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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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über den Druck meiner Werke oft in Streit; er war leichtsinnig, ich war hitzig. Aber in Geldsachen wie in allem, was damit in Verbindung steht, habe ich ihn, obgleich ich nie einen förmlichen Vertrag mit ihm abgeschlossen hatte, stets genau und redlich gefunden. Er ist sogar auch der einzige, der mir offen gestanden hat, daß er gute Geschäfte mit mir machte, und oft hat er mir gesagt, daß er mir sein Vermögen verdankte, und einen Theil davon angeboten. Da er mir seine Dankbarkeit nicht unmittelbar beweisen konnte, wollte er sie mir wenigstens in meiner Gefährtin bezeugen, der er eine lebenslängliche Pension von dreihundert Franken aussetzte, indem er zugleich in dem Documente erklärte, daß es aus Dankbarkeit für den Gewinn geschähe, den ich ihm verschafft hätte. Es wurde dies unter uns persönlich geregelt ohne Prahlerei, ohne Stolz, ohne Aufsehen, und hätte ich nicht zuerst zu jedermann davon gesprochen, so würde es niemand erfahren haben. Ich war von dieser Handlungsweise so gerührt, daß ich mich Rey von dieser Zeit an mit wahrhafter Freundschaft angeschlossen habe. Einige Zeit darauf wünschte er mich zum Pathen eines seiner Kinder. Ich nahm es an, und es ist in der Lage, in die man mich versetzt, mit mein Hauptschmerz, daß man mir jegliches Mittel geraubt hat, späterhin meiner Pathin und ihren Eltern meine Anhänglichkeit in nutzbarer Weise an den Tag legen zu können. Weshalb bin ich, der ich für die glanzlose Großmuth dieses Buchhändlers so dankbar bin, es so wenig für die geräuschvollen Diensterweisungen so vieler vornehmer Leute, die das Weltall pomphaft mit all dem Guten erfüllen, das sie mir ihrer Behauptung nach haben thun wollen und von dem mir nie etwas zu Theil geworden ist. Ist es ihre Schuld? Ist es die meinige? Sind sie nur eitel? Bin ich nur undankbar? Möge der verständige Leser selbst erwägen und entscheiden. Ich für meine Person schweige.
    Diese Pension war für Theresens Unterhalt eine große Hilfsquelle und für mich ein großer Trost. Allein sonst war ich sehr weit davon entfernt, einen unmittelbaren Nutzen für mich daraus zu ziehen, eben so wenig wie aus allen Geschenken, die man ihr machte. Sie hat stets selbst über alles verfügt. Wenn ich ihr Geld aufbewahrte, legte ich ihr treulich Rechnung darüber ab, ohne davon je einen Heller für unsere gemeinschaftlichen Ausgaben zu berechnen, selbst wenn sie reicher war als ich. Was mir gehört, ist unser, sagte ich zu ihr, und was dir gehört, ist dein. Nie habe ich aufgehört, nach diesem Grundsatze, den ich ihr oft wiederholt habe, gegen sie zu verfahren. Diejenigen, die die Gemeinheit gehabt haben, mich zu beschuldigen, daß ich durch ihre Hände angenommen, was ich mit meinen eigenen zurückwies, beurtheilten mein Herz ohne Zweifel nach dem ihrigen und kannten mich sehr schlecht. Das Brot, welches sie verdient, würde ich gern mit ihr essen, nie das, was sie als Geschenk erhalten hätte. Ueber diesen Punkt berufe ich mich auf ihr Zeugnis schon jetzt und wenn sie mich nach dem Laufe der Natur überlebt. Leider ist sie in haushälterischen Dingen in allen Stücken wenig erfahren, wenig sorgfältig und sehr verschwenderisch, nicht aus Eitelkeit oder Leckerhaftigkeit, sondern lediglich aus Nachlässigkeit. Niemand ist hienieden vollkommen, und da ihre vortrefflichen Eigenschaften einen Ausgleich verlangen, so sehe ich an ihr lieber Fehler als Laster, wenn diese Fehler auch vielleicht uns beiden mehr Leiden bereiten. Die Mühe, die ich mir wie ehedem für Mama so auch für sie gegeben habe, ihr eine kleine Summe zusammenzusparen, die ihr eines Tages als Hilfe dienen könnte, ist undenkbar, aber es war stets verlorene Mühe. Beide haben sich nie selbst klare Rechenschaft abgelegt, und aller meiner Anstrengungen ungeachtet ist alles immer wieder fortgegangen, wie es gekommen ist. Wie einfach Therese sich auch kleidet, hat Reys Pension doch nie für ihren Putz gereicht, so daß ich noch jedes Jahr von dem Meinen habe zuschießen müssen. Beide sind wir nicht dazu geschaffen, weder sie noch ich, je reich zu werden, und ich rechne das wahrlich nicht unter mein Unglück.
    Der » Contrat social « wurde ziemlich rasch gedruckt. Mit Emil, auf dessen Erscheinen ich wartete, um mich meinem Plane gemäß zurückzuziehen, war es nicht der Fall. Duchesne schickte mir von Zeit zu Zeit Druckproben zur Auswahl; hatte ich sie getroffen, so begann er doch nicht, sondern schickte mir noch wieder andere. Als wir endlich über Format und

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