehnte
im Gebüsch, wo Katinka es vor einigen Stunden zurückgelassen hatte. Dem Mörder hatte
eigentlich nichts Besseres passieren können, als dass sie sich den Kanadier schnappte
und in See stach. Warum habe ich das gemacht?, fragte sie sich, während sie sich
auf den Sattel schwang. Welcher Klabautermann hat meine Denke ausgetrickst?
    Sie trat kräftig
in die Pedale und als sie am Wehr vorbeisauste, sah sie Hardo auf der Brücke stehen
und angestrengt in sein Handy sprechen.
     
     
    10
     
    »Wo sind Sie denn?« Emma Theiss’
Stimme auf Katinkas Mailbox klang besitzergreifend und genervt gleichzeitig. »Linda
und ich brauchen Ihre Hilfe. Melden Sie sich.«
    Katinka legte das
Handy achtlos auf ihr Bett, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche.
    Ohr, Finger, Hand.
Leiche. Ein Haus, das zum Verkauf stand. Die Anzeige, die ihr drohte. Sie hörte
das Telefon klingeln, ging aber nicht hin. Kurz darauf läutete ihr

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