Rosenmunds Tod
strichen über das Fleisch, kneteten und massierten es, während seine Hand immer höher rutschte und unter den weiten Hosenbeinen verschwand. Als er den Stoff ihres Höschens berührte, durchfuhr ihn ein Schauer. Sie trug den Slip aus Seide, den er ihr vor ein paar Wochen geschenkt hatte. Swoboda grunzte.
Aus den Boxen des Fernsehers erklang ein dumpfes Dröhnen, das Fabelwesen klebte an einer virtuellen Felswand und rutschte langsam aus dem Bild. Die Spielzeit war abgelaufen.
Kerstin rümpfte die Nase und griff nach dem Rotwein.
Als sie die Flasche wieder abgesetzt hatte und ein neues Spiel starten wollte, nahm ihr Swoboda zärtlich, aber bestimmt die Steuerung aus der Hand. »Jetzt spielen erst einmal wir beide …«
3
Die Uhle war gerammelt voll, was an einem Sonntagabend erstaunlich war. Ulrich Kemper machte innerlich drei Kreuzzeichen, dass er rechtzeitig einen Tisch reserviert hatte. Andernfalls hätte er höchstens einen Vierertisch in der Nähe der Toiletten bekommen. Und für das, was er sich für heute Abend vorgenommen hatte, wäre das ein denkbar schlechter Ort gewesen.
»Natürlich sind wir die Ersten«, bemerkte Annette Roth mit zusammengekniffenen Lippen, wobei sie sich langsam aus der leichten Sommerjacke pellte. »Typisch für die Herrschaften.«
»Tu mir einen Gefallen«, gab Kemper mit einem Stoßseufzer zurück. »Halt heute Abend deine Klappe. Sturm ist ein Spießer wie aus dem Lehrbuch. Eine falsche Bemerkung und wir können einpacken.«
Einer der Kellner brachte sie an ihren Tisch in einer der Nischen am Fenster. Von hier aus konnten sie ohne große Anstrengung dem sommerlichen Treiben auf dem Dr.-Ruer-Platz zusehen.
»Kommt der Herr Staatsanwalt eigentlich alleine? Oder schleppt er seine Taschenträgerin mit?«, wollte die drahtige Enddreißigerin wissen.
»Still«, zischte Kemper über den Tisch. »Sie kommen.«
Roth drehte sich um. Im Eingang des Lokals war Baldur Sturm, leitender Staatsanwalt für Betrugssachen, aufgetaucht, Claudia Goeke, seine Dezernentin, äußerlich eine imponierende Erscheinung, im Schlepptau. Zum Zeichen des Erkennens hob der Jurist die Hand, während er sich den beiden am Tisch näherte.
»Guten Abend, Herr Hauptkommissar«, dröhnte sein sonorer Bass und drückte Kemper die Hand. »Frau Goeke kennen Sie?«
»Aber natürlich«, bestätigte Kemper mit einem herzlichen Lächeln. »Meine Kollegin Frau Roth dürfte Ihnen ebenfalls nicht unbekannt sein.«
Roth schluckte insgeheim. So höflich und zurückhaltend trat ihr Chef sonst nur auf, wenn sie, was äußerst selten vorkam, einen wichtigen Fall in den Sand gesetzt hatten.
Irgendwie brachten sie das Begrüßungsritual hinter sich. Sturm plumpste neben Kemper auf den bequemen Stuhl, schob die Unterarme ein Stück vor, sodass die Ärmel seiner maßgeschneiderten Anzugjacke zurückrutschen mussten und ein protziges Goldkettchen am rechten Handgelenk sichtbar werden konnte.
Roth lächelte. »Vielleicht sollten wir angesichts der Hitze mit einer kleinen Erfrischung beginnen?« Sie wollte ihrem Chef bezüglich der Zuvorkommenheit nicht nachstehen.
»Gern«, sagte Sturm und kam umgehend zur Sache: »Sagen Sie mal, Kemper, was verschafft Frau Goeke und mir überhaupt diese Einladung? Am Telefon sprachen Sie von einer extrem wichtigen Sache.«
»Stimmt«, bestätigte Kemper. »Aber werfen wir doch erst mal einen Blick in die Karte.«
Sturm nickte seiner Dezernentin zu, worauf sie nach einer der bereitgelegten Speisekarten griff. Wahrscheinlich geht die noch nicht mal ohne Erlaubnis aufs Klo, durchfuhr es Roth.
»Hoffentlich ist es wirklich wichtig«, versuchte Sturm einen Witz. »Die Uhle ist nicht gerade billig. Und wenn ich sonntags ohne Grund aus meinem Garten gelockt werde, kann ich fürchterlich hungrig werden.«
»Keine Sorge«, gab Kemper zurück. »Ich bin meinem Geldbeutel nicht böse.«
Schweigend durchfurchten die vier das Angebot an Speisen. Kemper wählte das Zanderfilet, Sturm Lamm und Roth Filetspitzen. Lediglich Goeke begnügte sich mit einem preisgünstigen vegetarischen Gericht.
»Na dann, Kemper, legen Sie los«, forderte Sturm den Kripobeamten auf, nachdem der Kellner mit ihrer Bestellung abgedackelt war. »Noch weiß ich nicht, was ich als Nachspeise wähle.«
»Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl«, sprang Kemper ins kalte Wasser. »Und zwar schnell.«
Goeke nippte kurz an ihrem Mineralwasser und sah auf. »Das ist alles? Dafür haben Sie uns hergebeten?«
»Es geht um Hans
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