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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Salomon
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wussten. »Schön, nicht wahr?«, sagten sie zueinander. »Ja, beeindruckend.« Sie zertraten den Kies, schossen Fotos, jammerten ein wenig über den Wind und vergaßen das alles bei der Rückfahrt schon wieder. Wieder daheim, notierten sie das Ausflugsziel für den Fall, dass sie Besuch aus dem Ausland oder aus den Bundesländern haben würden.
    Vor Albin steuerte ein kleiner Bus auf das Römerdenkmal zu. Er griff zum Telefon und wählte Gregoritschs Nummer. »Was ist das für ein Fahrzeug?«
    Gregoritschs Stimme krächzte ein wenig. Auch er schien in dieser Nacht wenig geschlafen zu haben. »Machen Sie sich nicht gleich in die Hosen. Das sind Schulausflügler.«
    »Um diese Zeit?«
    »Das ist normal.«
    Albins Mund war trocken. Er war keine Maschine mehr. Er verfügte über einen menschlichen Körper. Der war allerdings ausgelaugt genug, um jeden Moment zu Staub zu zerfallen.
    »Sind Sie das in der weißen Mühle?«, fragte Gregoritsch.
    »Ich fahre einen Citroën.«
    »Dann sehe ich Sie kommen.«
    Auf einmal hatte Albin das sichere Gefühl, dass das Verbrechen, dessentwegen er hier war, schon in vollem Gange war. Und dass nur er es sehen konnte. Bloß wusste er nicht, wo.
    »Ist Bergmann schon da?«, fragte er.
    Doch Gregoritsch hatte aufgelegt.
    Albin durchquerte zum vierten Mal innerhalb von zwei Wochen die Unterführung vor dem Heidentor. Aus der Nähe betrachtet war die Welt dort nicht mehr so heil. Abseits auf einem brachliegenden Acker stand ein Helikopter der Bundespolizei. An vier Seiten wurde das Monument von Einsatzfahrzeugen der niederösterreichischen Gendarmerie flankiert. Zwei weitere Gendarmeriewagen parkten links und rechts vom Zufahrtsweg. Ein ziviler Opel Kombi war ebenfalls da. Bergmanns schwarzer BMW hingegen fehlte. Albin sah auf die Uhr. Es war knapp nach acht. Er war schneller als erwartet gewesen.
    Der Bus stand bereits auf dem Parkplatz. Gregoritsch hatte Recht gehabt. Halbwüchsige Kinder versammelten sich um eine hagere Frau in einem wehenden Kleid. Die Gruppe machte sich zur Besichtigung bereit. Albin verstand nicht, weshalb die Gendarmen das zuließen. Sein Herz schlug rasend schnell. Was um Himmels willen war da im Gang?
    Da läutete sein Handy. »Hallo?«
    Sarah? Nein. Er hörte ein Räuspern und dann eine raue Männerstimme. Es klang, als hätte der Mann, dem sie gehörte, schon lange kein Wort mehr gesagt. Er redete in einem militärisch scharfen Befehlston. »Halten Sie genau dort an, wo Sie jetzt sind.«
    Diese Stimme kannte er doch. Sie war bloß durch Heiserkeit entstellt. Bergmann?
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Albin, hielt aber schon an, mit zwei Rädern in dem staubigen Wiesenstreifen neben der Straße.
    »Raten Sie.«
    Nein* das war nicht Bergmann. Albin sackte erleichtert im Sitz zurück. Es war Gregoritsch. »Weil Telefonieren am Steuer verboten ist«, sagte er.
    »Falsche Antwort.«
    »Was ist los?«, fragte Albin genervt.
    »Weil sonst Ihre Freundin tot ist.«
    Für einen Augenblick blieb die Zeit stehen. Der Himmel war fahlblau und die kühle Herbstsonne glänzte darin. Das Gras war trocken und vom Wind flach gedrückt, der Hubschrauber stand wie eine zu sinnloser Größe mutierte Libelle auf dem Acker, und die Gendarmen waren Statisten in einem Stück, das sie nicht kannten.
    Albins erster Gedanke war, dass Sarah noch lebte. Sonst hätte der Mann am Telefon wohl kaum damit gedroht, sie zu töten. Dass dieser Mann Gregoritsch war, ließ ihn kalt. Anscheinend konnte sich hinter jeder Maske ein Perverser verbergen. Wenn er, Albin, Vertraute ausgerechnet unter Mordverdächtigen gesucht hatte, war er selbst schuld.
    »Mit dieser Karre nach Rumin und zurück zu fahren ist ein gewagtes Kunststück«, sagte Gregoritsch.
    »Danke, falls das ein Kompliment gewesen sein soll.«
    »Ich bin beim Heidentor. Ich kann Sie sehen. Gleich wird ein Gendarm bei Ihnen sein. Nennen Sie Ihren Namen. Er ist über Ihre Ankunft informiert. Sagen Sie ihm, Sie würden sich gleich beim Einsatzleiter melden. Sie hätten nur noch ein Telefonat zu erledigen.«
    »Ich habe schon etwas anderes vor.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie witzig sein können.«
    »Ich hatte daran gedacht, Sie verhaften zu lassen und anschließend zu feiern.«
    »Ihre schöne Sarah war nicht sehr begeistert, als ich sie aus Ihrer Absteige geholt habe.«
    »Wo ist Sarah?«
    »Das erfahren Sie früh genug.«
    Der Mann war verrückt, dachte Albin. Wieso war ihm das nicht gleich aufgefallen? Gregoritsch war ein

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