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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Maeda
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anzuschneiden. Miza schien es ebenfalls für beendet zu sehen, denn sie stützte ihr Kinn auf ihre verflochtenen Hände und sah Aki fröhlich an. „Du hast sicher Fragen, oder?“, begann sie sanfter als erwartet.
    Aki lächelte und nickte. „Ich bin mir nicht sicher, wie weit ich nachfragen kann. Anscheinend gab es zwischen dir und meiner Mutter viel böses Blut.“
    Über das schöne Gesicht ihrer Tante huschte ein Schatten. „Sie hat mich niemals erwähnt, nehme ich an“, sagte sie und räusperte sich. Aki nickte. „Ich bin bisher der Meinung gewesen, dass ich außer meiner Mutter keine lebenden Verwandten mehr habe.“
    „So schlimm war es also.“ Miza sah nicht auf, als der Kellner ihnen den kühlen Riesling einschenkte und dann wieder verschwand. „Deine Mutter und ich haben seit fast zwanzig Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt“, sagte sie schließlich. Aki schluckte. Der Bruch zwischen den Schwestern schien sehr tief zu sein, wenn sie so lange keinen Kontakt gehabt hatten. Nicht einmal die Geburt ihrer Tochter schien Midori dazu  bewegt zu haben, sich bei ihrer älteren Schwester zu melden. ´
    „Ich war damals sehr jung, gerade sechzehn Jahre alt. Wir lebten in einem Vorort von Tokio. Warst du schon einmal dort?“
    Aki nickte. „Zwei- oder dreimal, als mein Vater noch lebte.“
    „Dann hast du vielleicht mitbekommen, wie es in den Familien dort zugeht. Zu der Zeit, als Midori und ich in die Pubertät kamen, war es sehr streng. Ich hatte oft das Gefühl zu ersticken, eingeklemmt zwischen prügelnden Lehrern und unseren Eltern, die uns bei jedem Schritt kontrollierten. Ich wollte selbstständig werden und meine“, sie lächelte, „innersten Bedürfnisse ausleben. Also verließ ich unser Zuhause und zog mit meinem damaligen Freund zusammen.“
    „Und deswegen ist meine Mutter so wütend auf dich?“, fragte Aki verwirrt und nippte probeweise an ihrem Wein. Er prickelte auf der Zunge, und sie nahm noch einen Schluck.
    „Nein, nicht nur deswegen. Dass ich sie einfach verließ war schlimm für sie, aber nicht so schlimm, dass sie zwei Jahrzehnte kein Wort mehr mit mir wechseln würde. Was sie derart verärgerte, und was auch unsere Eltern dazu bewog, mich innerhalb der Familie nicht mehr zu erwähnen, war mein Beruf. Ich sagte dir ja, dass ich besondere Bedürfnisse hatte. Also suchte ich mir eine Arbeit, in der ich mich ausleben konnte.“
    Aki runzelte die Stirn. Ihre Tante lachte bei dem Anblick. „Was denkst du?“
    „Du wurdest zur Hure?“, rutschte es Aki heraus. Sie wurde rot. „Entschuldige, ich wollte nicht … “
    „Du liegst nicht ganz falsch“, erwiderte Miza ruhig. „Ich arbeitete als professionelle Domina.“
    Aki wäre fast das Glas aus der Hand gefallen, und sie starrte die elegante Frau vor sich groß an. Tausend Fragen lagen ihr auf der Zunge – aber alles, was sie hervorbringen konnte war: „Domina?“
    Miza schien sich an ihrer Fassungslosigkeit zu weiden. „Ja, Domina“, erwiderte sie.
    „Das … also … “ Aki trank hastig noch einen Schluck Wein. Sie war nicht so entsetzt, wie ihre Tante es vielleicht gerade annahm. Vielmehr spürte sie eine leise Faszination in sich erwachen.
    „Das heißt, du peitscht Männer aus und folterst sie?“, fragte sie dennoch skeptisch. Miza schüttelte den Kopf. „Es ist kein sinnloses Verprügeln und Quälen, wenn es um die Beziehung einer Domina und ihrem Herrn geht“, sagte sie sehr ernst. „Im Gegenteil – diese Beziehung basiert zu allererst auf Vertrauen. Vieles geschieht im Kopf. Das muss ich in meinem Beruf steuern können.“
    Aki legte den Kopf leicht schief. „Und Lucius ist dann dein Zuhälter?“
    Wieder schüttelte Miza den Kopf. „Lucius ist der Besitzer eines Clubs, für den ich arbeite. Er bietet an den Wochenenden Veranstaltungen für die besser betuchten Bürger an und engagiert feste Mitarbeiter, die auf diesen Veranstaltungen den Gästen, nun ja, zur Hand gehen und das Abendprogramm bestreiten.“
    „Klingt für mich doch nach Bordell“, erwiderte Aki.
    „Du solltest es dir vielleicht selbst anschauen, damit du siehst, was für eine Art Club es ist“, schlug Miza vor. Aki fuhr zurück, und diesmal war es an ihr, heftig den Kopf zu schütteln. „Nein. Nein, das ist nichts für mich.“
    „Du solltest das nicht zu schnell sagen“, beruhigte Miza sie. „Ich möchte es dir nur anbieten, damit du dir selbst einen Überblick verschaffen kannst. Und natürlich ist Lucius da.“
    Aki fühlte

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