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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Armen in der Luft herum und dirigierte die Gruppen und Besucher in die Reihen. Endlich schienen alle einen Platz gefunden zu haben. Nur das Brautpaar fehlte noch – und Kommissarin Ingrid Nyström. Gerade als sie zu Hause aus der Tür gegangen war, hatte sie auf dem Aufschlag ihres Jacketts einen Make-up-Fleck entdeckt, groß wie ein Daumenabdruck. Nun war der Fleck zwar beseitigt, dafür verströmte ihre Jacke den beißenden Geruch von Waschbenzin. Als sie verstohlen durch die Kirchentür schlüpfte, begann gerade die Orgel zu spielen, Mendelssohns Hochzeitsmarsch. In Erwartung des Brautpaares drehten sich die Leute zu ihr um. Mit verkniffener Miene huschte sie auf den Platz, der in der zweiten Reihe für sie reserviert war. Der Pastor warf ihr einen kurzen, genervten Blick zu. Zum Glück kannte sie ihn gut, es war ihr Mann, Anders, und was das Genervtsein anging, stand es jetzt unentschieden, denn sie hatte sich am Morgen bereits über eine Spur aus Schmutzwäsche geärgert, die Anders von ihrem gemeinsamen Schlafzimmer unter dem Dach bis hinunter in den Waschkeller hinterlassen hatte. Man würde reden müssen, so viel war klar, aber wohl nicht jetzt. Leicht verschwitzt sortierte sie sich und ihre Notenblätter, dann war es so weit. Alle erhoben sich, das Brautpaar betrat die Kirche und schritt feierlich im Takt des Hochzeitsmarsches zum Altar. Anders lächelte nun; gütig, was das anging, war er Profi. Auch Braut und Bräutigam lächelten. Sie trug einen Traum aus Seide und Spitze, die Haare zu einer Art kunstvollem Bienenkorb aufgetürmt und mit weißen Blüten verflochten; er einen farblich abgestimmten Frack mit Zylinder. Die Braut war Ingrid Nyströms Nichte Rosa-Marie, Jungunternehmerin in Maniküre und Bio-Kosmetik. Der Bräutigam war Björn-Erik, Verwaltungsangestellter der Kommune Växjö, Fachgebiet Liegenschaften.
    Als Onkel fand Pastor Anders persönliche und originelle Worte, flachste ein wenig und gratulierte Björn-Erik zu seinem guten Fang. In der Predigt griff er das Thema Partnerschaft und Respekt auf. Ingrid Nyström musste dabei an seine schmutzigen Socken auf der Treppe denken. Nach dem Ringtausch und dem Kuss, der für ihren Geschmack ein wenig zu lang und innig ausfiel, sangen alle gemeinsam Nun kommt die Zeit der Blumen . Nach den Fürbitten war ihr Auftritt vorgesehen. Als sie nach vorne trat, wurde es still. Ingrid Nyström war dafür bekannt, eine der berührendsten Altstimmen Smålands zu haben. Sie sang, ihr Neffe Carl, Rosa-Maries Bruder, begleitete sie dazu auf der Violine. Es war einer dieser ganz besonderen Momente. Die Sonne warf Lichtquader durch die hohen, klaren Fenster in den alten Raum. Das Licht zersplitterte und spannte Netze über Kleid und Schleier der Braut. Der Mutter des Bräutigams liefen die Tränen über die gepuderten Wangen. Als der letzte Ton verklungen war, schniefte jemand vernehmlich in den hinteren Reihen. Sogar sie selbst spürte Rührung, vielleicht lag das aber auch ein wenig an den Dämpfen des Waschbenzins.
    Nach dem Gottesdienst wurde vor der Kirche Reis geworfen und es gab ein großes Umarmen und Händeschütteln. Dann brauste das Brautpaar unter Applaus und anfeuernden Rufen in einem blumengeschmückten Sechzigerjahre-Sportwagen mit offenem Verdeck davon; nach Umziehen und Frischmachen würden sie im Laufe des Nachmittags wieder zu den Feiernden stoßen. Natürlich hatte irgendein Scherzkeks eine Schnur mit leeren Dosen hinten am Auto befestigt, die nun klappernd über den Schotterweg sprangen. Ingrid Nyström gratulierte den Eltern des Brautpaares, im Gegenzug dankte man ihr für den bewegenden Gesangsvortrag. Sie fühlte sich in ihren Pumps nicht wohl, schon in flachen Schuhen fand sie sich zu groß, außerdem versanken die Absätze im groben Kies des Kirchenvorplatzes und die Steine zerkratzten den Lack. Ingrid Nyström unterhielt sich kurz mit ihren Nachbarinnen Kajsa und Ingegerd, nickte ihren Töchtern Sophie und Marie zu, winkte den Enkeln Marcus, Noah, Thea, Jonna und Hampus. Später, auf der Feier, würden sie Zeit füreinander haben. Sie stöckelte zu ihrem Toyota. Im Auto zog sie sich die Pumps aus und begutachtete den Schaden, den der Schotter angerichtet hatte. Dann schlüpfte sie in braune Halbschuhe. Der Plan sah vor, dass die Hochzeitsgesellschaft auf einen Bauernhof in der Nähe von Åby fahren würde. Dort, auf dem Grundstück der Eltern des Bräutigams, fand das eigentliche Hochzeitsfest statt. Nyström steckte die zerkratzten Pumps

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