Rotes Haar - Herz in Gefahr!
Schöneres hätte sich Gideon für seine Mutter gar nicht wünschen können.
Ihm war allein wichtig, dass sie es noch einmal zulassen konnte, sich einem Mann zu öffnen und an eine gemeinsame Zukunft zu glauben. Seitdem Lexie und Lucan verheiratet waren, durfte die schreckliche Vergangenheit endgültig ruhen und Platz machen für etwas Neues.
Allerdings stellte das auch Gideons vorgefasste Einstellung zur Liebe infrage.
Er nickte. „Die beiden sind ein großartiges Paar.“
„Ja, das sind sie wirklich. Und nachdem die Polizei sich endlich gemeldet hat, und Richard Newman sich zu den Anschlägen bekannt hat, musst du deine Zeit auch nicht mehr mit mir verschwenden.“ Automatisch hielt Joey die Luft an, um den sengenden Schmerz in ihrem Innern ertragen zu können. Obwohl sie doch eigentlich froh sein sollte, dass ihre Zwangsgemeinschaft beendet war.
Gideon gefiel es gar nicht, wie lässig sie ihn abservierte. Joeys übertrieben gute Laune störte ihn gewaltig.
„Was geschieht jetzt mit ihm?“, fragte Joey und ging im Kopf schon die möglichen Anklagepunkte durch.
Gideon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wahrscheinlich sitzt er irgendwann bei dem gleichen Psychiater wie seine Exfrau.“
Sie lachte. „Alter Zyniker! Und wieder einmal Wasser auf deine Mühle, oder? Ein weiteres Beispiel für dich, was eine Ehe anrichten kann.“
„Was eine schlechte Ehe anrichten kann“, korrigierte er entschieden.
„Machst du da etwa Unterschiede?“
„Das geradezu demonstrative Liebesglück innerhalb meiner eigenen Familie scheint doch Eindruck auf mich zu machen“, gestand er lächelnd.
„Das bezweifle ich“, kam es knapp zurück. „Aber egal. Hauptsache, wir sind Newman endlich los.“
Die ganze letzte Zeit über war Gideon davon ausgegangen, dass er immense Erleichterung empfinden würde, wenn er Joey aus seinem Leben streichen konnte. Er hatte endlich wieder in seine gewohnte Ordnung zurückkehren wollen. Aber das herbeigesehnte befreite Gefühl wollte sich einfach nicht einstellen …
Im Grunde wusste er gar nicht, was er empfand. Doch es war definitiv nicht die erwartete Erleichterung.
„Wir sehen uns dann morgen bei der Arbeit.“
Ihre nüchterne Abschiedsfloskel zwang Gideon dazu, sich wieder auf Joey zu konzentrieren, die mit großen Augen zu ihm aufsah. Wider Willen hatte er seine Vorurteile ihr gegenüber abbauen müssen, seit er sie näher kannte.
Aber das Schlimmste für ihn war: Er hatte nicht geahnt, wie unschuldig sie in sexueller Hinsicht war. Mühsam schüttelte er diesen Gedanken ab. „Ja, wir sehen uns dann morgen …“
Joey wusste nicht genau, was in ihm vorging, aber sie hatte eine Vermutung. Wahrscheinlich belastete ihn, dass seine Mutter diesen Sommer wieder heiraten wollte. Und Molly hatte ja unmissverständlich klargestellt, dass sie sich um ihn die meisten Sorgen machte, nachdem seine Brüder glücklich verheiratet waren.
Doch die Hoffnungen der älteren Dame auf eine Romanze zwischen ihr und Gideon waren pure Fantasie.
Entschlossen wandte sich Joey der Eingangstür zu. „Dann eine gute Nacht.“
„Joey!“
„Was?“ Fragend sah sie ihn an und klammerte sich dabei unbewusst an die Türklinke.
Gideon wusste keine Antwort auf ihre Frage. Er wollte sich schlicht und ergreifend noch nicht von ihr verabschieden, aber wie könnte er das zugeben? „Ich hoffe, du kannst heute Nacht besser schlafen.“
Sie lächelte schwach. „Die frische Luft in Schottland hat mich ziemlich müde gemacht.“
„Trotzdem …“
Warum fährt er nicht einfach nach Hause? wunderte sie sich. Wenn er sich noch länger auf dem Bürgersteig herumdrückt, werde ich ihm womöglich irgendwann anbieten, mit in meine Wohnung zu kommen. Und in mein Bett!
„Fahr vorsichtig!“, rief sie ihm zu.
„Soll ich dich morgen früh abholen?“
„Gideon, nun fahr einfach!“, drängte sie. „Wir mussten schon das ganze Wochenende unter den Augen deiner Mutter höflich miteinander umgehen. Mich hat das wirklich erschöpft. Auch wenn es dir offensichtlich keine Schwierigkeiten bereitet.“
Natürlich ging es ihm genau wie ihr! Trotzdem … oder gerade deshalb brachte Gideon auch kein Wort heraus.
Zum ersten Mal in seinem Leben überlagerten Emotionen sein logisches Denken und schalteten es sogar teilweise aus. Damit konnte er nur schwer umgehen. Und warum es ihm so zuwider war, in sein steriles Apartment zurückzukehren, wusste er schon gar nicht.
Gideon zwang sich zu einem Lächeln. „Ich muss
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