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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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Olga Dada angemeldet. Ich habe ihn nach Bratislava gefahren und in eine schlecht einsehbare Nebengasse gestellt. Es passierte, was ich erwartet hatte: Nach zwei Stunden und dreißig Minuten war er geklaut. Sicher hat er bereits einen neuen Besitzer in Russland gefunden. Oder er dient in Rumänien als Ersatzteillager.«
    »Und wieso reden Sie dann dauernd von Kunst?«
    »Sie findet ihre Auslöser immer in scheinbar trivialen Ereignissen. So auch bei mir. Nach dem ersten Mord spürte ich den Keim einer künstlerischen Idee. Ich wusste von Anfang an, dass sie gedeihen und sich unter meiner Hand entfalten würde. Diesmal konnte ich auch nichts ausplaudern.«
    »Was für eine Idee meinen Sie?«
    »Mein Werk sollte die letzten Tabus in der Kunst brechen. Es waren immer diese Tabubrüche, die zur Weiterentwicklung der Menschheit geführt haben. Ich rede hier nicht von Morden. Ich rede von Installationen.«
    »Sie haben aus nackter Gier nach Geld und Ruhm getötet.« »Die Idee bemächtigte sich meiner immer mehr. Jetzt weiß ich, dass es stimmt: Nicht der Künstler bestimmt über sein Werk, sondern sein Werk über ihn. Die Selbstverwirklichung liegt nicht im Handeln, sondern in der Hingabe an die Idee.«
    »Was Sie meinen, ist schlicht der Blutrausch.«
    Albin wusste nicht, was er davon halten sollte. War Gregoritsch klinisch verrückt? Vielleicht würde Bergmann gleich auftauchen und mit einer souveränen Tat diesen Wahnsinn beenden. Wenn Sarah und er das hier überlebten, würde er sich bei dem Chefinspektor entschuldigen. In aller Form. »Wissen Sie, was ich denke?«, sagte er. »Sie konnten nach Ihrem Mord an Markovics nicht mehr in den Spiegel sehen. Deshalb haben Sie sich diesen Schwachsinn zusammengereimt und ihn am Ende selbst geglaubt.«
    »Wollen Sie auch wissen, was ich denke?«, gab Gregoritsch zurück. »Dass Sie vielleicht doch kein großer Autor werden, sondern bloß ein seichter Schundliterat. Vielleicht kann ich Ihnen ja noch helfen. Ich hatte von Anfang an so ein Bedürfnis, etwas an Sie weiterzugeben.«
    »Helfen Sie mir bitte in puncto Olga Dacia weiter.«
    »Ich wusste gar nicht, dass sie Marko begleitet hatte. Ich wusste nicht einmal, dass sich die beiden am Ende doch kennen gelernt hatten.« In wehleidigem Ton fügte er hinzu: »Es war unfair von Marko, mich in diesem Punkt zu belügen.« Es klang, als halte Gregoritsch den Werbetexter nachträglich für einen gemeinen Spielverderber.
    »Es gab also eine Mitwisserin, von der Sie nichts ahnten.«
    »Ich war tatsächlich überrascht, als sie anrief und nach Marko fragte. Sie hatte sein Ende nicht mitbekommen und bot sich so für den zweiten Teil meines Projektes an.«
    »Sie haben sie beruhigt und sie in Markovics’ Namen nach Wien gebeten.«
    »Sie hatte einen schönen Tod. Sie starb voller Hoffnung und mit ihrer Liebe im Herzen. Darauf kommt es am Ende an: in welcher Stimmung man stirbt. Nicht darauf, wie lange man lebt.«
    »Sie sind ein Schwein.«
    »Ich bin ein Künstler.«
    »Sie sind ein Mörder.«
    »Ich bin mit meinem Werk einzigartig.«
    »Einzigartig unter den Lebenslänglichen in der Strafanstalt, die auf Sie wartet.«
    »Sie verderben mir noch den Tag mit Ihren ständigen Ausfälligkeiten. Dabei hat er so schön angefangen. Es war einer von denen, die ich ohne Angst vor dem Tod erlebe. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Am Ende werden Sie mich verstehen. Sie werden mir sogar dankbar sein. Vielleicht werden Sie meine wahre Geschichte schreiben und dafür sorgen, dass die Kunstwelt meine Arbeit diskutiert.«
    »Haben Sie mich deshalb immer zum Tatort gelotst?«
    »Es gehörte zu dem Projekt. Nennen Sie es Öffentlichkeitsarbeit. Ich mochte Sie auch. Ich mochte den Künstler, der in Ihnen steckt. Es gefiel mir, wie Sie mir trotz aller Zweifel immer mehr vertrauten.«
    Albins Hoffnung, Gregoritsch noch zu stoppen, schwand. Der Mann war nicht kalkulierbar. »Ihr nächstes Opfer war Zimmermann«, sagte er. »Er hat herausgefunden, dass Sie den Fronleichnamsmörder geschrieben hatten, und kam so auf die richtige Spur. Sie mussten auch ihn beseitigen.«
    »Da irren Sie. Er hätte mir mit seinem Wissen nicht gefährlich werden können. Die Polizei hätte mir etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt und ich hätte etwas vorsichtiger agieren müssen.«
    »Warum musste er dann sterben?«
    »Zimmermann war ein spießiger Dummkopf. Ich erinnere mich, wie er den Fronleichnamsmörder zum Unfug erklärte. Das tat damals weh. Es hat mir

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