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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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    PROLOG
     
    D ie Menschen waren in Aufruhr. Sintara spürte das penetrante Hin und Her ihrer Gedanken, lästig wie ein Schwarm Stechmücken. Die Drachin fragte sich, wie die Menschen überhaupt hatten überleben können, wenn sie ihre Gedanken nicht für sich behalten konnten. Die Ironie dabei war, dass sie weder die Kraft noch den Verstand hatten, die Gedanken ihrer Artgenossen zu verstehen. Und das obwohl sie keine Grille, die ihnen im Kopf herumspukte, für sich behalten konnten. Torkelnd stolperten sie durch ihr kurzes Leben und verstanden dabei weder Ihresgleichen noch sonst ein Wesen auf der Welt. Welch ein Schock war für Sintara die Erkenntnis gewesen, dass die Menschen keine andere Möglichkeit der Verständigung hatten, als Laute auszustoßen und anschließend, wenn das Gegenüber antwortete, zu raten, was es mit seinen Lauten wohl meinte. »Sprechen« nannten sie das.
    Kurz verzichtete sie darauf, das Bombardement an kreischenden Stimmen auszublenden, um herauszufinden, was die Drachenhüter derart in Aufruhr versetzt hatte. Wie üblich waren ihre Sorgen völlig unzusammenhängend. Einige fürchteten um die kranke Kupferdrachin – als ob sie ihr in irgendeiner Weise helfen konnten. Sintara fragte sich, warum sie um die sieche Kupferne herumscharwenzelten, anstatt ihren Pflichten gegenüber den anderen Drachen nachzukommen. Sie hatte Hunger, und heute hatte ihr niemand etwas gebracht. Noch nicht einmal einen Fisch.
    Lustlos stapfte sie zum Fluss hinab. Doch es gab nicht viel zu sehen außer einem Streifen Kies und Schlick, Schilf und ein paar dürren Schösslingen. Ein paar matte Sonnenstrahlen fielen ihr auf den Rücken, spendeten aber kaum Wärme. Keinerlei Wild trieb sich hier herum. Vielleicht gab es ein paar Fische, aber die Anstrengung, die nötig war, um einen zu fangen, war das kurze Vergnügen, ihn zu fressen, nicht wert. Wenn ihr allerdings jemand einen Fisch brächte …
    Sie dachte daran, Thymara zu rufen und ihr aufzutragen, für sie auf die Jagd zu gehen. Nach dem, was Sintara von den Hütern gehört hatte, würden sie wohl so lange an diesem verlassenen Ufer verharren, bis der Kupferdrache entweder wieder auf den Beinen oder tot war. Sollte der Rote sterben, gäbe es eine ordentliche Mahlzeit für den Drachen, der als Erster zur Stelle war. Aber das wäre Mercor, fiel ihr mit einiger Bitterkeit ein. Der Golddrache hielt Wache. Sintara spürte, dass er Gefahr für den Kupfernen argwöhnte. Doch hütete er seine Gedanken und ließ weder die Drachen noch die Hüter wissen, was er dachte. Das allein schon ließ Sintara stutzig werden.
    Wäre sie nicht so wütend auf ihn gewesen, hätte sie ihn rundheraus gefragt, welche Gefahr er fürchtete. Aber er hatte den Hütern ihren wahren Namen verraten, ohne dass sie ihn gereizt hatte. Nicht nur Thymara und Alise, ihren eigenen Hütern, hatte er ihn verraten, was schlimm genug gewesen wäre. Nein, er hatte ihren Namen hinausposaunt, als wäre das sein gutes Recht. Dass er und die meisten anderen Drachen beschlossen hatten, ihren Hütern ihren wahren Namen anzuvertrauen, war ihr völlig egal. Mochten sie ruhig so blauäugig und vertrauensselig sein, das kümmerte sie nicht. Sie mischte sich nicht in die Angelegenheiten zwischen Mercor und seiner Hüterin. Wieso aber hatte er sich dann die Freiheit genommen, ihre Beziehung zu Thymara ins Ungleichgewicht zu bringen? Jetzt, da das Mädchen ihren wahren Namen kannte, blieb Sintara nur zu hoffen, dass es mit diesem Wissen nichts anzufangen wusste. Kein Drache vermochte zu lügen, wenn jemand mit seinem wahren Namen die Wahrheit beschwor oder den Namen bei einer Frage richtig einsetzte. Gewiss vermochte der Drache die Antwort zu verweigern, aber er konnte nicht lügen. Genauso wenig war ein Drache in der Lage, eine Abmachung zu brechen, die er mit seinem wahren Namen geschlossen hatte. Mercor hatte diesem Menschlein mit der Lebensspanne eines Fischs eine unverschämte Machtfülle verliehen.
    Sintara fand am Fluss eine freie Stelle und legte sich auf die von der Sonne gewärmten Steine, schloss die Augen und seufzte. Sollte sie schlafen? Nein. Auf dem kühlen Grund zu schlummern, war nicht sonderlich verlockend.
    Widerwillig öffnete sie erneut ihren Geist, um zu erfahren, was die Menschen vorhatten. Jemand jammerte, weil er Blut an den Händen hatte. Die ältere ihrer beiden Hüterinnen war innerlich zerrissen, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie zu ihrem Ehemann zurückkehren und ihr Leben in

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