Rosenfolter
und hatte keine Hinweise auf einen Einbruch entdeckt. Aufgrund langer Erfahrung
wusste Katinka aber auch, dass älteren Leuten, vor allem älteren Damen vom Format
Linda Rooses, oft kein Glauben geschenkt wurde. Wie, Sie sind gefallen? Ach? Da
war jemand in Ihrem Haus? Haben Sie sich vielleicht erschreckt? Lief das Radio?
Hm? Na, haben Sie sich den Stoß vielleicht eingebildet?
Katinka hasste
es, wenn die Erfahrungen von Menschen nicht ernst genommen wurden. Daher ließ sie
sich mit der festen Überzeugung durch die Villa treiben, dass Linda Rooses Geschichte
der Realität entsprach und sich genau so zugetragen hatte, wie sie es berichtet
hatte.
Im Parterre befand
sich ein riesiges Wohnzimmer, das von einer mit Glasfenstern durchsetzten Schiebetür
von Esszimmer und Küche getrennt war. Die Räume versprühten einen altmodischen Charme
mit den vielen Beigetönen und geblümten Sofas. Dennoch wirkte alles sehr minimalistisch.
»Frau Roose mag
wohl keinen Nippes?«
»Sie verabscheut
Klimbim!«, bestätigte Emma Theiss. »Hier ist übrigens der Safe.«
Katinka streifte
Gummihandschuhe über.
»Die Kombination
wissen Sie nicht zufällig?«
»Doch, aber die
sage ich Ihnen nicht.«
»Wissen Sie, was
drin ist?«
»Ja!«
»Dann gehe ich
jetzt nach oben und Sie überprüfen den Inhalt. Könnte sein, dass der Einbrecher
ein geschickter Panzerknacker ist«, sagte Katinka.
»Jetzt weiß ich,
was Sie meinen!« Emma Theiss lachte. »Hauen Sie schon ab.«
Katinka ging nach
oben. Das Bad lag gleich auf der linken Seite und war ganz in einem dunklen Blaugrün
gehalten. Alles war geradezu penibel aufgeräumt.
Das Schlafzimmer
war irgendwann vergrößert worden, indem eine Wand in ein kleineres Zimmer zur Hälfte
herausgebrochen worden war. In dem Extra-Eck hatte Frau Roose eine kleine Bibliothek
eingerichtet. Regale vom Boden bis zur Decke. Die Bücher waren fein säuberlich einsortiert.
Das Bett im Schlafzimmer
war gemacht und mit einem bunt gemusterten Plaid abgedeckt. Es lagen keine Kleider
herum. Die Fenster waren gekippt und mit Schlössern versehen. Katinka versuchte,
sie ganz zu öffnen. Keine Chance, jedenfalls nicht auf die Schnelle.
Okay, dachte sie.
Kein Wunder, dass die Polizei einen Einbruch so gut wie ausschließt. Das Haus ist
ziemlich gut gesichert.
»Frau Palfy?«,
kam es von unten.
»Ja?«
»Alles im Lot.
Im Safe fehlt nichts.«
Katinka setzte
sich auf die Treppe. Irgendwo hier hatte Frau Roose gestanden und jemand hatte sie
gestoßen.
»Kommen Sie mal
rauf, Frau Theiss?«
»Schon unterwegs.«
»Sie spielen jetzt
Frau Roose und ich den Einbrecher.«
»Sie meinen, Sie
wollen herausfinden, warum Lindas Geschichte trotzdem glaubhaft ist? Obwohl nichts
auf einen Einbrecher hindeutet?«
»Wenn Sie bitte
hier im Treppenhaus stehen bleiben!« Katinka ging ins Schlafzimmer.
»Sie hat gesagt, sie hätte sich überall umgeschaut«, rief Emma Theiss ihr
nach. »Und ein dummes Gefühl gehabt. Als wenn jemand da ist.«
Sie redete weiter, aber Katinka achtete nicht mehr auf sie.
Linda Roose hat sich umgezogen, rekapitulierte sie. Katinka öffnete die
Schranktüren. Hier liegen aber keine Kleider herum, also hat sie das, was sie vorher
anhatte, sofort aufgeräumt. Kann sein. Sie ist Ordnungsfanatikerin. Na schön.
Wenn aber Frau Roose ihre Klamotten sofort weggehängt hatte, konnte sich
niemand im Schrank versteckt haben. Und das war der einzige Platz im Schlafzimmer,
wo man sich zur Not verbergen konnte.
»Sie sagte, sie hatte das Gefühl, jemand wäre im Zimmer gewesen«, murmelte
Katinka.
Emma Theiss steckte
den Kopf herein. »Überfallen Sie mich jetzt oder was?«
»Gleich!«
Katinka ging in
den Bibliotheksraum. Emma kam ihr nach.
»Die Wand hat Lindas
Mann herausbrechen lassen, als sie hier einzogen. Er wollte ein Ankleidezimmer.
Als Karl starb, wandelte sie es in ein Lesezimmer um.«
»Wandern Sie mal
im Schlafzimmer auf und ab. Ich bleibe hier. Quetsche mich in die Ecke. Können Sie
mich sehen?«
Emma Theiss probierte
es. »Nein. Also ein ideales Versteck.«
Katinka nickte.
»Der Einbrecher konnte hier im hintersten Winkel stehen und warten, bis Frau Roose
das Haus verlässt.«
»Aber wie kam er
herein?«
»Und wann?« Diese
Frage schien Katinka beinahe wichtiger als die erste. Schlösser konnte man überwinden.
Es gab Leute, die knackten jedes Schloss innerhalb von maximal 30 Sekunden.
»Haben Sie das
mit den abgetrennten Gliedmaßen mitgekriegt?«, fragte Emma Theiss
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