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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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den Sternenhimmel und davor einen Baukran. Wenn sie den Kopf etwas drehte, sah sie Licht durch einen Zaun schimmern, und sie erkannte das Gebäude: die Pflegestation von Brant Hill. Sie trugen sie zur Baugrube des neu geplanten Gebäudes.
    Wallenberg stolperte, und Tobys Schultern rutschten ihm aus den Händen. Er ließ sie fallen. Ihr Kopf landete so heftig auf dem Boden, daß ihre Kiefer zusammenklappten. Ein Schmerz schoß ihr in die Zunge. Sie schmeckte Blut im Mund.
    »Himmel noch mal«, murmelte Wallenberg.
    »Carl«, sagte Monica mit harter, flacher Stimme. »Seht zu, daß ihr sie hinschafft.«
    »Scheiß drauf. Mach
du
es doch!«
    »Nein, das ist dein Job. Diesmal machst
du
dir die Hände dreckig. Und Gideon genauso. Jetzt bring es hinter dich.«
    Wallenberg holte noch einmal tief Luft. Wieder hoben sie Toby auf und schleppten sie schnaufend zur Grube. Dort blieben sie stehen. Toby konnte Wallenberg direkt ins Gesicht sehen, aber den Ausdruck darin konnte sie im Mondlicht nicht erkennen.
    Sie sah nur ein dunkles Oval und die flatternden Haare, als er sie zur Seite schwang und dann losließ.
    Zwar war sie auf den Aufprall gefaßt gewesen, aber der plötzliche Schlag nahm ihr doch die Luft. Für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Erst mit der Zeit konnte sie wieder etwas erkennen. Über ihr war ein rundes Stück Himmel mit einer Handvoll Sterne zu sehen. Sie lag also auf dem Grund eines Lochs. Von den Seitenwänden rieselte ihr Erde in die Augen. Sie warf den Kopf auf die Seite und spürte Kies unter der Wange.
    Die beiden Männer entfernten sich.
Jetzt,
dachte sie.
Das ist und bleibt meine einzige Chance.
Sie kämpfte mit den Fesseln, warf sich auf die eine Seite, dann auf die andere. Erde fiel von oben auf sie, wenn sie gegen die Wände der Grube trat. Es ging nicht. Hand- und Fußgelenke waren zu fest zusammengebunden, und der einzige Effekt ihres Reißens und Zerrens war, daß die Hände gefühllos wurden. Doch an ihrer Wange begann ein Klebestreifen, sich aufzurollen. Sie zog ihr Gesicht über den Kies und scheuerte sich die Haut wund. Langsam löste sich der Streifen.
    Schneller. Schneller.
    Der Staub, den sie aufwühlte, zwang sie zum Husten, und sie bekam das Gefühl zu ersticken. Wieder pellten sich zwei Zentimeter von dem Streifen ab. Ihre Lippen waren frei. Sie holte Luft und schrie los.
    Oben am Rand der Grube erschien eine Gestalt und sah herunter. »Niemand kann Sie hören«, sagte Monica. »Das Loch ist ziemlich tief. Morgen wird es zu sein. Dann gießen sie die Fundamente.« Sie trat zurück, als die Männer wiederkamen, diesmal mit einer der Leichen. Sie warfen sie hinein. Sie landete neben Toby, der Kopf schlug gegen ihre Schulter. Sie prallte zurück, stieß gegen die Wand ihrer Höhle, und wieder rieselte Erde auf ihr Gesicht.
    So sieht also dein Ende aus. Drei Gerippe in einer Grube. Zugedeckt von einer Betonschicht.
    Die Männer gingen wieder, um die andere Leiche zu holen.
    Noch einmal schrie Toby um Hilfe, aber ihre Stimme schien in dem tiefen Loch gefangen zu sein.
    Monica kroch oben an den Rand. »Es ist kalt heute nacht. Alle haben ihre Fenster geschlossen«, sagte sie. »Da hört keiner was.«
    Toby schrie.
    Monica warf ihr eine Handvoll Erde ins Gesicht. Toby mußte husten, drehte sich weg und sah wieder die Leiche neben ihr liegen. Monica hatte recht. Niemand hörte zu, niemand vernahm ihren Hilferuf.
    Die Männer kamen zurück. Sie schnauften vor Anstrengung.
    Die zweite Leiche fiel zu ihr herab.
    Sie landete direkt auf Toby. Die Abdeckplane legte sich über ihr Gesicht und bedeckte es. Unter dem Gewicht des Körpers konnte sie sich kaum bewegen. Aber die Stimmen von oben hörte sie und auch die Schaufel, die in die Erde gestoßen wurde.
    Die erste Ladung landete auf Tobys Beinen. Sie versuchte, die Erde herunterzuschütteln, aber da kam schon die zweite Schaufel, die dritte.
    »Warten wir auf Gideon«, sagte Monica. »Er muß auch dabeisein.«
    »Er kommt und macht dann den Rest. Wir machen solange einfach weiter«, sagte ihr Mann. Er brummte, und die nächste Ladung prasselte auf die Leichen herunter und rieselte in Tobys Haare. Noch einmal versuchte sie, sich unter dem Gewicht der Körper zu bewegen. Die Plane rutschte ein Stückchen weg. Sie konnte wieder sehen und starrte zu den drei Gestalten am Rand der Grube hinauf. Sie schienen es zu spüren und schwiegen für einen Moment.
    »In Ordnung«, sagte Monica dann. »Füll auf.«
    »Nein!« schrie Toby. Aber die

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