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Rotglut

Rotglut

Titel: Rotglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liliane u Rist Biggi Skalecki
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politisch betrachtet, echt eine Alternative.
    Aber grundsätzlich sind die Ansichten ihres Vaters steinzeitlich, und die Studentenbewegung und diese ›ganze rote Bande‹ gehen ihm doch mächtig gegen den Strich. Und ihrer Mutter erst. ›Kind, heirate einen Arzt, Papi kennt doch so viele durch die Rotarier, da ist doch bestimmt ein Sohn aus bestem Hause für dich dabei.‹
    ›Sind doch alles Muttersöhnchen‹, denkt sie dann jedes Mal. Obwohl, Che und Gue kommen ja auch aus gutem Hause. Das ist das Einzige, was die Eltern tröstet, dass der Umgang, den sie pflegt, doch sehr manierlich und respektabel ist. Mama spielt sogar regelmäßig mit Ches Mutter Bridge. Wenn ihre Eltern wüssten, mit welchen Gedanken ihre Tochter sich trägt, würden sie sie wahrscheinlich einsperren lassen.
    Das Mädchen hat die weißlackierten Gartenmöbel auf den Rasen geschleppt und ein paar kalte Bierflaschen zum weiteren Kühlen in einen Eimer mit Eiswürfeln aus der Gefriertruhe unter den Tisch gestellt. Auf Gläser müssen die Jungs verzichten, aber das machen sie ja meist sowieso. Zum Rauchen hat sie nichts, nur ein paar läppische Zigaretten, immerhin die französischen Gauloises.
    Sie streicht den Zeitungsartikel glatt, den sie den beiden zeigen will, wenn sie ihn nicht schon selbst gelesen haben. Irgendwie sind die Italiener doch nicht die Machos, für die sie sie gehalten hat. Lassen die den Sossi doch tatsächlich nach 35 Tagen wieder frei und haben noch nicht einmal die Inhaftierten dafür gekriegt. Was für Waschlappen!
    Aber übel zugerichtet haben sie den Sossi. Ein Foto zeigt ihn, vor der Fahne der Brigate Rosse sitzend wie ein Häufchen Elend, das Gesicht ordentlich vermöbelt. Sie weiß nicht, ob sie das wirklich könnte, einem Wehrlosen so das Gesicht zu zerschlagen.
    Vara ist gespannt, wie die beiden Männer ihren Plan finden werden. Lange hat sie gegrübelt, jeden einzelnen Schritt immer und immer wieder durchdacht. Die ganze Aktion birgt überhaupt kein Risiko, sogar einen Namen hat sie sich bereits für das Unterfangen überlegt. ›Kommando Spartakus‹. Er hat sich immerhin seinen Unterdrückern offen entgegengestellt, dieser Spartakus. Von den Namen der RAF-Kämpfer hat sie nach einiger Überlegung lieber Abstand genommen, nicht dass man ihre eigene Aktion noch mit der RAF in Verbindung bringt. Sie hatte ursprünglich ›Kommando Andreas‹ oder vielleicht auch ›Aktion Inge‹ in Erwägung gezogen, aber ›Aktion Inge‹ hört sich dann doch wirklich eher wie ein Aktionstag für Dauerwellen im Friseursalon an, den ihre Mutter immer besucht.
    Nein, Spartakus ist in Ordnung. Außerdem hatte sich vor zig Jahren auch der Spartakusbund den antiken Gladiator zum Vorbild genommen. Somit befindet sie sich mit dieser Namensschöpfung also in einer mehr oder weniger historischen Tradition.
    »Moin, Vara, mach schon mal die Bierchen auf.« Zwei kühle Hände legen sich um ihren Hals und drücken spielerisch zu. Che und Gue müssen durch das Gartentor gekommen sein, ohne dass sie es bemerkt hat. Vara greift nach den Händen und befreit sich von ihnen. Als sie sich umdreht, blickt sie in Gues grinsendes Gesicht. Sie schubst ihn von sich.
    »Setzt euch, Jungs, ich habe einen Plan. Bombensicher, ohne Risiko, und am Schluss stehen wir mit ein paar Hunderttausend Mark in den Taschen da. Ein paar Kröten behalten wir für uns, sozusagen für unsere Mühe, den Rest schicken wir nach Chile oder so.«
    »Stopp, mal nicht so schnell. Du willst doch wohl nicht Ernst machen mit dem Hirngespinst von neulich, das war doch alles Humbug. Träumereien, noch besser gesagt: völliger Stuss.«
    Das Ziegenbärtchen, in gelbem T-Shirt mit Peace-Zeichen, lässt sich fassungslos auf einen Gartenstuhl fallen und nimmt einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche, die ihm Vara geöffnet hingestellt hat.
    »Moment mal, lass sie doch erst mal erzählen, was sie sich so ausgedacht hat.« Der Dunkelhaarige hat seine Haare zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden, nun hebt er die Arme, um sich das Haargummi erneut um den kurzen Stummel zu schlingen.
    »Uah, Gue, lass mal deine Arme unten, da hängen ja Haare raus, als hättest du junge Katzen drunter.« Che schüttelt sich.
    »Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, mach ich mir da noch rosa Gummis drum, da hast du dann was zu glotzen.« Gue droht ihm spielerisch mit der Faust.
    »Jungs, hört auf mit dem Blödsinn«, geht Vara dazwischen, »setz dich hin, du Affe, und nimm dir ein Bier. Also schaut

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