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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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selber weiter.« Er warf ihr die Schaufel vor die Füße. »Ich habe genug getan.«
    Sie griff danach und musterte ihn einen Augenblick lang. »Ja, das nehme ich an«, sagte sie schließlich. »Und jetzt steckst du genauso tief drin wie Richard und ich.« Sie holte tief Luft, stellte den Fuß auf das Schaufelblatt und wollte gerade die nächste Ladung hinunterwerfen.
    Da sagte Richard: »Yarborough kommt.«
    Wallenberg drehte sich um und sah Scheinwerfer auf sie zukommen. Yarboroughs schwarzer Lincoln bog in den Schotterweg ein und blieb vor dem Bauzaun stehen. Die Fahrertür ging auf und fiel wieder zu.
    Helles Licht beleuchtete die Baugrube. Wallenberg stolperte zurück und hielt geblendet die Hand vor die Augen. Er hörte die Reifen eines anderen Wagens im Schotter durchdrehen, noch einmal zwei Türen zuschlagen und dann Fußtritte.
    Er blinzelte, als die Silhouetten sich plötzlich vor dem Scheinwerferlicht bewegten.
Das ist nicht Yarborough,
dachte er.
Wer dann?
Zwei Männer kamen auf sie zu.
    Frische Luft strömte in ihre Lungen, so kalt, daß sie in Kehle und Bronchien weh tat. Sie holte noch einmal Luft und noch einmal, hustete, sog sie wieder in tiefen Zügen ein. Etwas wurde ihr auf das Gesicht gedrückt. Sie wehrte sich dagegen, schlug nach den Händen, die ihren Kopf hielten. Sie hörte Stimmen.
    Zu viele, um einen von ihnen zu erkennen. Alle redeten durcheinander.
    »Geben Sie ihr den Sauerstoff!«
    »Sie wehrt sich dagegen …«
    »Hey, ich brauche Hilfe! Ich kriege die I.v.-Kanüle nicht rein.«
    Sie wand sich, krallte sich blindlings fest. In der Ferne leuchtete ein Licht, und sie kämpfte, um den Weg dorthin freizubekommen, bevor das Licht wieder in der Dunkelheit verschwand.
    Doch ihre Arme waren wie gelähmt. Etwas drückte sie nieder.
    Die Luft, die sie atmete, roch nach Gummi.
    »Toby – hör auf, dich zu wehren!« Sie spürte eine Hand, die ihr Gelenk faßte, als wolle sie sie aus dem Dunkeln emporziehen.
    Und plötzlich schien jemand einen schwarzen Vorhang vor ihren Augen wegzureißen. Sie tauchte auf in eine Flut hellen Lichts. Sah Gesichter auf sich herabschauen. Sah noch mehr Lichter, blaue und rote, die sich drehten.
Schön,
dachte sie.
    Diese Farben – so wunderschön.
Ein Funkgerät krachte. Die Polizei war da.
    »Kommen Sie mal, Doc, und sehen Sie sich das an«, sagte der Cop.
    Dvorak reagierte nicht. Er sah der Ambulanz nach, deren Rücklichter auf dem Schotterweg auf und ab tanzten. Sie würden Toby ins Springer Hospital bringen. Dort sollte sie heute nacht nicht allein sein, dachte er. Ich werde bei ihr sein. Ich möchte bei ihr sein. Bei ihr bleiben.
    Er drehte sich zu dem Cop um und merkte, daß er nicht ganz fest auf den Beinen stand. Er zitterte sogar. Die Nacht war zum künstlichen Tag geworden. All die Streifenwagen, all dieses Licht. Und draußen am Bauzaun hatten sich Zuschauer eingefunden – die üblichen Neugierigen, die es an einen Unglücksort zog, an einen Tatort. Doch die hier waren älter als normalerweise. Es waren Bewohner von Brant Hill, die die vielen Sirenen gehört hatten und sehen wollten, was passiert war. In ihren Bademänteln waren sie hergekommen und standen nun wie bei einer Prozession am Zaun und starrten durch den Maschendraht in die Baugrube hinab, wo jetzt zwei Leichname unbedeckt auf dem Boden lagen. Daß sie das in lockerer Stimmung ließ, konnte man gerade nicht erwarten. Dafür war ihnen der Tod wohl schon zu nah, als daß ihnen auch noch muntere Bemerkungen eingefallen wären.
    »Detective Sheehan wartet auf Sie«, sagte der Cop. »Er ist der einzige, der sie sich bisher genauer angesehen hat.«
    »Wen?«
    »Die Leiche.«
    »Noch eine?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Dvorak stolperte hinter dem Cop hinterher in Richtung Zaun.
    »Sie lag im Kofferraum des Wagens«, keuchte der Cop und kletterte weiter.
    »Von welchem Wagen?«
    »Dr. Yarboroughs Lincoln. Der, dem wir vom Howarth-Gebäude hierhergefolgt sind. Sieht so aus, als habe er noch im letzten Augenblick etwas zur Beerdigung beisteuern wollen.
Das
haben wir nun nicht erwartet, als wir den Kofferraumdeckel aufmachten.«
    Sie gingen an der Gruppe alter Zuschauer vorbei zu Yarboroughs Wagen, der neben dem Zaun stand.
    Detective Sheehan stand neben dem offenen Kofferraum. »Heute abend kommt es dicke«, sagte er.
    Dvorak schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich heute abend noch mehr verkrafte.«
    »Sie sind aber okay, Doc, oder?«
    Dvorak sah ihn an und dachte an die vor ihm liegende Nacht.
    An

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