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Rotes Meer

Rotes Meer

Titel: Rotes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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wollte. Oder sie verließ.«
    »Am besten, wir fangen mit der Befragung an den Türen an«, sagte Winter und sah auf seine Armbanduhr. »Wir bekommen bald Verstärkung.«
    Er betrat das Haus, die Tür stand offen. Es roch in etwa, wie es in allen Treppenhäusern gerochen hatte, die er in fast zwanzig Jahren Dienst bei der Kripo betreten hatte: alt, es roch alt, unabhängig davon, ob die Häuser kürzlich renoviert worden waren oder nicht. Der Mann auf der Treppe, das war er, Winter.
    Treppenhäuser haben einen unverwechselbaren Geruch. Vielleicht kam es vom Stein, vielleicht von den Menschen, die die steinernen Stufen hinauf- und hinuntergingen. Alle rochen ungefähr gleich, sahen ungefähr gleich aus, weiß oder schwarz, lange Nasen, platte Nasen, krause Haare, glatte Haare, überhaupt keine Haare. Nach Essen roch es immer, stark, sauer, süß, scharf. In diesem Treppenhaus hing der Geruch von Gewürzen, vielleicht Nelkenpfeffer, Muskatnuss, Zimt, gesättigt, kräftig. In Jimmy Foros Laden gab es ein hohes Regal voller Gewürze. Es war unbeschädigt. Die meisten Gewürze waren in Tüten abgefüllt, nicht in Gläsern, wie sonst in Schweden üblich. Das Regal stand links von der Tür, am Rand des roten Meeres. Dort drinnen hatte Winter nur für einen Moment den Duft von Chili und einer Currymischung wahrgenommen.
    In Jimmy Foros Flur roch es nach nichts, und von dem blendenden Tageslicht draußen war hier nicht viel zu sehen. Alle Jalousien waren so fest geschlossen, wie es nur ging, vielleicht, um den Eindruck und die Empfindungen zu dämpfen, wenn jemand die Wohnung zum ersten Mal betrat, nachdem der Bewohner nie mehr eintreten würde.
    Es war fast halb acht. Der erste Tag, dachte Winter, halb acht am ersten Tag. Irgendwann gestern oder in aller Frühe am selben Morgen hatte Jimmy die Wohnung verlassen und war zu Jimmy’s gegangen, und dort war er geblieben. Der Laden war in den letzten beiden Jahren rund um die Uhr geöffnet gewesen. Ein Fehler, dachte Winter, während er immer noch im dunklen Flur stand. Es ist ein Fehler, Läden während der frühen Morgenstunden offenzuhalten. Das kann gefährlich werden.
    Mit welcher Art Verkehrsmittel hatte Jimmy seinen Arbeitsweg zurückgelegt? Sie wussten es nicht. Sie kannten nur seine Adresse, das war bis jetzt alles. Außer Reinholz’ Taxi hatte kein Auto auf dem Parkplatz vor dem Laden gestanden. Keine Fahrräder oder Mopeds. Die Entfernung zwischen Jimmys Wohnung und dem Laden betrug an die sieben Kilometer Luftlinie. Wenn man mit dem Auto oder Fahrrad fuhr, waren es bestimmt mehr als zehn Kilometer.
    Winter nahm sein Handy hervor und wählte die Nummer von Bergenhem, der sich immer noch am Tatort aufhielt.
    »Hallo, hier ist Erik.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Ich bin gerade erst reingekommen. Aber mir ist was eingefallen. Überprüf mal, ob es irgendwo in der Umgebung weitere Fahrzeuge gibt, in den Büschen, auf dem Feld, auch bei den Häusern am Ende des Fußwegs.«
    »Wonach suchen wir?«
    »Jimmy Foros Transportmittel.«
    »Okay.«
    »Und wie Aziz und Rezai dorthin gekommen sind.«
    »Okay.«
    »Wie sieht’s bei dir aus?«
    »Es trocknet langsam und fängt an zu riechen. Der Laden riecht nicht mehr nach Curry.«
    »Was ist mit den Gaffern?«
    »Die meisten haben sich nach Hause verzogen. Wir haben mit so vielen wie möglich gesprochen. Es sind ja keine Leute aus der Nachbarschaft umgebracht worden.«
    »Die waren doch Nachbarschaft genug«, sagte Winter. »Es war der Laden des Viertels.«
    »Aber keiner war verwandt mit ihnen«, sagte Bergenhem. »Damit nehmen es die Leute hier sehr genau.«
    »Quatsch, jedes Volk nimmt das genau.«
    Bergenhem antwortete nicht.
    »Falls du Kinder siehst, Jungs, versuch sie einzufangen.«
    »Okay.«
    »Bildlich ausgedrückt. Benutz kein Lasso, Lars.«
    »Musst du nicht eine Wohnung untersuchen, Erik?«
    »Bis bald.« Winter drückte auf Aus und steckte das Handy in die Brusttasche.
    Er ging durch den Flur und betrat vorsichtig das Wohnzimmer.
    In Sekundenschnelle erkannte er, dass in den vergangenen Stunden noch jemand dort gewesen war.

4
    D as Licht versuchte zwischen den Lamellen der Jalousien einzudringen, aber die Person, die vor Winter hier gewesen war, war nicht gewaltsam eingedrungen. Keine Tür, kein Fenster war beschädigt. Woher wusste Winter, dass jemand hier gewesen war? Er wusste es einfach. Er war schon durch so viele fremde Wohnungen gewandert. Durch Hunderte von Wohnungen im Lauf der Jahre. Hatte sich

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